Schönau Delegation aus Peru zu Gast

Markgräfler Tagblatt
Moritz Bausch von HBG/EWS Energie GmbH, Dolmetscherin Nancy Kanashiro, Armando Ouichida, Manuel Pazos Iparraguirre und Alberto Ascurro Hayashida von SKG Pacifico und Armin Komenda, Vorstand der Netzkauf EWS (von links) bei der Besichtigung der Zeller Heizzentrale. Foto: zVg Foto: Markgräfler Tagblatt

Elektrizitätswerke: Großes Interesse an der neuen Zeller Heizzentrale

Eine Delegation der Spar- und Kreditgenossenschaft Pacifico aus Peru ließ sich kürzlich detailliert über die Angebote der EWS Schönau zur Förderung der Erneuerbaren Energien in Deutschland informieren. Nach einem intensiven Gedankenaustausch besuchten die Führungskräfte der SKG Pacifico die neue Heizzentrale des Nahwärmenetzes Zell-West.

Zell/Schönau. Die Delegation war nach Deutschland gereist, um ein Refinanzierungsabkommen über drei Millionen Euro mit der DEG, der Deutschen Entwicklungs- und Investitionsgesellschaft, einer hundertprozentigen Tochter der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau), zu unterzeichnen. Dieser Kredit soll in Peru über die SKG Pacifico insbesondere zur Finanzierung von Kleinst- und Kleinvorhaben der KMU-Mitglieder im Bereich der Finanzierung von erneuerbaren Energien genutzt werden.

„Die Verhältnisse in Peru sind zwar aufgrund der starken Nutzung der Wasserkraft anders als in Deutschland, trotzdem haben wir im Gespräch viele wertvolle Gedanken austauschen und gemeinsame Erfahrungen nutzen können“, beschrieb Armin Komenda, Vorstand der Netzkauf EWS eG, das Treffen in Schönau. „Ein Problem in Peru ist die Versorgung entlegener Dörfer und Häuser mit Energie“, erläuterte Armando Ouchida, Geschäftsführer der SKG Pacifico. Mit dieser Problematik war auch der ländliche Raum Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland konfrontiert. Die Lösung für Peru könnte wie damals in Deutschland aussehen: Die Gründung von Energiegenossenschaften zur Sicherstellung der energetischen Grundversorgung für den ländlichen Raum. Die älteste Energiegenossenschaft in Baden-Württemberg wurde 1910 genau zu diesem Zweck gegründet.

„Die Rechtsform der eingetragenen Genossenschaft kann Lösungen für Zukunftsfragen bieten und wirtschaftlichen Erfolg mit Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung verbinden“, erläuterte Armin Komenda, ganz getreu dem Gründungsmotiv von Hermann Schulze-Delitzsch: „Was du nicht allein vermagst, dazu verbinde dich mit anderen, die das Gleiche wollen.“

Der Nachmittag war einer Führung durch die neue Heizzentrale in Zell-West vorbehalten. Diese zweite Heizzentrale für das Zeller Nahwärmenetz, die seit November 2015 in Betrieb ist, verfügt über einen Biomassekessel mit einer Kapazität von 1250 Kilowatt, in dem sehr feuchtes Material, für das es sonst keine Verwendung gibt, verheizt werden kann. Aus einem Biomassebunker mit einem Fassungsvermögen von 280 Kubikmetern wird das Material in den Schubkanal befördert, in dem die Biomasse vorgeheizt und getrocknet wird. Danach gelangt das Heizmaterial in die Brennkammer. Von dort wird das Heizwasser für die Nahwärmeversorgung erhitzt und über das rund zwei Kilometer lange Leitungsnetz an die Anschlusskunden geliefert.

Indem aus dem entstehenden Wasserdampf der nassen Biomasse über eine zusätzliche Anlage zur Abgaskondensation zusätzliche Wärme zurückgewonnen werden kann, wird der Wirkungsgrad des Systems um fast zehn Prozent gesteigert. Die Gesamt-Wärmeerzeugung des Nahwärmenetzes Zell liegt jetzt in der Spitze bei 7000 Megawattstunden im Jahr. Das entspricht einer CO2-Einsparung von 2050 Tonnen oder dem jährlichen CO2-Ausstoß von etwa 1000 durchschnittlichen Autos. „Damit ist das Wärmenetz Zell eines der größten Klimaschutzprojekte in der Region“, erklärte Moritz Bausch von der HBG/EWS Energie GmbH, der die Besucher durch die Heizzentrale führte.

„Der Erfahrungsaustausch war für uns sehr wertvoll“, erklärte Armando Ouichida als Fazit seines Besuchs. „Wir haben eine starke Ermutigung für unsere eigenen Bemühungen erfahren und aus den konkreten Erfahrungen der EWS viele wichtige Hinweise mitnehmen können.“

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