Windkraft Gersbach Zum wiederholten Mal wird im Zusammenhang mit der Planung eines Windparks auf dem Rohrenkopf von offizieller Seite darauf hingewiesen, dass die Grundlage für die Entscheidung in Abhängigkeit mit der Windhöffigkeit steht. Diese Windmesswerte werden dem Windatlas von Baden-Württemberg entnommen.Neben diesen Messwerten können die Investoren weitere Messdaten erheben. Im Zusammenhang mit dem Rohrenkopf werden hierbei offiziell sechs Meter pro Sekunde genannt – so liegen diese bereits unter den im Windatlas aufgeführten 6,5 Metern pro Sekunde. Problem dabei: Der Wind ist und bleibt keine Konstante – höchstens in der hypothetisch-theoretischen Planung. Dennoch wird im Vorfeld selbst an ganz offensichtlich problematischen Standorten für Windkraftanlagen stets so getan, als sei diese Tatsache zu vernachlässigen. Aber zwischenzeitlich sind gleich an mehreren, auf der Basis der Windatlas-Datenbank ausgewählten Standorten entweder die dort laufenden Planungen für Windparks eingestellt oder bereits installierte Anlagen zurückgebaut worden – mit „unerwartet“ hohen Verlusten für die beteiligten Kommunen und Investoren. Zur Zuverlässigkeit der Windwerte meint selbst Hans-Peter Lutz, Sprecher des für den Windatlas verantwortlichen Umweltministeriums in Stuttgart, dass es generell sein könne, dass Messgutachten von den Werten im Windatlas abwichen, weil das durchschnittliche Windaufkommen an einem Standort von Jahr zu Jahr um 30 Prozent schwanken könne. Daher sieht wohl auch der Regionalverband Südlicher Oberrhein im Windatlas und seinen Werten „keine belastbare Grundlage“. Und eine Analyse des Anlegerbeirats des Bundesverbands ergab, dass es bei erzielten Erlösen mit Windstrom die größten Einbußen im Süden gab – möglicherweise auch durch die hohen, aber offenbar falschen Erwartungen an den Windatlas. Bezogen auf den von offizieller Seite als „geeigneten Standort“ ausgewiesenen Rohrenkopf ergibt sich so im rechnerischen Mittel nicht mehr ein Wert von 6 – 6,5 Metern pro Sekunde, sondern lediglich ein Wert von rund 4,0. Angesichts solcher Fakten stellt man sich natürlich die Frage, weshalb man dennoch mit allen Mitteln diesen Windpark am Rohrenkopf umsetzen will. Nur damit keine Missverständnisse aufkommen: Grundsätzlich sind regenerative Energien immer der Atomkraft vorzuziehen und daher bin ich ein Befürworter der Energiewende. Dennoch ist und bleibt der Einsatz von Windkraft zur Energiegewinnung ein Akt mit einer industriellen Nutzung samt nachhaltigem Eingriff in die Natur und ist dementsprechend kritisch zu bewerten. Da es gleichzeitig um sehr viel Geld in Form von Investitionen, Subventionen, Kapazitätserweiterungen der Energieanbieter, Marktanteilen und schließlich auch um politisches Image und Gewicht geht, ist die Gemengelage keineswegs einfach oder transparent. Und es gibt eben gerade in diesem ganz konkreten Fall Rohrenkopf – und nur um diese Anlage geht es – gleich eine ganze Reihe von sachlichen Argumenten, die gegen diesen Standort sprechen. Daher sollte man auch als Windpark-Befürworter anerkennen, dass es Menschen gibt, denen der Wert einer möglichst intakten Natur und der Erhalt eines historisch entstandenen Landschaftraumes ein ebenso hohes Gut ist wie die regenerative Herstellung von Strom durch Windkraft an einem nachweisbar wirklich geeigneten Standort. Werner Störk Schopfheim