Von Claudia Bötsch Schliengen. Ein evangelischer Gottesdienst an den Schliengener Weintagen – das hat offenbar bei einigen Bürgern für Fragezeichen und auch gewissen Unmut gesorgt. Zumal der Winzerort vorwiegend katholischer Konfession ist. Jonas Büchin, Pfarrgemeinderat der katholischen Seelsorgeeinheit Schliengen, nahm den Festgottesdienst ohne katholische Beteiligung zum Anlass, in einem Leserbrief den fehlenden Geist der Ökumene zu beklagen. In diesem Zusammenhang übte er auch scharfe Kritik an Bürgermeister Werner Bundschuh. Seine Kritik verpackte Jonas Büchin in einen pfiffig-launig formulierten, aber auch mit spitzer Feder geschriebenen Leserbrief unter dem Titel „Wie Don Camillo und Peppone“. Darin beklagt er fehlende Ökumene in Schliengen: „Dieser Geist der Einheit scheint die Welt des Markgräflerlands noch nicht vollständig erfasst zu haben. In einem kleinen Weinort führt der hiesige Dorfhäuptling seit Jahren einen erbitterten Kampf gegen den Dorfpfarrer. Der Grund: Seine Majestät haben ihren Hofprediger verloren, und der Neue entspricht nicht den Vorstellungen seiner Majestät. Eine Situation, die an Don Camillo und den kommunistischen Bürgermeister Peppone mit deren Kleinkriegen erinnert. Nur gehört unser Peppone der FDP an.“ In dem Leserbrief äußerte Büchin auch den Vorwurf, dass Bürgermeister Bundschuh nur den evangelischen Pfarrer, Dr. Gernot Schulze-Wegener, zu den Weintagen eingeladen habe – während Pater Dr. Marian Rybak außen vor geblieben sei. Pfarrer Schulze-Wegener, der für die evangelische Kirchengemeinde Schliengen und Auggen mit Mauchen und Steinenstadt zuständig ist, tritt den im Leserbrief getroffenen Äußerungen jedoch entschieden entgegen: „Denn dass der Geist der Einheit das Markgräflerland nicht erfasst habe, wie Jonas Büchin vermutet, ist sachlich falsch und bedarf unbedingt der Korrektur“. Zumal Büchins Aussagen zur Vorgeschichte des Festgottesdiensts nicht korrekt seien. In der schriftlichen Stellungnahme von Pfarrer Schulze-Wegener heißt es dazu: „Die Idee, am Sonntag, 30. August, den Frühschoppen im Rahmen des Schliengener Weinfests mit einem Gottesdienst beginnen zu lassen, stammt nicht von Bürgermeister Werner Bundschuh, sondern von mir. Ich habe ihm diesen Vorschlag im Beisein von Gemeinderat Jürgen Czech am Rande der Serenade des Musikvereins auf dem Rathausplatz ein paar Wochen zuvor unterbreitet und gefragt, ob etwas dagegen sprechen würde. Das tat es nicht.“ Bürgermeister Bundschuh habe ihn allerdings „sofort und ausdrücklich darum gebeten, mit der katholischen Kirche Kontakt aufzunehmen und um einen ökumenischen Gottesdienst zu bitten“, so Schulze-Wegener. „Nachdem der evangelische Kirchengemeinderat der Idee zugestimmt hatte und den eigenen Gottesdienst in der Prälat-Hebel-Kirche am 30. August zu verlegen bereit war, habe ich meinen Kollegen Dr. Rybak per Mail über den Plan informiert und ihn für eine ökumenische Mitgestaltung angefragt.“ Wenige Tage später habe er einen Brief erhalten, in dem sich Dr. Rybak für die Einladung bedankt habe, „gleichzeitig aber wegen der langfristigen Planungen im Bereich der doch sehr großen Seelsorgeeinheit seine Teilnahme absagen musste. Es sei doch sehr kurzfristig“, führt Schulze-Wegener aus. „Ich habe ihm daraufhin per Mail versichert, dass dies doch kein Problem sei, da ich (wie gelegentlich auch andernorts) ausdrücklich im Namen beider Konfessionen begrüßen und sprechen und ihn entschuldigen würde“, heißt es in der schriftlichen Stellungnahme weiter. Wer am 30. August den Gottesdienst erlebt habe, wisse, dass er dies zu Beginn wortreich getan habe. Der Plan sei, im nächsten Jahr den Gottesdienst zu den Schliengener Weintagen ökumenisch zu gestalten. „Ich hoffe, dass sich mit diesem Hinweis die doch etwas künstliche Aufregung in Schliengen legt und die bisher sehr friedliche Kooperation beider Konfessionen fortgesetzt werden kann“, so Schulze-Wegener, der seit drei Jahren Pfarrer in den Gemeinden Auggen und Schliengen ist und die Kritik an mangelnder Ökumene überhaupt nicht verstehen kann. „Denn ich habe während meiner 25-jährigen Dienstzeit noch nie eine solch aufgeschlossene ökumenische Atmosphäre wie hier in Schliengen erlebt“. Er schätze die „unkomplizierte, sehr offene und freundliche Zusammenarbeit mit meinem Kollegen Dr. Rybak ebenso wie mit Gemeindereferentin Doris Baumgärtner“. Als Beispiele der guten Zusammenarbeit beider Kirchen führt er unter anderem den ökumenischen Gottesdienst zum 150-jährigen Jubiläum des Musikvereins in St. Leodegar, die ökumenisch gestaltete jährliche Eröffnung des Schliengener Weihnachtsmarkts, die regelmäßigen Dienstgespräche, die gegenseitigen Besuche der Kirchengemeinderäte und vor allem die Ökumenische Woche in jedem Frühjahr an.