Schopfheim: „Ein Stück unseres Dorflebens“ - Schopfheim

Schopfheim „Ein Stück unseres Dorflebens“

Markgräfler Tagblatt 03.02.2016 - 22:00 Uhr

In einer Woche wieder offen: der Dorfladen Kürnberg., Fotos (2): Werner Müller

In einer Woche wieder offen: der Dorfladen Kürnberg., Fotos (2): Werner Müller (Foto: Markgräfler Tagblatt)

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Neueröffnung: Dorfladen Kürnberg macht wieder auf / Integratives Projekt des Markus-Pfüger-Heims

Von Werner Müller

„Das Dorf wartet sehnsüchtig darauf“. Martin Gruner zählt schon die Tage und Stunden. Genau eine Woche müssen der Ortsvorsteher von Kürnberg und seine rund 200 Mitbürger noch warten, bis ihr aller Herzenswunsch in Erfüllung geht: Der Dorfladen öffnet seine Türen wieder – unter neuer Regie und unter völlig neuen Vorzeichen.

Schopfheim-Kürnberg . Damit nimmt für Martin Gruner ein ganzes Jahr „intensiven Bemühens“ um den Fortbestand des Ladens im ehemaligen Milchhüsli doch noch ein gutes Ende. Wie berichtet, hatte das bisherige Pächterpaar, Martha und Gerhard Jahn, seinerzeit angekündigt, zum Jahresende den Dorfladen nicht mehr weiter betreiben zu wollen.

Für den Ortschaftsrat und vor allem für den Ortsvorsteher war dies das Signal, sich um eine Nachfolgeregelung zu kümmern. „Ich wollte den Laden fürs Dorf unbedingt retten“, erinnert sich Martin Gruner. Vom Bürgermeister bekam er nach eigenen Angaben „freie Hand“ bei der Suche nach neuen Betreibern.

Keine leichte Aufgabe, denn das Ehepaar Jahn hatte die Kürnberg fünf Jahre lang mit einem Dorfladen „auf sehr hohem Niveau verwöhnt“, wie Gruner betont. Er führte Gespräche mit sozialen Einrichtungen und mehreren Einzelhandelsfirmen, prüfte eine genossenschaftliche Lösung nach Gersbacher Vorbild – doch ohne Erfolg. Aus unterschiedlichen Gründen scheiterten alle Lösungsansätze.

Da trat das Markus-Pflüger-Heim auf den Plan. Dessen Leiter Michael Schreiner wandte sich mit dem Plan an den Kürnberger Ortsvorsteher, dass Heimbewohner den Laden unter therapeutischer Begleitung weiterführen (wir berichteten). Sie sollen im Rahmen dieses „integrativen Resozialisierungsprojektes“ den Weg zurück in die Arbeitswelt finden und die Chance bekommen, sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern.

Nachdem Heimleiter Michael Schreiner dem Ortschaftsrat im September das neue Konzept vorgestellt hatte, war der Weg frei.

Allerdings hätten sowohl die Ortschaftsräte als auch die Kürnberger Bürger den neuen Betreibern gegenüber deutlich gemacht, was sie vom Dorfladen erwarten, so der Ortsvorsteher. Eine Umfrage unter den 98 Haushalten im Dorf habe „klipp und klar“ ergeben, dass die Kürnberger sich das gleiche Angebot wünschen wie unter der Ägide von Martha und Gerhard Jahn -– regionale Produkte wie Käse aus Gersbach, Halleluja-Kaffee, frische Brötchen und Buurebrot aus Wiechs und Wieslet.

Als Heimleiter Michael Schreiner in öffentlicher Sitzung diese Bedingungen akzeptierte („Wir machen das“) und außerdem ankündigte, zusätzliche Dienstleistungen anzubieten, wie etwa, Waren für ältere Dorfbewohner auf Wunsch auch nach Hause zu liefern, habe das Dorfparlament dem neuen Konzept der neuen Pächter zugestimmt. „Das Votum war eindeutig“, so Martin Gruner.

Nach vielen Vorgesprächen laufen im ehemaligen Milchhüsli jetzt die Renovierungsarbeiten auf Hochtouren. Handwerker verlegen einen neuen Bode, Elektroleitungen und bauen Regale auf.

Der Ortsvorsteher fiebert derweil der Eröffnung entgegen und hofft, dass dann für beide Seiten die Wünsche und Erwartungen in Erfüllung gehen – sowohl für die Kürnberger als auch für das Markus-Pflüger-Heim. Dabei ist ihm durchaus bewusst, dass die Aufgabe nicht leicht sein wird. Denn: „Die Messlatte liegt nach den Jahns sehr hoch“.

Ein bisschen Kontinuität könnte der Dorfladen durchaus gebrauchen. In der Vergangenheit gab es bereits vier verschiedene Pächter, wie sich Martin Gruner erinnert. Allein in seiner Amtszeit habe er drei Wechsel mitgemacht.

Auf der anderen Seite sei der Laden halt nun mal ein „Stück unseres Dorflebens“, so Martin Gruner. Insofern wünsche er sich sehr, dass die neuen Pächter auch auf die Dorfbewohner zugehen und ihnen zuhören. Denn eines ist für den Ortsvorsteher klar: „Es ist ein Laden für die Kürnberger – es ist unser Dorfladen“.

Die offizielle Eröffnung des Dorfladens in Kürnberg findet statt am Donnerstag, 11. Februar, um 17 Uhr.