Schönau „So schön wie möglich machen“

Markgräfler Tagblatt

Weihnachten: Flüchtlinge feiern das Fest auf verschiedene Weise / Freude über Geschenke und Integration

Nicht überall auf der Welt wird am heutigen Samstag Heiliger Abend gefeiert – hierzulande schon. Wie werden die Flüchtlinge, die aus ganz unterschiedlichen Ländern nach Deutschland gekommen sind, Weihnachten feiern und inwieweit werden sie in die deutschen Traditionen integriert?

Oberes Wiesental. Es ist der Dienstag vor den Feiertagen und die Familie Asal aus Todtnau fährt mit einem Bus voller Weihnachtsgeschenke bei der Gemeinschaftsunterkunft in Schönau vor. Judith, Carmen und Bernhard Asal von der gemeinnützigen Schwarzwaldstraße GmbH verteilen im Rahmen ihrer Weihnachtsgeschenkaktion die von den Bürgern gepackten Päckchen an Menschen, die nicht so oft beschenkt werden, darunter Alleinstehende, Senioren, Menschen mit Behinderung, aber eben auch Bewohner der Gemeinschaftsunterkünfte für Flüchtlinge.

Die elfjährige Madlen Osman aus Syrien strahlt über das ganze Gesicht, als ihr Judith Asal ein Geschenk überreicht. Sie kann unmöglich mit dem Öffnen abwarten bis Heiligabend und freut sich dann noch mehr, als sie den Inhalt sieht. In Syrien feiert die Familie eigentlich kein Weihnachtsfest, aber ihr gefällt es, wie in Deutschland Weihnachten gefeiert wird. Man merkt dem Mädchen an, dass es gern mitfeiern würde.

Anders sieht es ein Zimmer weiter aus. An den Fenstern und am Schrank hängen schon selbst gebastelte Weihnachtssterne. Hier wohnt die Familie Kola aus Albanien, wo 60 Prozent der Bevölkerung Muslime und 40 Prozent Christen sind. Die Familie feiert als Christen Weihnachten, und das eigentlich genau so, wie es in Deutschland üblich ist. Auch Plätzchenbacken gehört für die fünfköpfige Familie zum traditionellen Vorweihnachtsprogramm. Am Samstag gehen alle gemeinsam in die Kirche. Danach wird in der Gemeinschaftsküche der Unterkunft gekocht, es gibt Fleisch mit Kartoffeln und als Nachtisch Baklava, wie der 15-jährige Klevis erzählt. Das Gebäck aus Blätterteig wird in Zuckerwasser eingelegt und mit Nüssen gefüllt. Gefeiert wird im zwölf Quadratmeter großen Zimmer der Gemeinschaftsunterkunft, gegessen wird zu fünft an einem ganz kleinen Tisch. Es ist ein kleines Fest in der Familie und für die Kinder Klevis (15), Gabriel (13) und Juana (11) wird es auch kleine Geschenke geben, wie Mutter Marjana Kola mal verrät. Sie sagt: „Wir machen es uns so schön wie möglich.“

Judith Asal und ihre Eltern haben bereits alle Geschenke verteilt. Die Freude in den Familien ist groß. Die Familie Asal aus Todtnau trägt auch an Weihnachten viel zur Integration bei. Erst vergangene Woche hatte sie Einheimische und Flüchtlinge zu einem Adventsabend in die Schwarzwaldstraße eingeladen. Es kamen mehr Flüchtlinge als Einheimische und es sei ein schöner, gemütlicher Abend gewesen, erzählt Judith Asal. Man habe Geschichten erzählt und sich ausgetauscht, was Weihnachten für einen ganz persönlich bedeutet. Viele Flüchtlinge würden den Wunschzettel, den Frieden, den Nikolaus, Geschenke, Liebe und Glaube mit dem Fest verbinden. Alle zeigten sich offen für dieses christliche Fest, auch wenn die meisten von ihnen keine Christen sind, wie Judith Asal erzählt. Sie lud einige Flüchtlinge zur Weihnachtsmesse ein, aber ohne ihnen etwas aufzwingen zu wollen, was besonders geschätzt werde.

Nfamara Jobe aus Gambia hängt gerade eine Weihnachtskugel an die Decke seines Zimmers, das er sich mit Fatou Banja und der gemeinsamen Tochter Bitou (16 Monate) teilt. Sie erzählen begeistert von Weihnachten in Gambia. Schnell wird klar, dass man dort ganz anders feiert als hier. Dort steht die Party im Vordergrund. Erst sitzt man mit Freunden beim Barbecue, dann geht es raus auf die Straße, wo überall Trommler spielen, getanzt und gefeiert wird. Auch in Gambia singt man Weihnachtslieder.

An Heiligabend wird die gambische Familie gemeinsam kochen und sie würde sich freuen, wenn die Deutschen mit ihnen zusammen feiern würden. Die für ihre Offenheit bekannten Gambier freuen sich über jeden Besuch. Sie erinnern sich gern an ihr erstes Weihnachtsfest vor einem Jahr in Deutschland zurück, als der Helferkreis mit ihnen beim Weihnachtsbaum vor der Unterkunft gefeiert und Geschenke verteilt hatte.

Diese Aktion hat es am Mittwoch dieser Woche wieder gegeben, und die Eltern freuten sich über die Geschenke, zumal sie selbst ihrem Kind kein Geschenk kaufen können. „Kein Geld“, sagt Fatou Banja, die bald ihr nächstes Kind erwartet. Sie betont, dass sie sich hier als Familie willkommen fühlen, besonders an Weihnachten. „Die Schönauer sind alle sehr nett“, sagt Fatou.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading