Wenn die Anzahl geheimer Abstimmungen in einem beratenden Gremium wie dem Ortschaftsrat ein Hinweis auf die Brisanz eines Bauvorhabens ist, dann gehört der geplante Pferdestall in Obereggenen zu den besonders heiklen Projekten im Ort. Von Jasmin Soltani und Claudia Bötsch Schliengen-Obereggenen. Zweimal musste die achtköpfige Runde Abstimmungszettel ausfüllen, bevor dem Bauantrag, über den bereits im vorigen Jahr kontrovers diskutiert worden war, dann doch einhellig zugestimmt wurde. Standort des Stalls verlegt wegen Bedenken des Landratsamts Im Oktober vorigen Jahres hatte ein Landwirt aus Obereggenen den Neubau eines Pferdestalls im Außenbereich, im Gewann Lülsbach, beantragt. Nach Bedenken des Landratsamts als Naturschutzbehörde wegen der Nähe zum Bach – die auch im Ortschaftsrat artikuliert worden waren – hat der Antragssteller den Standort nun verlegt. Gleichzeitig sollen auf einem benachbarten Grundstück am Zufahrtsweg zwei Stellplätze angelegt werden. Weitere Änderungen sieht der neue Bauantrag nicht vor, die Grundfläche des 4,2 Meter hohen hölzernen Stalles bleibt bei 18 mal acht Metern. Das Pultdach soll eine Blechabdeckung erhalten. Vorbehaltlich der immer noch abschließend zu prüfenden Privilegierung des Antragsstellers schlägt die Gemeindeverwaltung deshalb eine Zustimmung vor. Unterschiedliche Meinungen zu dem Vorhaben hatte es bereits im Oktober bei der ersten Beratung des Themas im Ortschaftsrat und auch im Gemeinderat gegeben (wir berichteten). Damals sei er wegen des Eingriffs in das sensible Landschaftsgepräge der Bachaue gegen den Standort gewesen, daran habe sich aus seiner Sicht nichts Wesentliches geändert, fand Peter Ochs am Mittwoch erneut. Außerdem sah er in der Beurteilung des Projekts Widersprüche im Bezug auf die Privilegierung. Im Sinne einer „nachhaltigen und tragfähigen Lösung“ plädierte er deshalb dafür, die Abstimmung zu vertagen und die Zeit bis zur nächsten Sitzung zu nutzen, um die noch offenen Fragen zu klären, „über die ich aber öffentlich nicht sprechen kann“, sagte Ochs, der deshalb auch gleich eine geheime Abstimmung über den Vertagungsantrag wünschte. Patrick Tröndle und Ortsvorsteher Marcus Siegwolf wiesen vergeblich darauf hin, dass der Ortschaftsrat bei einer Vertagung „sein Pulver verschossen hätte“, weil der Gemeinderat bereits Tags darauf das Thema beraten werde und wohl zustimmen dürfte. Außerdem hätten beide Gremien in dieser Sache nur beratende Funktion, Genehmigungsbehörde sei nämlich das Landratsamt. Ortsvorsteher Siegwolf: „Das hat’s ja noch nie gegeben“ Auch der Vorschlag von Ortschaftsrat Frank Bieg, die Sitzung für zehn Minuten zu unterbrechen, damit Peter Ochs und der Antragssteller die Fragen klären könnten, verpuffte. So wurde schließlich geheim über die Vertagung abgestimmt, die mit sieben Nein-Stimmen keinerlei Chance hatte. Trotzdem fand es Patrick Tröndle in diesem Fall doch für angebracht, auch über den Bauantrag selbst geheim abzustimmen. „Das hat’s ja noch nie gegeben“, kommentierte Ortsvorsteher Siegwolf, der sich dann, wie mancher Zuhörer, über das Ergebnis gewundert haben dürfte: Alle acht Ortschaftsräte votierten mit Ja. Dem Bauantrag zugestimmt hat am Donnerstagabend schließlich auch der Schliengener Gemeinderat – bei zwei Gegenstimmen von Michaela Fohmann und Bernhard Genswein (beide Grüne). Beide Gremien folgten damit dem Vorschlag der Verwaltung, die eine Genehmigung vorbehaltlich der vom Landratsamt zu prüfenden Privilegierung des Vorhabens im Außenbereich empfohlen hatte. In der vorausgehenden Diskussion hatte Michaela Fohmann Bedenken geäußert, „ob wir mit der Zustimmung unter anderem Tore öffnen zu einer beliebigen Vergrößerung zum Zeitpunkt X“. Dies werde im Einzelfall zu entscheiden sei, entgegnete Bürgermeister Werner Bundschuh. Skeptisch zeigte sich auch ihr Fraktionskollege Bernhard Genswein, der zwar generell „Freizeit und Sport in der Natur“ positiv sah. Problematisch fand er jedoch bei solchen Vorhaben, „wann stimmt man zu und wann nicht"“ – auch mit Blick auf künftige, ähnliche Bauanträge. In diesem Zusammenhang wünschte er sich „klare Kriterien“. „Kriterium ist die Landwirtschaft“, antwortete Bürgermeister Bundschuh, der auf die Prüfung durch das Landratsamt verwies. Landwirtschaftliche Bauvorhaben sind im Außenbereich privilegiert.