Beschämend sei, wie die Kirche als Institution während der Nazidiktatur ihren Beitrag zur antijüdischen Stimmung geleistet habe, etwa indem sie das Alte Testament als Kampfschrift gegen die Juden missbraucht habe.
Er mahnte, den Blick beim Gedenken nicht allein auf die Vergangenheit zu richten, sondern auch die Gegenwart in den Blick zu nehmen: Die Geschehnisse damals seien eine Mahnung, „was passieren kann, wenn wir nicht wachsam sind.“ Heute, 75 Jahre nach Gurs, „sind es sehr viele, die dafür sorgen, dass traumatisierte Menschen sich in Schopfheim wieder heimisch fühlen können“, schloss Tilgner mit hoffnungsfrohem Blick auf den großen Kreis an Unterstützern, der sich rund um die Flüchtlingsunterkunft im Oberfeld gebildet hat.
Nach dem Gottesdienst sammelten sich die Besucher vor dem Gedenkstein für die jüdischen Mitbürger auf dem Museumsplatz hinter St. Michael. Hier erinnerte Pfarrer Andreas Ströble an die Geschichte der Schopfheimer Juden, die vor 75 Jahren am frühen Morgen von der Gestapo aus ihren Häusern gezerrt wurden, innerhalb weniger Minuten ihr Gepäck richten mussten und in Sonderzügen in das Internierungslager am Fuß der Pyrenäen gebracht wurden.
„Das kam nicht plötzlich“, betonte Ströble: Schon zu Beginn der Naziherrschaft 1933 begann die Hetze gegen die damals noch 18 Juden in der Stadt. Das Internierungslager Gurs selbst war für die allermeisten eine Zwischenstation auf dem Weg in die Vernichtunsglager im Osten. „Die allermeisten Deportierten wurden noch am Tag ihrer Ankunft in den KZs ermordet“, so Ströble. „Darunter wohl auch die Schopfheimer, deren Spuren sich dann verlieren.“
War während des Gottesdienstes ein siebenarmiger Leuchter - die Menora - als Symbol des jüdischen Glaubens nach und nach entzündet worden, so gab es zum Ende der Gedenkfeier für jeden Anwesenden die Gelegenheit, einen Stein neben dem Mahnmal niederzulegen und so mit einem jüdischen Ritual an die Deportierten zu erinnern.
Für die musikalische Umrahmung von Gottesdienst und Gedenkfeier sorgten die Vokaliesen und ein Bläserensemble des Musikvereins Wiechs.
Bella Auerbacher, Samuel und Friederike Braunschweig, Samuel Moses, Salomon und Klara Weil, Berta Grünenbaum Sowie Meta und Herbert Mayer.