Schliengen 600 Hektar unter der Lupe

Weiler Zeitung
Volker Kühnle entnimmt dem Bohrkern Erde aus verschiedenen Bodenschichten. Foto: Jutta Schütz Foto: Weiler Zeitung

WasserschutzgebietBodenproben des Landes zur Kontrolle des Nitratgehalts

Auf den Äckern und Obstwiesen zwischen Bahnlinie und Rebbergen in Schliengen wird derzeit nicht nach Öl gebohrt. Der große Traktor, der dort unterwegs ist, und Bodenproben über Bohrungen entnimmt, bewegt sich im Wasserschutzgebiet. Regelmäßig im Herbst zwischen Mitte Oktober und Mitte November wird dort im Auftrag des Landes Baden-Württemberg der Nitratgehalt im Boden untersucht.

Von Jutta Schütz

Schliengen. In Schliengen ist dies eine Fläche von 600 Hektar, die im Bereich der Trinkwassergewinnung liegt, sagt Sonja Bierer vom Landratsamt Lörrach, das die Probenentnahmen koordiniert. Bierer ist zuständig für die Wasserschutzzonen.

Der Bohrer wird mit kurzen, lockeren Schlägen rund 90 Zentimeter tief in den Boden gehämmert, damit die Bodenstruktur authentisch wiedergegeben wird. Gerd und Volker Kühnle aus Ihringen haben in diesem Jahr den Auftrag für die Bodenprobenentnahmen bekommen. Auf einer Fläche von einem Hektar erfolgen rund acht „Einstiche“, sprich Probebohrungen.

Schliengen ein „Problemgebiet“

Volker Kühnle entnimmt aus dem Bohrkern drei Schichten Erde in je 30 Zentimeter Abstand und füllt sie in unterschiedliche Behälter. „So können wir sehen, wie hoch der Nitratgehalt von der Oberfläche bis in die tieferen Schichten ist“, erklärt Vermessungstechniker Anton Huber. Die Bodenproben werden an ein Labor in Ehrenkirchen zur Auswertung geschickt. Die Ergebnisse gehen auch an das Landratsamt und an das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg. Verglichen werden sie mit Vorjahreswerten – „wenn die Werte zu hoch sind, gibt es zum Ausschluss von Fehlern eine Zweitbeprobung“, so Bierer.

Problematisch sind Nitratwerte in Wasserschutzgebieten mit landwirtschaftlich genutzten Flächen, die regelmäßig gedüngt werden. Das ist in Schliengen, aber auch in Efringen-Kirchen auf rund 370 Hektar sowie in Grenzach-Wyhlen und auf einer kleinen Fläche bei Weil der Fall. Ab einem Wert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter Wasser gilt ein Wasserschutzgebiet als Sanierungsgebiet. „Unter 25 Milligramm pro Liter ist es ein Normalgebiet, zwischen 25 und 50 Milligramm ein Problemgebiet“, sagt Bierer.

Bad Bellingen hat in der Wasserschutzzone Normalwerte, Schliengen gehört zum „Problemgebiet“. Denn hier gibt es Maisäcker, Erdbeer- und Spargelfelder, dazu einige Gemüsefelder. Getreide entzieht dem Boden mehr Nitrat als Spargel oder Gemüse: die Wurzeln dieser Pflanzen sind zu kurz. Beim Mais kam in diesem trockenen Jahr hinzu, dass die Düngung spät erfolgte, also noch viel Nitrat im Boden ist. „In den Obstanlagen sind die Werte wegen des Grünlandanteils eher unproblematisch – daher sind Probebohrungen hier ein guter Vergleich zu den Äckern nebenan“, teilt die Wasserschutzexpertin mit.

In den 90er Jahren waren Nitratwerte aufgrund hoher Düngung teilweise noch über 70mg/l üblich. Doch Nitrat im Trinkwasser ist besonders für Säuglinge und Menschen mit kranker Darmflora gefährlich. Seit Jahren versucht man durch andere Bewirtschaftung die Nitratwerte in Wasserschutzzonen zu senken, oft mit Erfolg. Die Einstufung einer Fläche als Problem- oder Sanierungsgebiet bedeutet, dass eine Ackerbewirtschaftung besonderen Auflagen unterliegt.

Besondere Ackerbewirtschaftung

Nach der Ernte sollen Zwischenpflanzungen, etwa von Senf oder Phacelia, den Nitratstickstoff binden. Abgeerntete Maisfelder dürfen nur gemulcht werden, wenn dem Mais gleich Wintergetriede folgt. „Eine tiefe Bodenbearbeitung setzt zu viel Stickstoff frei“, sagt Bierer.

Die Landwirte erhalten einen Ausgleich dafür, dass sie Auflagen einhalten. Mit den Bodenproben wird festgestellt, ob die Auflagen eingehalten wurden. Bierer lobt: „Die allermeisten Landwirte halten sich an die Vorschriften“. Diejenigen, die nachlässig sind, werden extra überprüft, Unterlagen zur Düngung und der Düngungszeitpunkte werden angefordert. „Notfalls müssen wir Strafen aussprechen“, sagt Bierer. Denn unbelastetes Trinkwasser ist ein hohes Gut.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading