Schopfheim Ausdrucksstark und voller Elan

Markgräfler Tagblatt
Hervorragender Einspringer: Der Geiger Erzhan Kulibaev übernahm kurzfristig den Solopart beim Violinkonzert von Beethoven mit den Jungen Sinfonikern Basel. Foto: Jürgen Scharf Foto: Markgräfler Tagblatt

BeethovenabendDie Jungen Sinfoniker und Geiger Erzhan Kulibaev traten mit großer Spielfreude auf

Es wäre eigentlich sein Auftritt gewesen, und er absolvierte auch noch eine der letzten Proben mit den Jungen Sinfonikern Basel, bevor eine ernsthaftere Erkrankung ihn zur Absage des Konzerts zwang. Bitter für den jungen Schopfheimer Geiger Gregor Hänssler, der von 2012 bis 2015 erster Konzertmeister der Jungen Sinfoniker war und nun als Solist in Beethovens einzigartigem Violinkonzert brillieren wollte, einem Standardwerk der Violinliteratur.

Von Jürgen Scharf

Schopfheim. Auch das Publikum in der vollbesetzten evangelischen Stadtkirche war auf das Ausnahmetalent aus der Markgrafenstadt gespannt, das seit 2007 in der Talentförderklasse zur Studienvorbereitung der Musikschule Basel Unterricht hat. Doch aufgrund von Hänsslers Absage musste das Orchester kurzfristig Ersatz suchen und fand ihn in dem jungen Geiger Erzhan Kulibaev aus Kasachstan.

Der ausgebildete Violinvirtuose bewältigte die spontan übernommene Einspringer-Rolle und die Herausforderung von Beethovens Violinkonzert höchst professionell und brillant in der Ausführung.

Der Solopart mit seinen hohen geigerischen Schwierigkeiten macht das Werk bekanntlich seit jeher zum Prüfstein. Das zeigte sich gleich zu Beginn im ersten Satz, wo die berühmten Einleitungs-Oktaven aufhorchen ließen und die Durchführung einen drängenden Zug bekam. Auch die Passagenketten gelingen dem Geiger sehr dynamisch. Am Ende des Kopfsatzes hat die Sologeige eine große Kadenz, die Kulibaev frei und strömend mit bester Phrasierung und tonlicher Sicherheit in der hohen Lage absolvierte.

Im zweiten Satz, dem Larghetto-Thema, spannt sich sein ausdrucksstarker und schöner Geigenton melodisch über den Orchesterklang. Im finalen Rondosatz zeigte der Solist ebenfalls dynamisches Feingefühl, einen sehr konzentrierten, vibratoarmen Ton und romantischen Ausdruck – also insgesamt eine perfekte geigerische Bewältigung.

Nicht nur im Finalsatz ergab sich ein lebhafter Dialog zwischen der Sologeige und dem Orchester. Trotz der kurzfristigen Umbesetzung des Soloparts funktionierte die Korrespondenz mit dem Orchester adäquat; es war eine richtige Partnerschaft zwischen Orchester, Dirigent und Solist, zumal der Geiger auch hinreichend aufs Orchester hört (und umgekehrt). Für den aufbrandenden starken Beifall bedankte sich Kulibaev mit einer spontanen Piazzolla-Zugabe („Adios Nonino“), die den Beifall noch mehr anschürte.

Bei diesem reinen Beethoven-Abend stand als zweites Hauptwerk die zweite Sinfonie auf dem Programm – ein Beispiel absoluter Musik. Und spätestens jetzt muss der Dirigent genannt werden, Ulrich Dietsche, der mit seinen jungen Musikern hier auf beste Probenarbeit verweisen konnte. Mit dem richtigen Gespür für Klangproportionen entfaltet sich diese Sinfonie, gespielt mit jugendlichem Elan, spür- und hörbarer Spielfreude. Die jungen Sinfoniker zeigten ihre kollektiven Qualitäten bei unmittelbar plastischer Vermittlung der Musik.

Beethovens Zweite wurde lebendig und packen interpretiert, dass man meinte, man hätte ein eingespieltes Berufsorchester vor sich. Es imponierte, wie Dietsche mit seinen Nachwuchsmusikern das Werk aus einem sinfonischen Fluss heraus entwickelt hat. Diese sinfonische Spannung machte sich beim befreienden Applaus in der vollen Kirche Luft.

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