Schopfheim „Das darf doch nicht wahr sein!“

Markgräfler Tagblatt

Uehlin-Areal: Verdacht auf Brandstiftung: Polizei nimmt zwei Männer fest / Einsturzgefahr

Der Pflug-Brand von 1993 lässt endgültig grüßen: Auch beim Feuer im Uehlin-Areal am Donnerstag waren offenbar Zündler am Werk. Die Polizei nahm noch am Abend des Großbrandes zwei Tatverdächtige fest.

Von Werner Müller

Schopfheim . Gestern teilte die Polizei mit, die Ursache des Großbrandes stehe vor der Aufklärung. Einer der beiden Festgenommenen machte bei der Vernehmung durch die Kripo Angaben, der zweite Verdächtige schwieg sich aus. Die Polizei geht davon aus, dass sich die Verdächtigen zur Tatzeit im Gebäude aufhielten und ein Feuer entfachten. Dieses geriet außer Kontrolle, worauf die beiden 20 und 21 Jahre alten Männer das Weite suchten.

Die Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen hat laut Polizeibericht gegen den älteren Beschuldigten Antrag auf Haftbefehl gestellt. Gegen den jüngeren Mann bestünden derzeit keine Haftgründe.

Bei dem Großbrand im Stadtzentrum entstand nach Polizeiangaben ein Schaden von etwa 200 000 Euro. Verletzte waren nicht zu beklagen. Insgesamt waren 200 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienst und THW im Einsatz (wir berichteten).

Beim Eintreffen der Löschmannschaften hatten bereits hohe Flammen aus den beiden Uehlin-Häusern an der Hauptstraße geschlagen ebenso aus einem rückwärtigen Anbau, an dem zur Zeit Abbrucharbeiten stattfinden. Das Feuer breitete sich rasch aus und drohte auf angrenzende Gebäude überzugreifen.

Vorsichtshalber ließ die Polizei auch die Bewohner des benachbarten Hauses evakuieren. Einige Bewohner konnten nicht mehr in ihre Wohnungen zurück und mussten die Nacht in einem Hotel verbringen. Nachdem der Großbrand gelöscht war, kontrollierten Feuerwehrleute die betroffenen Uehlin-Gebäude. Zwei von ihnen sind akut einsturzgefährdet und mussten vom THW gesichert werden.

„Alles in allem haben wir noch Glück gehabt", erklärte Feuerwehrkommandant Lutz Hofer. Die Einsatzkräfte konnten ein Übergreifen des Feuers auf die Nachbarhäuser verhindern, zudem gab es keine Verletzten. „Der Einsatz hat reibungslos geklappt“, freute sich Hofer über die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten.

Zur Koordination der vielen Einsatzkräfte hatte die Führungsgruppe auf dem Marktplatz ein Lagezentrum aufgebaut, in dem alle Fäden zusammenliefen. Über Nacht hielten neun Feuerwehrleute überdies Brandwache vor den einsturzgefährdeten Häusern.

Tief betroffen vom Großbrand zeigte sich noch in der Brandnacht Bürgermeister Christof Nitz. „Alles hätte passieren dürfen, nur das nicht“, betonte er. Als er die Nachricht erhielt, dass es ausgerechnet im Uehlin-Areal brennt, habe er es zunächst gar nicht glauben können: „Das darf doch nicht wahr sein“. Auch ihm sei in dem Moment natürlich der Gedanke an den unvergessenen Pflug-Brand durch den Kopf geschossen.

Am Tag danach äußerte sich das Stadtoberhaupt froh, dass keine Personen zu Schaden kamen. Er lobte das „funktionierende System“ der Rettungskräfte und zollte Polizei, Feuerwehr, THW und Rettungsdiensten ein großes Lob.

Bedauerlicherweise hätten die Bewohner des Nachbargebäudes eine Nacht nicht in den eigenen vier Wänden verbringen können. Seines Wissens seien ein Geschäft und eine Wohnung von Wasserschäden betroffen, so Nitz.

Wie es jetzt mit den beiden Uehlin-Häusern an der Hauptstraße weitergeht, wollte der Bürgermeister noch gestern mit den Fraktionsvorsitzenden in einer eilends einberufenen Sitzung besprechen. Bekanntlich wollte die Stadt die teilweise unter Denkmalsschutz stehenden Gebäude verkaufen – mit der Maßgabe, dass sie erhalten bleiben. Das ist jetzt wohl vom Tisch.

Nach dem Brand und den Wasserschäden kommt für den Bürgermeister im Grunde nur ein Abbruch in Frage. Mit dem Denkmalamt habe die Stadt bereits Kontakt aufgenommen. „Vor allem wegen der Einsturzgefahr müssen wir jetzt schnell handeln“, so Nitz.

Ihm schwebt vor, das Gelände dann leer zu verkaufen, vertraglich aber festzulegen, dass ein Neubau dem „Stadtbild konform“ zu erfolgen habe. Grundsätzlich will Nitz das aktuelle Bebauungskonzept mit der Ansiedlung des großen Drogeriemarkt in der Scheffelstraße nachträglich nicht mehr ändern.

Der Bürgermeister legt Wert auf die Festellung, dass die Stadt in den Jahren des Leerstandes ihrer Sicherungspflicht stets nachgekommen sei. Die Gebäude waren nach seinen Worten stets abgeschlossen, kaputte Fenster habe man mit Brettern zugenagelt. Dass sich in den alten Gemäuern – vor allem nachts – trotzdem immer wieder ungebetene Besucher tummelten, sei nicht zu verhindern gewesen.

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