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Schönau Otto Normalverbraucher zahlt’s

Markgräfler Tagblatt

Schönauer Energiegespräche: Malte Kreutzfeld führt durch das Dickicht der Strompreisdebatte

Schönau (hjh). FAZ-Journalist und Buchautor Malte Kreutzfeld zog am Freitag gemeinsam mit Gastgeber Sebastian Sladek in der EWS-Kulturhalle energisch gegen den „Strompreiskomplott“ zu Felde.

Und jede Menge Gäste belohnten die Attacken der beiden Herren gegen die „Krokodilstränen“ wendiger und aalglatter Politiker, gegen die Politik vor und hinter den Kulissen, gegen die unüberschaubar taktierenden Industriegiganten und gegen eine Lobby, gegen die „eigentlich kein Kraut gewachsen“ zu sein scheint,mit rauschendem Beifall.

Die „Rebellen“ waren beeindruckt von einer übersichtlichen Reise „durch das Dickicht der Strompreisdebatte“, auf die sie von dem Referenten mitgenommen wurden. Und sie registrierten am Ende mit Genugtuung, dass sie längst nicht alleine sind mit ihrer Meinung, dass die Energiewende so gut wie nichts mit der Explosion der Strompreise zu tun habe. „EEG-Umlagen für Wind- und Sonnenstrom sind Fliegengewichte gegen die schwergewichtigen EU-Subventionen für neue Atomkraftwerke“, wurde ihnen bestätigt, was sie natürlich längst wussten. Und nach eineinhalb Stunden war allen einmal mehr klar, wer schuld daran ist, dass die Rechnungen für Otto-Normalstromverbraucher permanent steigen, obwohl die Strompreise an der Börse stetig fallen: „Weil ganz bestimmte Leute, allen voran der Bund, mit den Einnahmen aus der Mehrwertsteuer und der Ökosteuer beziehungsweise der Stromsteuer ganz gewaltig profitieren.“

Am Beispiel einer Durchschnittsfamilie, die pro Jahr 260 Euro zusätzlich zu den Stromkosten als EEG-Umlage abzuliefern habe, rechnete Malte Kreutzfeld vor, wie Familien, die am nötigsten entlastet werden müssten, geschröpft werden. Gäben die Stromkonzerne einen Teil ihrer Gewinne an die Kunden zurück, würde sich die Umlage um 40 Euro pro Jahr reduzieren. 20 Euro würden eingespart, wenn nur die Industriebetriebe von der EEG-Umlage befreit würden, die das auch wirklich bräuchten, um konkurrenzfähig zu bleiben. Und 50 Euro würden eingespart, wenn sich Vater Staat über die Steuern nicht ungeniert bedienen würde, „ohne auch nur das geringste zur Produktion beitragen zu müssen“, sagte Kreutzfeld, der glaubt, dass Familien um rund die Hälfte ihrer Umlage günstiger weg kämen, wenn alles so liefe, wie es eigentlich laufen müsste. Und Sebastian Sladek ergänzte: „Im Gegenteil, der Staat legt den Stromerzeugern zusätzlich kleine und große Steine in den Weg.“ Und er fördere mit Unsummen den Einsatz der volkswirtschaftlich nicht zu rechtfertigenden Braunkohle, unterstütze die Produktion von jeder Art Strom aus nicht erneuerbaren Rohstoffen und investiere nach wie vor Milliarden in die Atomindustrie, obwohl der Ausstieg aus dieser gefährlichen Art, Strom zu erzeugen, längst beschlossene Sache sei.

Die Energiewende vollziehe derzeit eine Wende in die falsche Richtung, Immer mehr Firmen würden von der EEG-Umlage befreit. Die Zeche dafür bezahlt das Volk, das im Wahlkampfjahr 2013 mit falschen Versprechungen von allen politischen Seiten um den Finger gewickelt worden sei: „Kaum waren die Wahlen vorbei, hagelte es weiter Befreiungen. Waren 2005 noch rund 300 Betriebe von der Umlage befreit, sind es in diesem Jahr schon 2180 Betriebe, die für den Strom dank staatlicher Subventionen und der EEG-Befreiung Strompreise in der Größenordnung des Jahres 2003 berappen müssen oder besser dürfen“, ärgerte sich Malte Kreutzfeld.

Intensiv machte das Publikum Gebrauch von der Möglichkeit, Fragen zu stellen. Es waren fachspezifische Themen, die zur Sprache kamen. Und es waren Themen, die auch später noch im Foyer der Kulturhalle bei Snacks und einem guten Tröpfchen mit Vertretern von Initiativen wie „Agus Markgräflerland“, „petiteplanet“, „lebendige Natur“, „Bürgerenergie Südbaden“ oder „Bürgerwindrad Blauen“ behandelt werden konnten. Und die EWS nutzte die Gelegenheit, für den „Fastmarathon“ zu werben, der am 29. Tschernobyl-Jahrestag am 26. April geplant ist.

Fast 70 000 Befürworter gibt es für eine Kampagne unter der Überschrift „Kein Geld für Atom - Stoppt Brüssel!“ gegen eine von Berlin und Brüssel geplante Renaissance der Atomkraft. Sebastian Sladek hofft auf weitere Unterstützer seiner Aktion, für die die EWS unter www.ews-schoenau.de/kampagne auch mit einem kleinen Zeichentrickfilm wirbt, der den Grund der Aufregung unter den Atomkraftgegnern mehr als deutlich zeigt.

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