Es sind die Besten aus 107 Vereinen mit zusammen über 5000 Aktiven, die im Verbandsjugendorchester Hochrhein (VJO) musizieren. Unter der Leitung von Julian Gibbons war der mit rund 60 jungen Musikerinnen und Musikern besetzte symphonische Klangkörper in der Schliengener Kirche St. Leodegar zu hören. Von Dorothee Philipp Schliengen. Eingeladen hatte der Förderverein des Lions Clubs Schliengen, dessen Vorsitzender Wolfram Hartig das Publikum in den voll besetzten Bankreihen begrüßte und kurz auf die Projekte des Lions Clubs und seines Fördervereins zurückblickte. Seit 1998 gibt es in Schliengen Benefizkonzerte Benefizkonzerte gibt es in Schliengen schon seit 1998, das VJO war jetzt zum vierten Mal zu Gast. Ganz frisch im Gepäck hatte es einen ersten Platz beim Wettbewerb „Bw-Musix“ in Balingen, wo man tags zuvor in der höchsten Wertungsklasse 97 von 100 möglichen Punkten erspielt hatte. Welche Ansprüche an stilistische Vielseitigkeit, Technik, Musikalität und Koordination an die Bewerber gestellt werden, konnte das Schliengener Publikum an diesem Abend in einem glanzvollen Konzert genussvoll miterleben. Eine Suite des Briten Gustav Holst eröffnete das Programm, die drei Sätze steckten bereits einen großen stilistischen Rahmen ab, von weichen samtigen Klängen des tiefen Blechs bis zu bewegtem Laufwerk durch alle Register, das schließlich in einem virtuos dahineilenden Marsch gipfelte. Holst behandelt die Register sehr differenziert, so dass sich in diesem Stück schon der unglaubliche Reichtum an Klangfarben entfalten konnte, den die opulente Besetzung des VJO ermöglicht. Mit dabei waren im Lauf des Abends auch ein Cello, ein Kontrabass, eine Harfe und ein beeindruckendes Schlagwerk mit Percussion, Röhrenglocken, Glockenspiel und Xylophon, das von bis zu acht Musikern bedient wurde. Die Leistungsfähigkeit des VJO ist auch den zeitgenössischen Komponisten nicht verborgen geblieben: Der Belgier Bert Appermont hat für den Klangkörper aus Südbaden ein Konzert für vier Hörner und Blasorchester geschrieben mit Variationen über Themen aus Humperdincks „Hänsel und Gretel“. Die Uraufführung dieses Stücks war auch Teil des Wettbewerbsbeitrags. Orchester beeindruckt mit Können und Präzision Man erlebte großes klangliches Breitwandkino mit schönen Episoden, aufregender Dramatik und dank der raffinierten Harmonik geradezu mystischen Dimensionen, in die das Glockenspiel funkelnde Goldflitter hinein streute. Auch hier beeindruckte die Wendigkeit und Präzision, mit der das Orchester Takt- und Tempowechsel vornahm, die Einsätze kamen auch bei komplizierten Rhythmen wie von selbst. Von Appermont durfte man dann noch ein hinreißendes musikalisches Epos über die Geschichte der Arche Noah genießen, in der das Orchester mit Spezialeffekten und vokalem Einsatz das Sausen des großen Sturms und danach federleichte Querflöten den Flug der Taube malte. „Godspeed!“ von Stephen Melillo setzte nach der Pause ein diffiziles Spannungsfeld zwischen Ordnung und Chaos in Musik. Das VJO meisterte das schwere, mit delikaten Dissonanzen gewürzte Tongebilde bravourös, ein Oboen-Solo schuf eine fast religiöse Atmosphäre, bevor das Finale wie entfesselte Naturgewalten hereinbrach. Virtuosität in höchster Vollendung konnte man in dem Konzert für Marimbaphon und Orchester des Japaners Satoshi Yagisawa bestaunen. Solist Michael Matt holte aus den 65 Holzklangstäben zauberhafte Tongebilde heraus, rasend schnelle Läufe, wirbelnde, mit vier Schlägeln gleichzeitig gespielte Tremoli, ausladenden Arpeggio-Girlanden. Konzert reißt Publikum zu Beifallsstürmen hin Das Orchester, das schon allein von seiner Größe her ein eindrucksvolles Klangvolumen besitzt, passte sich sozusagen „sotto voce“ dem zarten Klang des Holzinstuments an. Ein großartiges Konzert, das das Publikum zu langen Beifallsstürmen hinriss.