Schopfheim „Die ganze Bandbreite des Lebens“

Markgräfler Tagblatt

Karin Racke ist seit sechs Monaten „das neue Gesicht der Diakonie“ - und sie bereut ihre Entscheidung nicht

Von Petra Martin

Schopfheim. Karin Racke telefoniert. Sie hat nicht viel Zeit, ein Termin reiht sich an den anderen, doch jemand sucht Rat, und Karin Racke hört zu, nennt Stellen, an die sich der Anrufer wenden kann.

Danach ist sie bereit für ein Gespräch, eine Bilanz, denn die Diplom-Sozialarbeiterin bekleidet seit bald sechs Monaten die neu geschaffene Stelle des Diakonischen Werks: Sie ist stellvertretende Geschäftsführerin und Leiterin des Fachbereichs Familie und Leben, als Nachfolgerin von Wolfgang Gorenflo das „neue Gesicht“ der Diakonie in der Markgrafenstadt.

„Ich bin immer noch dabei, Menschen und Strukturen kennenzulernen“, lacht sie. Obgleich also noch dazulernend, hat Karin Racke, die fast zehn Jahre im sozial-psychiatrischen Dienst tätig war und die Beratungstätigkeit aus dem Eff-Eff kennt, alles im Griff, weiß, wo die Knackpunkte der Arbeit liegen und wo die Chancen. Der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit, die sie seit dem 1. April ausfüllt, liegt indes in der Leitung, Organisation und Koordination der unterschiedlichen Dienste. „Dies geht von der Schwangerenberatung bis zur Hospizgruppe und deckt damit die ganze Bandbreite des Lebens ab“, führt Karin Racke aus.

Während beim Diakonischen Werk bis vor kurzem die Dienstbereiche regional unterteilt waren, sind sie nach der Umstrukturierung inhaltlich gegliedert. Das bedeutet: Karin Racke muss einen Großteil ihrer Aufgaben auch über die Stadtgrenzen hinaus erledigen. Hier vor Ort arbeitet sie unter anderem mit der Stadt zusammen, mit dem Arbeitskreis Integration und kirchlichen Gremien - erst gestern fand ein Treffen mit kirchlichen Vertretern, darunter die Pfarrer, statt. Außerdem begleitet und unterstützt Karin Racke die Schopfheimer Hospizgruppe. Auch wenn es um die Bewohner von Schärers Au geht, hat Karin Racke ein offenes Ohr, bringt in Erfahrung, was die Menschen - Senioren und Mitarbeiter - bewegt.

Hilfe für die Flüchtlinge ist ein Hauptthema

Es liegt auf der Hand: Ein Thema, das das Diakonische Werk in großem Maß beschäftigt, sind die Flüchtlinge. Der Landkreis sei für die Sozialbetreuung zuständig, wobei das Diakonische Werk in Lörrach und Weil helfe, der Caritasverband in Schopfheim. Allerdings wird hier auch übergreifend gearbeitet. „Wir helfen uns untereinander.“

Karin Racke schätzt, dass besonders der Einsatz der Schwangerenberatung gefragt sein wird. Dieser Bereich sei auch bislang schon mit der wichtigste Schwerpunkt. Aufgrund der Verhältnisse in den Notunterkünften werde diese Beratungshilfe „ein Hauptthema“ sein. In Schärers Au, dem Sitz der Diakonie in Schopfheim, ist auch die Begleitung psychisch erkrankter Menschen angesiedelt, ebenfalls eine wichtige Säule im breit gefächerten Aufgabenbereich.

Zur allgemeinen Sozialarbeit, für die Karin Racke mit der Fachbereichsleitung verantwortlich tätig ist, gehört die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichsten Fragen: „Ich weiß nicht mehr weiter“, „Ich habe Schwierigkeiten mit dem Jobcenter“, „Ich verstehe die Bescheide des Jobcenters nicht“; manche Leute melden sich einfach, weil sie „gehört“ haben, das Diakonische Werk hilft.

Karin Racke und ihr Team sind Ansprechpartner für so viele Probleme. Sie wissen weiter und kennen vor allem die Stellen, mit denen das Diakonische Werk vernetzt ist, wo passende Lösungen für Ratsuchende gezimmert werden können.

Auch wenn Karin Racke Leitungspositionen einnimmt, ist sie froh, wenn sie doch einmal selbst Hilfesuchende beraten kann und so den Kontakt zur „Basisarbeit“ nicht verliert. Nah am Menschen zu sein, ist ihr wichtig.

Bewältigen muss sie das im Rahmen einer 75-Prozent-Stelle, die sie aus familiären Gründen gewählt hat. „Das ist immer noch eine Herausforderung“, sagt sie, „aber es ist zu schaffen.“ Karin Racke schätzt die „schöne At-

„Es ist ein angenehmes Hiersein“

mosphäre“ in Schopfheim, wo sie mit 26 Kolleginnen und Kollegen arbeitet. „Das sind tolle Mitarbeiter.“

Ihre Entscheidung, die Stelle anzunehmen, bereut sie deshalb nicht. „Es gibt viel zu tun, aber es ist spannend“, strahlt sie jene Zuversicht aus, mit der sie schon bei ihrer Einführung viele Sympathien gewann. „Es ist ein angenehmes Hiersein“, versichert sie.

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