Schopfheim Das Grün der Nähe, das Blau der Ferne

Markgräfler Tagblatt
Blick über die Höll, um 1925, Tempera auf Karton, Bernau Foto: Hans Thoma-Kunstmuseum Foto: Markgräfler Tagblatt

Bildende Kunst: Zum 80. Todestag des Malers August Babberger / Verschmelzung von Mensch und Natur

Hausen im Wiesental (elv).

August Babberger, der zu den wichtigsten Vertretern des Expressionismus in Baden gehört, wurde am 8. Dezember 1885 in Hausen im Wiesental geboren. Am 3. September vor 80 Jahren verstarb der Maler im Alter von nur 51 Jahren in Altdorf (Kanton Uri).

Nicht nur in architektur- und literaturhistorischer Hinsicht, auch in Fragen der kunstgeschichtlichen Entwicklung waren die Schweiz und der deutsche Südwesten im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert eng miteinander verknüpft. Die Verschmelzung von Mensch und Natur und die Faszination für die Bergwelt: Diese Motive ziehen sich durch das gesamte Werk des Malers August Babberger. „Was in der Natur vorgeht, was in mir selbst ist, soll sichtbar werden“, hat es der Künstler selbst ausgedrückt.

„Die Tage der Höhe sind vorbei. Habe ich alle Sinne geöffnet, damit der Himmel hineinsinke? Das Grün der Nähe und das Blaue der Ferne! Und die Freude der Blumen? Dank den Menschen, der Natur, dem ordnenden Gott“, diese ausdrucksvollen Worte schrieb Babberger als einer seiner letzten Sätze nieder.

Der Künstler begegnete 1908 dem einflussreichen Maler des Oberlandes, Hans Thoma, der zu dieser Zeit an der großherzoglichen Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe lehrte. Er schreibt in seiner Selbstbiografie aus dem Jahre 1920: „Mich interessiert als Maler der Mensch, die Landschaft und die Mittel, diese in Wandmalerei in eine Dreieinigkeit zu bringen. Hochgebirgslandschaft, kühn, abstrakt, übereinander gebaut, klar, hart, große Gegensätze in intimem Reiz der Blumen zu der Architektur, der Landschaft, den geometrischen – abstrakten Formen. Steigerungen, Bezirke scharf abgrenzen. Durch das Fehlen der Bäume ist Sonne und Erde deutlicher. Hauptelement der Rhythmus. Anders kommt man nicht an das Wesentliche der Berge. Ihre Gliederung ergeben Windströmungen, die die Wolken eng mit diesen verbinden zu Einheiten, wie sie in der Ebene nicht sichtbar werden können, in einer freien Entfaltung der Luftströmungen. Meine Arbeiten sind nur aus dem Gebirge heraus zu verstehen und erklärlich“.

Als entarteter Künstler geächtet und entlassen

1920 wurde August Babberger an die unter dem Namen Landeskunstschule neugegründete Akademie in Karlsruhe als Professor berufen, der er von 1923 bis 1930 als Direktor vorstand. Als Lehrer und Direktor gehörte er zu den führenden Künstlerpersönlichkeiten der Klassischen Moderne. Die Heirat mit der Urnerin Anna Tobler bahnte auch die neue Verbindung mit der Landschaft der Urschweiz an, die ihn immer mehr in seinen Bann zog.

Der Künstler, der so sehr aus der Natur schöpfte, hatte bis Anfang 1933 ein Lehramt an der Landeskunstschule in Karlsruhe inne. Politische und geistige Unruhe hatte bald auch die Karlsruher Akademie erfasst, doch die Ächtung von bekannten Künstlern war nicht erwartet worden. In erschreckender Weise traf dies August Babberger. Der Expressionist wurde als entarteter Künstler eingestuft und bald nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten aus dem Lehramt entlassen. Tragisch hierbei ist besonders die Tatsache, dass ein Landsmann aus dem Wiesental, Professor Hans Adolf Bühler, Direktor an der Kunstakademie in Karlsruhe, einer der Betreiber für seine Entlassung war.

Die späte Lebensphase wird von der Verfemung Babbergers überschattet. Die Jahre von 1930 bis 1933 müssen für den Künstler nicht leicht gewesen sein. Das Werk mit unter anderem 3 000 Blatt Grafik blieb 1933 in Karlsruhe zurück und sollte beschlagnahmt werden. Der damalige Leiter der Münchner Pinakothek, Kurt Martin, behauptete daraufhin, dass das ganze Werk nichts wert sei, und rettete damit die Bilder und das grafische Werk Babbergers, das in die Schweiz transferiert wurde.

Nach der Wegnahme des Lehramtes war Babberger tief getroffen mit seiner Frau im Jahr 1933 in die geliebte Bergwelt der Urner Alpen zurückgekehrt. Er konnte nicht ahnen, dass ihm nur noch wenig Zeit in seinem Leben und für sein Schaffen geschenkt würde.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading