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Schopfheim „Das ist wie ein Albtraum“

Markgräfler Tagblatt

US-Wahlen: Amerikaner in Schopfheim reagieren schockiert auf Trump-Triumph

„Mir geht’s schlecht“: Mark Wise musste gestern um Fassung ringen. Der Trump-Triumph bei den Präsidentschaftswahlen verdarb dem Musiker und US-Amerikaner, der seit über 20 Jahren in Schopfheim lebt, den Tag. Es ging nicht nur ihm so.

Schopfheim . „Das ist wie ein Albtraum für mich“, erklärte Mark Wise, der als Musiker nach eigenen Worten zwar „weit weg von der Politik“ lebt, gestern von derselben aber regelrecht überrollt wurde.

Dass der Multimilliardär trotz seines rüpelhaften Benehmens und seiner sexistischen und fremdenfeindlichen Sprüche die Wahlen tatsächlich gewinnen könnte, erschien Wise – wie vielen seiner Landsleute auch – während des gesamten Wahlkampfes als „absurd“. Das sei es jetzt aber nicht mehr, musste der Songwriter erkennen.

Für ihn persönlich sei „am schlimmsten“, dass so ein Mann jetzt sein Heimatland repräsentiere, ärgert sich Mark Wise. Trump sei der Prototyp eines „bad guys“, der keine Hemmungen habe, wenn es um seinen persönlichen Vorteil gehe. Insofern sei es ein „einmaliger Vorgang“, dass so jemand, der noch dazu keine Ahnung habe von der Welt und null Erfahrung in der Politik, Präsident der USA werde. Das sei eine „große Gefahr“, wenn man bedenke, welche Machtfülle Trump in Zukunft habe werde, so Mark Wise.

In einer demokratischen Familie gewachsen, will der gebürtige Kalifornier aber nicht alle Hoffnung fahren lassen. Trotz alledem könne Trump auch als Präsident nicht machen, was er will. Dafür sorge das politische System. Zwar haben die Republikaner im Kongress ebenfalls die Mehrheit, doch viele von ihnen seien im Wahlkampf auf Distanz zu Trump gegangen. Viel hänge jetzt davon ab, ob sie in Zukunft imstande seien, Trump zu bremsen. Andererseits sei dieser ein „Revanchetyp“, der Rache übt an allen, die sich ihm in den Weg stellen, befürchtet Wise und hofft, dass die USA trotz alledem auch „Trump überstehen“.

„Schockiert und entsetzt“ nahm Lars Halter den Wahlausgang zur Kenntnis. Der gebürtige Wiesentäler und ehemalige Volontär unserer Zeitung arbeitete viele Jahre lang als Journalist in den USA und verfolgte jetzt im Auftrag der Deutschen Welle die Präsidentenwahl vor Ort in New York hautnah mit. Mit Trump habe sich „ein Rassist und Sexist durchgesetzt“, ein Ignorant und ein Lügner, so Halter.

Er habe Angst um ein Land, dass jetzt neben diesem Mann auch noch einen komplett republikanisch dominierten Kongress hat. „Trump wird als Präsident viel mehr Macht haben als etwa Barack Obama“, so Halter.

Der Wahlsieger sei eine „immense Gefahr“für Amerika, für dessen Verbündete in Europa und den Rest der Welt. Es sei entsetzlich, wie viele Leute auf seine Unwahrheiten, seinen Hass und seine Drohungen hereingefallen sind - auch für sie werde es ein „böses Erwachen“ geben.

„Ich bin entsetzt – auch über meine Landsleute“. Fassungslos nimmt auch George Heist, der 1963 als Soldat nach Deutschland kam, das Wahlergebnis in seiner Heimat auf. Er hoffe jetzt nur, dass Donald Trump als Präsident nicht so auftreten wird wie im Wahlkampf. „Ganz dumm ist er ja nicht“, so Heist, der seit 1986 in Schopfheim lebt und sich seit vielen Jahren sozial engagiert. Viel werde von der Regierungsmannschaft abhängen, die Trump zusammentrommeln könne.

„Er kann nicht alleine regieren“, so Heist, zumal nicht alle Republikaner auf seiner Seite stünden. Der Schopfheimer mit amerikanischen Wurzeln sieht im Erfolg Trumps eine Parallele zu populistischen Wellen, die auch durch Europa schwappen. „Das ist nichts anderes als Pegida und AfD, Brexit oder Orban in Ungarn“, so George Heist.

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