Schliengen (sih). „Und woni uffem Schnidstuehl sitz für Basseltang und Liechtspöh schnitz, se chunnt e Hexli wohlgimuet, und frogt no frei: Haut’s Messer guet"“ Ein richtiger Schnidstuehl, auch Faulenzer oder Schindelbock genannt, stand vor der liebevoll gestalteten Spruchtafel mit Johann Peter Hebels Gedicht vom „Hexlein“ – und prompt zeigte ein Besucher, wie man dieses früher weit verbreitete Gerät bediente. Nebenan, an der hölzernen Weinschenke, verkündete ein aus Messing gearbeiteter Schriftzug das Motto des ersten Schliengener Fests im Geiste Hebels: „Ne freudig Stündli, isch’s nit e Fündli"“ Hier trug eine Schallsinger Seniorin ein Gedicht des Mundartautoren Gerhard Jung vor. Das Fest muss sich noch etablieren, doch zur Premiere am Wochenende verbrachten etliche Besucher im Schwarzwaldblick an der Straße nach Mauchen freudige „Stündli“ im Grünen. Die Festveranstalter Hanna und Hansdieter Beuschel und ein Dutzend Helfer aus der Umgebung hatten sich mit der schön gestalteten Schenke, Sitzgelegenheiten und Sonnenschirmen, Blumenschmuck und Spruchtafeln mit Hebelgedichten und -zitaten viel Arbeit gemacht und ein einladendes Ambiente geschaffen, um anlässlich des 255. Geburtstags von Hebel einen gemütlichen Treffpunkt zu bieten. Zum Festbetrieb meinte Hansdieter Beuschel: „Am Samstag ging es bis Mitternacht.“ Als langjähriger Bewohner des Hebeldorfs Hausen im Wiesental hat er eine besondere Beziehung zum 1760 geborenen Dichter, der in Hausen einen guten Teil seiner Kindheit verbrachte. Hebels Geburtstag wird dort seit nunmehr 155 Jahren gefeiert. Alle 25 Jahre fällt diese Feier besonders üppig aus, und bei den großen Hebelfesten 1985 und 2010 hatte auch Beuschels Weinschenke die Festgäste in Hausen zum Verweilen eingeladen. Im Ruhestand haben der Modellbauer und die Industriekauffrau ihr Domizil in den Weinort Schliengen verlegt. Auch hier baut Beuschel emsig weiter, und junge Festgäste amüsierten sich mit seinen stabilen Kran- und Baggermodellen. Als Schliengener Neubürger offerierten die Veranstalter Wein sowie Brot und Hausmacherwurst von der Schliengener Familie Brendlin und Kuchen von, so Beuschel, „nette Lüt“ aus der Umgebung. 2016, so kündigte er an, soll es erneut ein Frühlingsfest im Geiste Hebels geben.