Schopfheim „Ein Windpark der Superlative“

Markgräfler Tagblatt

Einweihung: Umweltinister und Regierunsgpräsidentin würdigen EWS-Beitrag zur Energiewende

„Der Windpark am Rohrenkopf ist eine Investition in eine klimafreundliche Zukunft“. Mit diesen Worten weihte der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller am Samstag den höchsten seiner Art in Deutschland ein.

Von Werner Müller

Schopfheim-Gersbach . Vor rund 150 Gästen im Festzelt, darunter der Grüne-Landtagsabgeordnete Josha Frey, die Bürgermeister Bruno Schmidt (Häg-Ehrsberg) und Gerd Schönbett (Kleines Wiesental) sowie Stadt- und Gemeinderäte, räumte der Gast aus Stuttgart ein, eine Windenergieanlage stelle natürlich einen „massiven Eingriff“ in Natur und Landschaft dar. Doch das sei der Preis der Energiewende. Ein Industrieland wie Baden-Württemberg brauche auch in Zukunft noch mehr Energie. Untersteller: „Auch alle, die demonstrieren, haben eine Steckdose“. Insofern müsse man noch mit „vielen Zumutungen“ rechnen, um die CO2-Ausstoß zu reduzieren. Er persönlich blicke allemal lieber auf ein Windrad als auf einen Atommeiler, so der Minister. Für die Energiewende gebe es definitiv „keine Alternative“ so Untersteller, bevor er das symbolische rote Band durchschnitt.

„Das ist ein Windpark der Superlative“, freute sich Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer über das Projekt am Rohrenkopf. Handele es sich doch nicht nur um den südlichesten und höchsten Windpark in Deutschland, sondern auch „um den ersten im Biosphärengebiet Südschwarzwald“. Er stelle einen „wichtigen Schritt zur Energiewende“ dar.

Landrätin Marion Dammann erklärte, sie hätte gerne auch den Gersbacher Ortsvorsteher zu Einweihung begrüßt. „Das wäre ein Zeichen, dass wir jetzt wieder aufeinander zugehen", sagte sie unter dem Beifall der Gäste. Beim Genehmigungsprozess habe ihre Behörde „alle Belange intensiv geprüft und jeden angehört“, versicherte Dammann. Der Landkreis stehe hinter der Windkraft, auch im Schwarzwald müsse deren „verträglicher Ausbau“ möglich sein, meinte sie und gab abschließend ihrer Hoffnung Ausdruck, dass auch bei den Windkraftgegnern die Akzeptanz dafür zunimmt.

Bei der Begrüßung der Gäste an der WEA 3 hatte Beigeordneter Ruthard Hirschner an das „sehr kritische und konfliktträchtige Genehmigungsverfahren“ erinnert. Aber Energiefragen seien Zukunftsfragen, die über unseren künftigen Wohlstand entscheiden. Der Rathausjurist kritisierte die gesetzlichen Bestimmungen bei den so ökologischen Ausgleichszahlungen, die den von den Windkraftanlagen betroffenen Kommunen sogar noch eine zehnprozentigen Anteil aufbürde. An den Umweltminister gewandt forderte Hirschner eine „kommunalfreundliche Regelung“, wie sie in anderen Bundesländern längst Praxis sei.

Ins gleiche Horn stieß auch Bürgermeister Christof Nitz. Der Bau eines Windparks sei nicht leicht, es gebe viel Widerstand. Deshalb müssten in erster Linie die betroffenen Kommunen von den Ausgleichszahlungen profitieren und nicht der Naturschutzfonds des Landes. Nitz bemängelte auch die Doppelgleisigkeit bei den Genehmigungsverfahren im Lande und regte ein „einheitliches Verfahren“ an. Es gebe vor Ort sehr persönliche Angriffe. Er selber habe „zwei anonyme Morddrohungen erhalten“, so Nitz. Es sei „bedauerlich“, dass Gersbach allen anderslautenden Beteuerungen zum Trotz jetzt wohl doch noch einen zweiten Windpark verkraften müsse. Den Betreibern des Windparks am Rohrenkopf zollte der Bürgermeister ein dickes Kompliment. EWS und Enercon hätten das Projekt „hochprofessionell“ abgewickelt. „Davon können sich andere Investoren ein Scheibe abschneiden“, so das Stadtoberhaupt.

EWS-Aufsichtsrat Ulrich Martin Drescher bezeichnete den Windpark Rohrenkopf mit 29 Millionen Euro als „größte Investition“ des vor 20 Jahren gegründeten Unternehmens. Als einstige Stromrebellen sei man verpflichtet, auch die kritischen Diskussionen vor Ort ernst zu nehmen.

Alexander Sladek, Vorstandsmitglied der EWS, bezeichnete den Umstieg auf regenerative Energien als zwingend notwendig und ließ zugleich erkennen, dass ihn das Auftreten der Windkraftgegner in Gersbach „zu denken gegeben“ habe.

„Der Wind ist eine Gabe Gottes“, betonten die Pfarrer Ulrich Henze und Michael Latzel anlässlich ihres ökumenischen Segens. Sie fügten hinzu, in Gersbach sei es jetzt Zeit, die Gräben zuzuschütten und wieder aufeinander zuzugehen.

Die Veranstaltung am Rohrenkopf verlief absolut friedlich. Die Windkraftgegner verzichteten auf spektakuläre Aktionen und feierten statt dessen friedlich am Ortseingang eine Party (siehe gesonderten Bericht).

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