Schopfheim Brandbrief soll das Ende abwenden

Markgräfler Tagblatt
Die Vorstandschaft der Naturfreunde (von links): Beisitzerin Brigitte Trefzger, Vizevorstand Ernst Jost, die Geehrte Britta Schmidt, Wanderwart Jörg Gsellinger, Vorsitzende Katharina Bachmann, Kassiererin Anneliese Donndorf und Schriftführerin Verena Gsellinger. Foto: Anja Bertsch Foto: Markgräfler Tagblatt

Naturfreunde: Keiner will Vorsitz ab 2018 übernehmen / Auflösung noch nicht vom Tisch

Gedrückte Stimmung herrschte bei der Generalversammlung der Naturfreunde: Einen Beschluss, die Vereinsauflösung vorzubereiten, fällte die Versammlung zwar nicht, allerdings fand sich auch niemand, der das Ruder im kommenden Jahr übernehmen will.

Schopfheim (jab). Das wäre jedoch nötig gewesen, um Entwarnung zu geben. Hatte Vorsitzende Katharina Bachmann doch im Vorfeld angekündigt, ihr Amt im kommenden Jahr abzugeben (wir berichteten); mit ihr wird auch Stellvertreter Ernst Jost gehen. Mit der frühzeitigen Ankündigung wollte sie ausreichend Vorlauf geben, um die Weichen für die Nachfolgeregelung oder andernfalls die Vereinsauflösung zu stellen.

Alle Anwesenden bezeichnete ein Auflösung des vor 95 Jahren aus der Arbeiterbewegung heraus gegründeten Traditionsvereins zwar als bedauerlich. Zugleich fand sich niemand bereit, ebendiese Gefahr durch die Übernahme eines Vorstandsamtes

zu bannen. Immerhin: Kassiererin Anneliese Donndorf erklärte sich bereit, ihr Amt weiterzuführen. Und mit Verena Gsellinger stellte sich – zunächst für ein Jahr – eine Schriftführerin zur Verfügung.

Mit einem „Brandbrief“ und persönlichen Gesprächen will der Vorstand die Mitglieder noch einmal wachrütteln, auf dass sie für den Erhalt ihrer Ortsgruppe kämpfen. Eigentlich jedoch bräuchte es neue und vor allem junge Mitglieder, die die Naturfreunde mit Tatkraft in die Zukunft führen. Die Zahl der Mitglieder sank in den vergangenen sieben Jahren von 63 auf 51; von diesen ist nur noch knapp die Hälfte überhaupt aktiv. Das Durchschnittsalter liegt bei 66 Jahren.

Mit Blick auf die Auflösungsmodalitäten müsste sich bis Mitte des Jahres eine Wende abzeichnen, denn die er Ortsgruppe muss dem Landesverband das Aus spätestens sechs Monate vor Jahresende zeigen.

Im Falle einer Auflösung geht es auch ums Vereinsvermögens, in der Ortsgruppe ein durchaus beachtlicher Betrag im fünfstelligen Bereich. Der Landessatzung gemäß geht das Vermögen eigentlich an den Landesverband über – eine Vorschrift, mit der keineswegs alle Mitglieder ein

verstanden sind. Sinnvoller wäre es doch, das Geld zu nutzen, um vor Ort ein Projekt im Bereich Natur-/Umweltschutz umzusetzen und der Ortsgruppe damit zumindest ein „kleines Denkmal“ zu setzten, hieß es. Ob und wie das möglich ist, gilt es noch zu prüfen.

Trotz dieser düsteren Perspektiven fanden auch die nach wie vor bestehenden Aktivitäten ihren Niederschlag. Hauptbeschäftigung der Ortsgruppe sind mittlerweile die Wanderungen unter Ägide von Wanderwart Jörg Gsellinger, zu denen sich die Mitglieder mindestens einmal im Monat treffen. Mangels Helfern musste der Verein die Altpapiersammlungen reduzieren; um die wöchentlichen Sammlungen am Container im Dammweg (montags, 17 bis 17.30 Uhr) aufrecht zu erhalten, streben die Naturfreunde eine Kooperation an; Interessenten gebe es, erklärte Jörg Gsellinger.

Für 25-jährige Mitgliedschaft wurde Britta Schmidt ausgezeichnet.

Eingangs hatte Ortsgruppen-Vorsitzende Katharina Bachmann die große Bedeutung ins Gedächtnis gerufen, die die aus der Arbeiterbewegung heraus gegründeten Naturfreunde um die vorige Jahrhundertwende hatten. Die Ortsgruppe gründete sich 1922 und war zeitweise selbst im Besitz eines Naturfreundehauses auf dem Hotzenwald.

Von den Nationalsozialisten verboten, erlebten die Naturfreunde in der Nachkriegszeit eine erneute Blüte. Auch in Schopfheim wuchs der Verein nach dem Neustart 1946 stark; viele Jahre lang engagierte man sich in

si der Familien-, Kinder- undJugendarbeit, in sozialen Aktivitäten und Natur- und Umweltschutz. Bis in die 1990er Jahre waren in der Ortsgruppe noch alle Altersgruppen vertreten und aktiv. Seither „versiegte der Brunnen der Verjüngung“, erklärte Bachmann.

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