Schopfheim Berufsstand mit goldenem Boden

Markgräfler Tagblatt
Die über die Gewerbe Akademie Schopfheim fürs Nationalteam der Stuckateure Qualifizierten: (von links) Andrea Zielke (Rielasingen), Niklas Grobert (Bad Säckingen), Tizian Tüchert (Kleines Wiesental), Michael Steidle (Schwenningen Kreis Sigmaringen) und Florian Würth (Kappelrodeck / Ortenau) und links dahinter Ausbilder Matthias Faißt. Foto: Hans-Jürgen Hege Foto: Markgräfler Tagblatt

Gewerbe Akademie: Stuckateure im Nationalteam / Talente mit Weltmeisterschaftsaussichten

Sie sind kreativ, handwerklich geschickt und haben Fingerspitzengefühl, Freude an ihrer Arbeit und am Reisen, sind Teamplayer und scheuen sich nicht, Herausforderungen jeder Art anzunehmen, kurz: Sie gehören zu den Besten der Zunft der Stuckateure.

Schopfheim (hjh). Zwei Gesellinnen und acht Gesellen haben sich nach ihren Prüfungen, nach diversen Wettbewerben auf Kreis-, Landes- und Bundesebene zu einem Nationalteam geformt, das den Berufsstand „mit Zukunft und goldenem Boden“ international zu vertreten in der Lage scheint. Die jungen Leute erhalten damit „die einmalige Chance, sich intensiv in ihrem Beruf weiterzubilden.“

Im „Trainingslager“ bereiten sie sich außerdem auf die mögliche Teilnahme an den Europameisterschaften im Dezember in Göteborg und den Weltmeisterschaften 2017 in Dubai vor, für die sich einer oder eine qualifizieren wird. Eine tolle Sache für die Stuckateure.

Und in diesem speziellen Fall auch eine „wunderbare Geschichte“ für die Gewerbe Akademie, durch deren Schule immerhin fünf der zehn Auserwählten gegangen sind. Kürzlich besuchten sie deren Leiter Arno Baumann und ihren ehemaligen Ausbilder Matthias Faißt.

Bei ihm hatten sie sich vor einigen Jahren die ersten Sporen verdient, ihre Freude an einem Beruf entdeckt, der wie kaum ein anderer Häusern Gesichter gibt, „Welten und Illusionen“ erschaffen kann, wie sie beispielsweise im Europapark die Massen faszinieren.

Ihre Ausbildung in den Bettrieben an ihrem Heimatort dauerte drei Jahre. Im Rahmen dieser überbetrieblichen Lehre sind sie in mehreren Wochenblöcken Internats-Schützlinge an der Gewerbe Akademie. „Hier“, sagt Arno Baumann, „lernen sie viele Grundlagen für ihren Beruf, die sie dann in ihren Lehrbetrieben anwenden und vertiefen.“ Nehmen sie ihre Ausbildung ernst und schaffen den qualifizierten Abschluss, erwartet sie „eine lebenslange Jobgarantie mit Aufstiegschancen“, wobei auch ein Studium nicht ausgeschlossen sei, verspricht die Gewerbe Akademie.

Zwei Jahre können sie Mitglied des Nationalteams der Stuckateure sein, das 2008 ins Leben gerufen wurde. „Spannende und vielseitige Aufgaben“ warten auf die jungen Talente, die mit speziellen (Bundes-) Trainern durch die Lande ziehen, an Wettkämpfen teilnehmen und mit öffentlichen Auftritten im ganzen Bundesgebiet die Menschen begeistern und für ihren Beruf werben. Es versteht sich von selbst, dass sie dabei von ihren Arbeitgebern ohne Einbußen oder Einschränkungen unterstützt werden.

Beste Werbung für den Beruf

„Für die ist es eine hervorragende Werbung. Und sie lassen sich diese Werbung etwas kosten“, sagt einer des Quintetts, auf das die Gewerbe Akademie „unheimlich stolz“ ist. Nach vier Stuckateuren im Jahr zuvor sind es nun fünf, die wir mit ausgebildet haben“, sagt Matthias Faißt. Und sein Chef sieht die Gewerbe Akademie Schopfheim bereits als „Weltmeisterschmiede“, obwohl es bisher lediglich zu einem „Vize-Weltmeister“ reichte, der als Triberger den Raum Südbaden vertrat.

Es gehört natürlich auch ein wenig Glück dazu, der (oder die) Erwählte aus dem Zehnerteam zu sein, das sich derzeit Hoffnungen machen darf. Aber den Spaß, den sie während der zwei ganz besonderen Jahre im Nationalteam hatten, kann ihnen so oder so keiner mehr nehmen. „Stress“, behaupten sie, „haben wir keinen.“ Sie freuen sich, im Mittelpunkt zu stehen und – wie ein junger Mann aus ihren Reihen betont – im Heimatort „beim Metzger erkannt und angesprochen“ zu werden, weil die Werbung in den jeweiligen Regionen schnell Wirkung zeigt.

Und auch die Gewerbe Akademie profitiert von den Erfolgen ihrer ehemaligen Azubis. „Es hat sich herumgesprochen, dass wir in zwei Jahren neun Stuckateure heranzogen, die sich als so hervorragend qualifiziert erwiesen, dass sie den überaus hohen Ansprüchen bei der Gesellenprüfung genügten oder sich – quasi durchs Hintertürchen – bei anderen Wettbewerben ihrer Verbände für die Aufnahme ins Nationalteam qualifizieren konnten.“

Andrea Zielke ist übrigens eine von zwei Frauen im Team. Lauf Matthias Faißt werden in diesem Beruf lediglich ein Prozent Frauen ausgebildet. Es sei nämlich ein schwerer Job, bei dem man Lasten heben müsse. Aber es sei auch ein Beruf, in dem Frauen ganz besonders punkten, wenn es ums filigrane Arbeiten geht, betonte der Ausbilder.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading