Schopfheim Ein Ort von Leid, Trost und Glück

Markgräfler Tagblatt

Stadtkirche I: Feier zum Auftakt des Jubiläumsreigens zum 125-jährigen Bestehen

Von Anja Bertsch

Ein Festakt bildete am Freitagabend den Auftakt zur Jubiläumswoche, den die evangelische Kirchengemeinde St. Michael „ihrer“ Stadtkirche zum 125-jährigen Bestehen widmete.

Schopfheim. An Pfarrer Martin Schmitthenner als Hausherr war es, die etwa hundert Gäste zu begrüßen. Unter ihnen waren Vertreter aus dem politischen, gesellschaftlichen und kirchlichen Leben – Landrätin Dammann und Schopfheimer Gemeinderäte ebenso mit dabei wie Dekanin Bärbel Schäfer, Pfarrer aus der Ökumene und aus dem Dekanat und Weggefährten, die der Stadtkirche und der zugehörigen Kirchengemeinde in Haupt- oder Ehrenamt über die letzten Jahrzehnte hinweg eng verbunden waren.

In ihrer 125-jähigen Geschichte sei die Stadtkirche Ort von Leid, Trost und Glück gewesen, so Schmitthenner – ein Ort, an dem Not und Verzweiflung ebenso ihren Raum hatten wie Gottes Lob und Dank. Als aktueller Hausherr war Schmitthenner auch williger Empfänger zahlreicher Grußworte und Geburtstagsgaben.

Den Auftakt machte Gerd Woop als Vertreter von Museumsgesellschaft und – in Vertretung des erkrankten Bürgermeisters – der Stadt Schopfheim. Woop würdigte die Stadtkirche als architektonischen Blickfang und als Bereicherung des kulturellen Lebens in der Stadt.

Namens des Diakonischen Werkes zeigte die stellvertretende Leiterin Karin Racke die über 100 Jahre währenden Verbindungen zwischen den evangelischen Kirchengemeinden und der Diakonie als Wohlfahrtsverband auf. „Eine Kirche für die Gemeinde, für die Musik und für den Gottesdienst“, würdigte Bärbel Schäfer, Dekanin des Kirchenbezirks Markgräflerland, die unterm Kirchendach seit 125 Jahren vereinten Aspekte des Schopfheimer Gemeindelebens.

Besonders hob Schäfer die zum Jubiläum erstellte Festschrift hervor, in deren Texten und Bildern sich dem Leser die Geschichte der Stadtkirche in den vergangenen Jahren und Jahrzehnte vor dem inneren Auge entblättere. Mit einer Slackline als „symbolhaftes Geschenk, das ganz konkret genutzt werden kann“, verwies der katholische Pfarrer Latzel auf die Verbundenheit in der Ökumene in Gottes Glaube.

Musikalischen Akzente setzten Eva und Thomas Schindelin. Seinen besonderen Dank für die Vorbereitungen der Jubiläumsfeierlichkeiten richtete Pfarrer Schmitthenner an Bettina Bethlen, Birte Schöpflin, Friedrich Albes und Klaus Thiele. Nach den Redebeiträge verwandelte sich der Kirchenraum mit Hilfe von Bistrotischen, Häppchen und Umtrunk flugs zum Ort des Geselligkeit, an dem sich die Festgäste noch ein Weile in lockerer Runde verweilten.

Schopfheim (jab). Offiziell eröffnet wurde am Freitagabend auch die Ausstellung zum 125-jährigen Bestehen der Stadtkirche im Eingangsbereich der Kirche.

In historischen Zeitungsbeiträgen wie dem 1892 auf der Titelseite des Markgräfler Tagblatts abgedruckten Gedicht „Uf d′Schopfhemer Kilcheweihe“ wird der zeitgenössische Blick früherer Zeiten auf die Stadtkirche lebendig. Objekte wie das funkelnde Taufgeschirr aus dem Jahr der Einweihung 1892 oder die rußgeschwärzten Überreste der 1996 zur Brandlegung benutzten Bibel machen die bewegte Geschichte der Stadtkirche greifbar.

Reich bebildert, wird auch das Gemeindeleben früher und heute portraitiert.

Schopfheim (jab). Untermalt von sprechenden Fotografien und den pfiffig-humorvollen Zeichnungen von Ulrike Jörg, warf Bettina Bethlen in einem so kurzweiligen wie informativen Vortrag einige Schlaglichter auf die Geschichte der Stadtkirche, die – rechnet man die langwierige Vorgeschichte dazu – schon fast das doppelte der offiziellen 125 Jahre zählt: Angesichts des Wachstums der Gemeinde der Gläubigen gab es in der damaligen Heimstatt – der Alten Stadtkirche St. Michael – schon im 18. Jahrhundert massive Platzprobleme; eine Vergrößerung wurde daher schon seit 1771 gefordert.

Richtig Fahrt nahmen die Neubaupläne jedoch erst mit dem Amtsantritt von August Eberlin als Stadtpfarrer im Jahr 1865 auf. Dieser holte unter anderem den Großherzog mit ins Boot, der 1888 denn auch den offiziellen Grundstein auf dem von der Kirchengemeinde eigens erworbenen Grundstück im Himmelreich vornahm und beim anschließenden Festmahl im „Pflug“ 7000 Mark für das Geläut zusagte.

Danach ging es zügig voran: 1890 wurde das Richtfest gefeiert, am 3. Juli 1892 wurde die Stadtkirche offiziell eingeweiht. Wenngleich die Freude im Schopfheimer Kirchspiel groß war: Das Projekt hatte beileibe nicht nur Anhänger. Mit Blick auf die Architektur war unter anderem von „stilwidriger Mißgestaltung“ die Rede, so Bettina Bethlen.

Als einschneidendes Ereignis der jüngeren Zeit ist der Kirchenbrand in der Nacht vom 20. auf den 21. Juli 1996 in Erinnerung. „Der Anblick der geschmolzenen Orgelpfeifen, verbrannten Bänke und der geborstenen Fenster machte uns alle sprachlos“, fasst Referentin Bethlen die erschütternden Eindrücke von damals in Worte. 1998 fand die feierliche Wieder-Einweihung der wiederhergestellten Stadtkirche statt.

Mit Blick auf das Jetzt und die Zukunft der Kirchengemeinde hob Bettina Bethlen die dringende Notwendigkeit eines neuen Gemeindehauses für die vielen Gruppen der Gemeinde hervor; die Diskussion allerdings werde immens beeinträchtigt durch die auf Ebene der Landeskirche geführte Diskussion über die Veräußerung einiger Immobilien.

„Die St. Michaelsgemeinde präsentiert sich heute als vielfältige, facettenreiche Gemeinde, die das altehrwürdige Gemäuer Stadtkirche mit Leben füllt“, schloss die Referentin.

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