Schopfheim „Die Luftnummern einfach satt“

Markgräfler Tagblatt

Sportstätten: Andreas Kiefer und Heiko Weide legen Zahlen vor /Neubau doppelt so teuer als Sanierung

Von Werner Müller

Schopfheim. „Der Sportplatz im Oberfeld muss bleiben – allein aus Kostengründen“. Daran besteht für Andreas Kiefer und Heiko Weide, Stadtrat der eine, Vorstandsmitglied der Unabhängigen der andere, nicht der geringste Zweifel.

Wie die beiden zu dieser eindeutigen Auffassung kommen? Durch eine breit angelegte Kostenermittlung auf eigene Faust.

„Wir sind zwar keine absoluten Planungsprofis“, räumen die beiden in einem Pressegespräch ein. Doch als selbstständiger Handwerker (Kiefer) und als gelernter Bauzeichner, der in der Bauplanung tätig ist (Weide) trauen sich die zwei Vertreter der Unabhängigen zumindest planerische Grundkompetenzen zu.

„Wir hatten die Luftnummern und Zahlenspiele einfach statt“, so beschreiben Kiefer und Weide ihre Motivation. Endgültig auf die Barrikaden trieb die beiden die Tatsache, dass die Stadt für ein vergleichendes Gutachten über die Zukunft der Sportstätten dieses Jahr im Haushalt 200 000 Euro eingestellt hat. „Wir wollten beweisen, dass man für eine solche Grundlagenplanung nicht so viel Geld aus dem Fenster schmeißen muss“, betonen Andreas Kiefer und Heiko Weide.

Zum Beweis knöpften sie sich ebenfalls die zwei Varianten vor, die im Gespräch sind: gemeinsame Sportstätten für SV Schopfheim und FV Fahrnau in der Grienmatt samt Bebauung des Oberfelds zum einen, Sanierung der beiden bestehenden zum anderen. Für ihre Erhebung wälzten Kiefer und Weide Haushaltspläne und Gemeinderatsvorlagen und führten ausführliche Gespräche mit Vertretern von SVS und FVF, um die Ist-Zustände und den künftigen Bedarf zu ermitteln.

Ihr Fazit fällt unterm Strich eindeutig aus: Für einen neuen Sportpark in der Grienmatt, der sowohl den Ansprüchen des SVS und des FVF als auch derjenigen des Tennisclubs genügt, müsste die Stadt mit Gesamtkosten in Höhe von rund 10,8 Millionen Euro rechnen. Selbst wenn sie im Gegenzug durch den Verkauf des Oberfeldes als Bauland einen Gewinn von 2,5 Millionen Euro erzielen würde (woran Kiefer und Weide ernsthaft zweifeln), blieben immer noch 8,35 Millionen Euro an Baukosten übrig.

Auf der anderen Seite käme die Stadt nach Auffassung der beiden Unabhängigen bei einer Rundumsanierung der bestehenden Sportanlagen nach Abzug aller Zuschüsse mit rund 2,5 bis drei Millionen Euro erheblich günstiger davon.

Bei ihrer Kostenermittlung für einen neuen Sportpark in der Grienmatt gingen Kiefer und Weide unter anderem davon aus, dass nach der gescheiterten Fusion zwischen SVS und FVF drei Fußballfelder – im Gegensatz zur bisherigen Planung – nicht ausreichen. Alleine der SVS brauche für den Spiel- und Trainingsbetrieb bei drei Aktiv-, 16 Jugend-, drei Mädchen- und einer Damenmannschaft mindestens zwei Plätze, der FV für zwei Aktiv- und sechs Jugendmannschaften Fahrnau ebenfalls.

Auch in anderer Hinsicht (Parkplätze) seien die bisherigen Planentwürfe für einen Sportpark viel zu klein dimensioniert, sogar für einen fusionierten Verein, kritisieren Kiefer und Weide. Für den Neubau von zwei Fußballplätzen rechnen sie deshalb mit rund einer Million Euro an Kosten, für fünf Tennisplätze mit 400000 Euro, ein neues Vereinsheim für den SVS schlägt bei ihnen mit 2,7 Millionen zu Buche, ein neues TC-Heim mit 1,5 Millionen. Für zusätzlich nötige Flächen und Parkplätze veranschlagen Kiefer und Weide 2,25 Millionen Euro, für die Erschließung und für Planungskosten noch einmal insgesamt zwei Millionen.

Für den Fall, dass beide Sportanlagen bleiben, wo sie sind, muss die Stadt nach Auffassung der beiden Unabhängigen vor allem im Oberfeld

„Sportplatz muss im Oberfeld bleiben“.

Geld in die Hand nehmen. Beim maroden Vereinsheim gebe es keine Alternative zu Abriss und Neubau, erklären sie. Die Stadt sei vertraglich zwar zum Unterhalt verpflichtet, habe 30 Jahre lang aber nicht wirklich investiert. Die Kosten für ein neues Sportheim inklusive Generalsanierung der Tennisplätze und Erneuerung der Laufbahn beziffern Kiefer und Weide auf rund drei Millionen Euro, von denen nach Abzug der Zuschüsse an der Stadt rund zwei Millionen hängen bleiben.

Die Investitionssumme für das FVF-Gelände beläuft sich ihrer Schätzung nach auf netto eine halbe Million Euro – ein neuer Kunstrasenplatz für rund 250 000 Euro schon eingerechnet.

Fazit: Für Andreas Kiefer und Heiko Weide steht zweifelsfrei fest, dass der Neubau eines Sportparks die Stadt gut doppelt so teuer zu stehen käme als eine Sanierung der beiden bestehenden Anlagen.

In ihren Augen sprechen neben diesem hohen finanziellen Preis auch stadtplanerische Argumente gegen eine Verlegung der Sportstätten aus dem Oberfeld: „Warum muss man mit aller Gewalt diese letzte freie Fläche bebauen?“, ärgern sich Kiefer und Weide. Sie verweisen darauf, dass die Schulen die zentral gelegenen Sportanlagen intensiv nutzen und dass eine Bebauung noch mehr Verkehr und teure Erschließungsmaßnahmen verursachen würde.

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