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Schopfheim „Das ist eine große Chance“

Markgräfler Tagblatt
Brücken bauen: Sehr interessiert sind die Polinnen an der Pflegeausbildung im Markus-Pflüger-Heim und im Pflegeheim Markgräflerland in Weil am Rhein. Die Sprachbarriere meistern sie vorbildlich - sie schauen sogar deutsches Fernsehen.    Foto: Sarah Trinler Foto: Markgräfler Tagblatt

Ausbildungspartnerschaft: Polinnen absolvieren Praktika

Schopfheim-Wiechs (sat). Die Landkreispartnerschaft zum polnischen Lubliniec wurde jüngst auf eine neue Ebene gestellt: Drei Krankenschwestern aus Polen absolvieren ein zweiwöchiges Praktikum im Markus-Pflüger-Heim in Wiechs und im Pflegeheim Markgräflerland in Weil, um sich Anregungen für den Pflegebereich zu holen.

Für den Landkreis Lörrach ist es der Startschuss für den Aufbau einer Ausbildungspartnerschaft. In Polen herrscht eine hohe Arbeitslosigkeit, besonders in den Sozialberufen. „Bei uns hier in der Grenzregion ist es gerade das Gegenteil, wir haben mit Fachkräftemangel zu kämpfen“, so Betriebsleiter Reinhard Heichel (Eigenbetrieb Heime Landkreis Lörrach).

Daher war in den vergangenen Jahren die Idee gewachsen, eine Kooperation in der Pflegeausbildung auf die Beine zu stellen. Beim Besuch des Landrats von Lubliniec, Joachim Smyla, im vergangenen Jahr wurde daher auch das Markus-Pflüger-Heim besichtigt. In Polen gibt es keine klassische Pflegeausbildung, erst in den vergangenen Jahren wurden verstärkt Alters- und Pflegeheime errichtet, erläuterten die Praktikantinnen Teresa Pawlak, Anna Britner und Joanna Strzoda mit Hilfe der polnisch sprechenden Auszubildenden Karina Nurek.

„In Polen kennt man keine Pflege am Menschen, die Versorgung steht im Vordergrund“, ergänzte Heichel. Anna Britner und Joanna Strzoda sind in Wiechs, Teresa Pawlak

Viel gelernt im Umgang mit Bewohnern

ist in Weil untergebracht. Bereits in den ersten Tagen haben sie viel im Umgang mit den Bewohnern gelernt, neues Wissen über die Pflege erhalten und den Ablauf eines funktionierenden Heims kennengelernt. „Sie sind sehr engagiert und immer fröhlich. Auch von den Bewohnern wurden sie sofort aufgenommen“, so die Ausbildungsverantwortliche Martina Kallfaß. „Die kennen die Schwierigkeit, Hürden überwinden zu müssen und haben daher gleich geholfen, Brücken zu bauen“, so Michael Schreiner, Leiter des Markus-Pflüger-Heims.

Eine dieser Brücken beziehe sich auf die Sprachbarriere, die natürlich noch vorhanden sei. Die Praktikantinnen besuchen seit zwei Monaten einen Deutschkurs in Polen. „Für diese kurze Zeit sprechen sie schon richtig gut Deutsch“, freute sich Martina Kallfaß. „Wir lernen schnell, denn die Bewohner wollen viel mit uns reden“, so Joanna Strzoda.

Michael Schreiner zeigte sich beeindruckt von dem Ehrgeiz der Praktikantinnen: Der Heimleiter wollte auf den Zimmern, in denen die Praktikantinnen untergebracht sind, polnisches Fernsehen einrichten lassen. Doch sie wollten das nicht, um auch beim Fernsehen schauen Deutsch lernen zu können.

Die 64-jährige Teresa Pawlak zeigte sich besonders beeindruckt von der Geburtstagsfeier eines Bewohners, bei der alle gemeinsam aktiv aktiviert wurden. Pawlak ist Musiklehrerin, würde jetzt eigentlich in Rente gehen, doch sie möchte noch im pflegerischen Bereich tätig werden. „Ich fühle mich gesund, bin noch fit und möchte helfen“, so Teresa Pawlak. Ihre jüngere Kollegin Anna Britner – sie ist wie Joanna Strzoda 41 Jahre alt – kann sich durchaus vorstellen, nach Deutschland auszuwandern. Auf lange Sicht gesehen wird dies auch das Ziel der Ausbildungspartnerschaft sein. Reinhard Heichel sagte, man wolle sich in naher Zukunft die Berufsschule in Lubliniec anschauen und sich über die Ausbildungsanerkennung und Zulassung informieren. Praktika in Deutschland sollen verstärkt stattfinden, um den polnischen Pflegekräften praktische Anstöße zu geben.

Hans Kaufmann (Leiter Pflegeheim Markgräflerland Weil) und Michael Schreiner würden einen Ausbau der Kooperation ebenfalls begrüßen. „Wir wollen uns nach draußen öffnen. Fachkräfte aus einem anderen Land bringen immer auch eine andere Wahrnehmung mit – wir sehen das als große Chance“, so Schreiner.

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