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Schönau Ernüchtert, aber nicht ohne Hoffnung

Markgräfler Tagblatt
Wo wird die künftige Zentralklinik im Landkreis Lörrach angesiedelt? Für Menschen aus dem oberen Wiesental kann bei Notfällen jeder Kilometer Fahrtweg entscheidend sein. Foto: Archiv Foto: Markgräfler Tagblatt

Krankenhausdiskussion: Bürgermeister aus dem oberen Wiesental äußern sich zur Standortfrage

Von Peter Schwendele

Das Thema Standort der künftigen Zentralklinik im Landkreis Lörrach geht in die entscheidende Phase. Für das obere Wiesental ist nicht zuletzt die Erreichbarkeit eines Krankenhauses von entscheidender Bedeutung. Nach einer Klausurtagung des Kreistags liegt in der Bewertung der Standort Lörrach vor denjenigen in Schopfheim und Rheinfelden. Wie schätzen die Bürgermeister des oberen Wiesentals die Situation ein?

Oberes Wiesental. Schönaus Bürgermeister Peter Schelshorn, der gehofft hatte, dass mit dem künftigen Klinikstandort ein Zeichen für den ländlichen Raum gesetzt wird, ist nach der Klausurtagung des Kreistags nach eigener Aussage „ernüchtert“. Die „Rote Karte“ für den Standort Schopfheim im Hinblick auf die Lage im Wasserschutzgebiet II liegt dem CDU-Kreisrat im Magen. Dabei ist Schelshorn davon überzeugt, dass hierin kein Ausschlusskriterium besteht. „Wenn man es wirklich will, ist es machbar“, sagt der Schönauer Rathauschef, zumal Schopfheim ein entsprechendes hydrologisches Gutachten in Arbeit hat. Schelshorn sieht aber auch, dass die Zeit gegen die Schopfheimer Variante arbeitet, da der Kreistag in der ersten Jahreshälfte 2017 eine Entscheidung treffen wolle.

Im bisherigen Verfahren ist nach Schelshorns Ansicht „Lörrach leicht bevorzugt worden“. Als Beispiel nennt Schönaus Bürgermeister den Punkt Regio-S-Bahn, „wo mit zweierlei Maß gemessen wurde“.

Dennoch sind für Schelshorn die Würfel noch nicht endgültig gefallen: „Ein Funke Hoffnung ist noch da.“ Er jedenfalls bleibe bei seiner bisherigen Haltung pro Standort Schopfheim, so Schelshorn, allein schon weil die Bevölkerung des oberen Wiesentals ohnehin schon weite Wege zurückzulegen hat, um in den Genuss ärztlicher Versorgung zu gelangen. Schönaus Bürgermeister weist darauf hin, dass etwa bei einem Schlaganfall „jeder Kilometer und jede Minute“ zählt.

Ähnlich sieht es Bruno Schmidt, Rathauschef in Häg-Ehrsberg, der seit vielen Jahren für die CDU im Kreistag sitzt. Auch nach der Klausurtagung ist für ihn der Standort Schopfheim „ganz und gar nicht aus dem Rennen“. Die Tatsache, dass das Grundstück in Gündenhausen in der Wasserschutzzone II liege, sei per se kein Ausschlusskriterium. Zwar gelte es, beim Tiefbau die Wasserströme im Auge zu behalten, doch wenn Schopfheim ein fundiertes Gutachten auf den Tisch lege, sei der Standort nach wie vor eine Option.

Er gehe davon aus, so Schmidt, das es im oberen Wiesental eine geschlossene Front für den Standort Schopfheim gebe. Wenn die Grundstücke vergleichbare Bedingungen böten, müsste die bessere Erreichbarkeit den Ausschlag geben, so Bruno Schmidts Einschätzung. Grundsätzlich könne der Landkreis bei diesem Thema unter Beweis stellen, dass man tatsächlich gewillt ist, etwas für den ländlichen Raum zu tun.

Die Klausurtagung sei zwar in weiten Teilen fair verlaufen, „dennoch war es für mich schon etwas merkwürdig, dass der Standort Schopfheim ein wenig unterbewertet wurde“, meint Häg-Ehrsbergs Bürgermeister. So sei etwa die Tatsache, dass Schopfheim in Standortnähe eine S-Bahn-Haltestelle habe und Lörrach nicht, in der Bewertung untergegangen. Ebenfalls nicht adäquat eingeordnet worden sei die nötige Straßenverschiebung in Lörrach. „Die Wirtschaftlichkeit muss sauber aufgelistet werden“, fordert Schmidt, für den klar ist, dass vor der Entscheidung des Kreistags die bisher eher stiefmütterlich behandelte Kostenfrage auf den Tisch muss.

„Wir sind für ein gutes, leistungsfähiges Zentralklinikum, aber für alle im Landkreis, nicht nur für die Menschen aus Lörrach“, sagt Todtnaus Bürgermeister Andreas Wießner. Der Gemeinderat der Silberbergstadt hat sich bereits zweimal deutlich für den Standort Schopfheim ausgesprochen, zuletzt im Oktober 2016. Dieser „bildet geographisch gesehen den Mittelpunkt des Landkreises und ist verkehrstechnisch für den Individualverkehr als auch durch den ÖPNV bereits heute aus allen Richtungen gut erschlossen“, heißt es in dem Schreiben. Und bereits 2015 wurde festgehalten: „Die Standorte Lörrach und Rheinfelden liegen an der Peripherie und können eine akzeptable Erreichbarkeit für alle Einwohner im Landkreis nicht erfüllen.“

Bürgermeister Wießner unterstreicht, dass Todtnau bei einer Entscheidung für den Standort Lörrach noch weiter von einer adäquaten ärztlichen Versorgung wegrücken würde. Außerdem sei gerade in der Winterzeit die Fahrt ins vordere Wiesental ohnehin oft problematisch und langwierig. Zum laufenden Bewertungsverfahren merkt Wießner an, dass man Kriterien immer so aufstellen könne, dass am Ende das gewünschte Ergebnis erzielt wird.

Verfolgt wird die laufende Standortdiskussion auch in Zell, wobei „sich für uns nie aufgedrängt hat, uns zu dem Thema Gedanken zu machen“, wie Bürgermeister Rudolf Rümmele meint. Davon abgesehen, dass der Zeller Rathauschef ein Anhänger der Variante ist, Dienstleistungseinrichtungen dieser Größenordnung nicht auf der grünen Wiese anzusiedeln, mache es für Zell keinen großen Unterschied, ob das Klinikum in Schopfheim-Gündenhausen oder in Lörrach-Brombach gebaut werde. „Wenn man ohnehin schon im Auto oder in der S-Bahn sitzt, machen die paar Kilometer keinen Unterschied“, meint Rümmele.

Er habe die Diskussion allerdings auch deswegen in Zell nicht forciert, weil für ihn klar gewesen sei, dass für die Stadt Lörrach und den Landkreis letztlich nur der Standort im Oberzentrum in Frage komme, legt Rümmele dar. „Es wäre ein Kampf gegen Windmühlen gewesen, etwas anderes als Lörrach ins Auge zu fassen“, so Zells Bürgermeister, dem durchaus auch die zunehmende Zentralisierung Sorge bereitet. Rümmele befürchtet, dass für die ausufernden Pläne am Ende die Kommunen die Zeche in Form einer erhöhten Kreisumlage zahlen müssen.

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