Von Dorothee Philipp Schliengen. Zum Jahreskonzert des Schliengener Musikvereins im Bürger- und Gästehaus widmeten sich Jugend- und Hauptorchester dem Thema Wasser. Die Dekoration mit blauen Wellen am Bühnenrand, Fischernetzen und einer versunkenen Schatztruhe ließen Bilder von Meeresgischt und sprühenden Wassertropfen vor dem inneren Auge entstehen. Zum Einstieg präsentierte sich das 46-köpfige Jugendorchester, das sich mit offenkundiger Spielfreude den anspruchsvollen Stücken widmete, die Dirigent Wolfgang Wetzel mit ihm einstudiert hatte. Zur Spielfreude kam ein stupendes Können, das die jahrelange, sorgfältige Aufbauarbeit widerspiegelte, die ein wichtiges Standbein in der Bläserklasse der Hebelschule hat. Das Resultat: Die junge Truppe agierte mit sauberer Intonation, ausdruckssicher und selbstbewusst. Kleine Unsicherheiten wurden souverän gemeistert, die durchweg technisch anspruchsvollen Stücke waren ein Hörgenuss. Mit vollem sattem Sound widmete sich das Jugendorchester zum Auftakt dem „Alpine Adventure“ von Michael Oare, einem rasanten Stück mit Schlagwerk-Effekten, schönen Registerfarben und einem imposanten Tuttiklang. Ein großformatiges Klanggemälde in satten Farben entfaltete sich mit „Indian River“ des Niederländers Kees Vlak. Das dumpfe Stampfen der großen Trommel und mächtige Unisono-Klänge am Anfang gemahnten an unheimliche Indianer-Riten, lyrische Episoden schufen Inseln der Ruhe im bewegten Geschehen. Wetzel hatte es leicht, das rasant agierende Orchester zu lenken, denn bei allem Überschwang spürte man Disziplin, die nichts dem Zufall überlässt. Filmmusik mit Themen aus Star Wars und E.T., ein fetziger Samba mit Trillerpfeifen und Rumba-Rasseln sowie als Zugabe Deep Purples „Smoke on the Water“ zeigten weitere stilistische Facetten. Auch Moderatorin Franziska Hetze trug mit ihren witzigen Kommentaren einen Teil zu dem frischen Auftritt bei. Dass die Leiter noch weiter nach oben geht, bewies das Hauptorchester mit seinen 50 Musikern. Sie zeigten gleich eingangs beim Konzertmarsch, wo die Messlatte liegt. Trotz aller opulenten Wuchtigkeit agierten sie mit federnder Eleganz, frisch, elastisch, mit feinen Registerfarben -–ein Hörgenuss. Auf diesem Niveau ging es weiter mit einem Potpourri aus Shantys. Das Zeug zur Filmmusik hatte die Interpretation der Alvamar Overture. Und auf einmal wuchs das Orchester nochmals um zehn Pulte an: Jugendmusiker nahmen als neue Mitglieder des Hauptorchesters erstmals Platz in dessen Reihen. Das so gewachsene Orchester entfaltete einen majestätischen Klang. Wetzel holte aber auch hier viel Transparenz heraus, mit herrlich weichen Farben, delikaten Einzelepisoden und satten Kontrasten. Sanft spielten die Wellen im Medley „Arielle, die Meerjungfrau“, düster und drohend pflügte der Segler von Käpt’n Sparrow durch die aufgewühlte Karibik, tänzerisch und springlebendig wurden die „Simple Gifts“ als Ohrenschmeichler verteilt. Das Publikum war außer Rand und Band, da gab es als Zugabe nur noch eins: den „Säbeltanz“ von Khatschaturian in einer schnellen Version, dass einem schier die Luft wegblieb. Und noch eine Überraschung hatte der Musikverein auf Lager: Für die zweite Zugabe „Gangnam Style“ kamen weitere 20 Mitglieder des Jugendorchesters dazu. Die jetzt fast 90 Musiker gruppierten sich dann rund um das Publikum, was neben einer ungewohnten Hörerfahrung einen tollen Surround-Sound brachte. Mit diesem Konzert hat der Musikverein Schliengen wieder Maßstäbe gesetzt.