„Der Grundstein ist gelegt“

„In unserem Jubiläumsjahr haben wir etwas wirklich Tolles erreicht“, sagte Ralf Dierenbach, Schulleiter der Gewerbeschule, in der Feierstunde in der Aula.

Schopfheim. Stolz durfte Dierenbach verkünden, dass von den 135 Prüflingen aus den berufsvorbereitenden Klassen VABO (Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf ohne Deutschkenntnisse), VAB, BEJ (Berufseinstiegsjahr) und der Kooperationsklasse 124 Schüler bestanden haben.

Stolz waren nicht nur der Schulleiter und die anwesenden Eltern, sondern vor allem auch die Lehrer, die ein „besonderes Schuljahr“ mit den Schülern gemeistert haben. Viele Schüler, aber auch Lehrer, sind nämlich erst im Laufe des Schuljahrs an die Schule gekommen. Die Flüchtlingswelle hat auch die Schopfheimer Gewerbeschule ganz schön auf den Kopf gestellt: Flüchtlinge aus Gemeinschaftsunterkünften in Efringen-Kirchen, Rheinfelden, Steinen, Schönau, Todtnau und anderen sowie minderjährige unbegleitete Flüchtlinge aus der Michael-Gemeinschaft Schweigmatt sind an die Schule gekommen.

„Der Grundstein ist gelegt, macht was draus“, sagte Klassenlehrerin Katharina Bröcheler, die den Bereich VABO, den es seit Beginn des Schuljahrs 2014/15 an der Gewerbeschule gibt, leitete. Als Mathelehrerin hatte sie sich für die Abschlussfeier die Mühe gemacht, auszurechnen, wie viele Kilometer die Schüler, die insgesamt aus rund 20 verschiedenen Ländern stammen, zurückgelegt haben. Bei der Summe von 470 000 Kilometer machte der ganze Saal große Augen. „Am Anfang des Schuljahrs hatten wir keine gemeinsame Sprache. Ich bin stolz, dass wir uns heute auf Deutsch verständigen können“, sagte Angela Goldschmidt, die neben Katharina Bröcheler, Benjamin Scherrer und Sailesh Guness jeweils eine VABO-Klasse ans Ziel führte.

Letzterer kommt ursprünglich aus Mauritius und lebt seit neun Jahren in Deutschland. Er weiß genau, was die Schüler durchleben und wie schwer es ist, eine neue Sprache zu lernen. „Ich schätze besonders das Verhalten und die Freundlichkeit meiner Schüler“, sagte Sailesh Guness.

Ein großer Dank an die Paten der Kooperationsklasse sprach Lehrer Stefan Stein aus. Sie hätten den Schülern und Lehrern den teils „schweren Weg“ erleichtert. Die Klasse ist eine Kooperation zwischen der Johann-Peter-Hebel-Förderschule und der Gewerbeschule. Ziel dieser Kooperation ist es, die Schüler auf den Übergang von der Schule ins Berufsleben vorzubereiten. Zwei der Absolventen haben sogar den qualifizierten Hauptschulabschluss erreicht. „Das war die beste Klasse, die ich bisher hatte“, sagte Bernd Mühlbach über die BEJ-Schüler. Ein großes Dankeschön sprach er der Schulsozialarbeiterin Brigitte Sigl aus, ohne deren Arbeit vieles nicht möglich gewesen wäre.

Und schon griff Mühlbach zur Gitarre, und fünf Schüler der Flüchtlingsklassen verteilten sich an Mikrofonen und Standtrommeln. Auch Lehrer Sailesh Guness steuerte Trommelspiel und Stimme bei. Spontan hatte die Gruppe in zwei Proben für die Abschlussfeier einige musikalische Beiträge einstudiert. Ein selbst getextetes Lied ging als Dank an die Schule, eines richtete sich an ihre Heimat Gambia, das die Schüler inbrünstig mitsangen und wofür sie viel Applaus ernteten.

Neuer Lebensabschnitt

Mit dem ebenfalls selbst getexteten deutsch-englischen Lied „Goodbye“ wurden die Schüler in den neuen Lebensabschnitt verabschiedet. Sie durften ihre Zeugnisse entgegennehmen und ihren Erfolg bei einem anschließenden Umtrunk feiern. Die meisten von ihnen haben schon eine Lehrstelle gefunden, wie Rektor Dierenbach verriet.

Besondere Leistungen: Preisträger für einen exzellenten Notendurchschnitt waren Armir Bagheri und Fahrid Hosseini; eine Belobigung für einen guten Notendurchschnitt ging an Sara Belay; die bereits Genannten sowie Rea Quamili und Delsar Farman haben das Sprachenniveau Level B 1 erreicht und wurden dafür beglückwünscht.