Fast hätte die Informationspolitik der Gemeinde und das Hick Hack um die Pläne für eine Ferienwohnanlage auf dem Sägewerkareal in Niedereggenen ein erstes Opfer gekostet. Doch Ortsvorsteher Bernhard Ströbele, der am Mittwochabend seinen Rücktritt aus dem Amt erklären wollte, erklärte stattdessen, warum er nun doch weitermacht. Von Jasmin Soltani Schliengen-Niedereggenen. Schon am Dienstagnachmittag hatte die Rücktrittsmeldung von Bernhard Ströbele im Eggenertal die Runde gemacht. „Mit sofortiger Wirkung trete ich von meinem Amt als Ortsvorsteher von Niedereggenen zurück“, hatte Ströbele kurz und knapp formuliert. Ohne Begründung, aber unter Berufung auf Paragraph 16 der Gemeindeordnung. Offenbar war der politische Druck auf ihn zu groß geworden, nachdem er beim Bürgergespräch in Niedereggenen die Pläne für eine geplante Hotel- und Ferienwohnungsanlage auf dem Sägewerk-Grundstück zwischen Ober- und Niedereggenen öffentlich gemacht hatte und zum Wortführer der Bürger wurde, die auf mehr Transparenz seitens der Verwaltung pochen. „Vertrauen gestört“ Eine offizielle Begründung für seinen Rücktritt wollte Ströbele im Ortschaftsrat Niedereggenen am Mittwochabend abgeben. Dies bestätigte er auch noch am Nachmittag gegenüber unserer Zeitung. „Ich bin fest entschlossen“, sagte Ströbele. Doch es kam anders: Die enorme Rückendeckung aus der Dorfgemeinschaft für sein Handeln, die sich in überaus vielen Gesprächen, Anrufen und E-Mails niedergeschlagen hatten, haben ihn dazu bewogen, doch im Amt zu bleiben. „Es ist mir ein Herzensanliegen, den Zusammenhalt in unserem Dorf zu stärken“, betonte Bernhard Ströbele, der seit 2009 Ortsvorsteher ist, nun am Sitzungsabend. Er habe das Amt gerne angenommen und sich ihm mit ganzer Kraft gewidmet. „Unser Dorf braucht einen Ortsvorsteher, der sich uneingeschränkt diesen (die Zukunft des Sägewerkareals Anm. d. Red.) und anderen Herausforderungen widmen kann. Einen Ortsvorsteher, der vom Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger und der Verwaltung getragen wird“, sagte Ströbele. „Demokratie ist unendlich wertvoll“ Die Entwicklung der vergangenen Tage und Wochen hätten aber gezeigt, dass „dieses Vertrauen und damit meine Wirkungsmöglichkeiten nachhaltig beeinträchtigt sind“. Es sei ihm deshalb nicht mehr möglich gewesen, das Amt des Ortsvorstehers nach innen und nach außen „so wahrzunehmen, wie es notwendig ist“. Er danke deshalb den Bürgern, die sich für das Dorf engagieren und dem gesamten Ortschaftsrat, den er als „exzellentes Team“ erlebt habe. Und weil er dem Dorf und dem Eggenertal „von ganzem Herzen“ eine politische Kultur wünsche, in der die Menschen die Demokratie als „unendlich wertvoll erkennen und vor allem, sich gerne für die Demokratie einsetzen und sie stärken“, habe er beschlossen, doch nicht zurückzutreten. Allerdings nahm sich der 56-jährige Lebensmittelkontrolleur, der beim Landratsamt Lörrach tätig ist, „ab sofort“ eine dreiwöchige Auszeit, „bis sich manche Gemüter etwas abgekühlt haben“, wie er im Ratsrund mitteilte, bevor er den Sitzungssaal verließ. Die weitere Leitung der Sitzung, zu der acht Zuhörer gekommen waren, übergab er seinem Stellvertreter Timo Hemmer, der ihn nun auch die nächsten Wochen vertreten wird.