Schopfheim Eine klingende Instrumentenstunde

Markgräfler Tagblatt
Der Tenor Nicolas Bauchau und Tastenkünstler Ludovic Van Hellemont stellten Musik rund um das historische Tafelklavier im Museum vor. Foto: Jürgen Scharf Foto: Markgräfler Tagblatt

Tafelklavier: Auftaktkonzert zu „Musik im Museum“ war ein Hörgenuss mit Ludovic Van Hellemont / Publikum war angetan

Dank einer Schenkung der Schopfheimer Ehrenbürgerin Anna Kym-Krafft besitzt das städtische Museum seit 1956 ein historisches Tafelklavier aus der Basler Werkstatt von Johann Jacob Brosy. Die erste Tafelklavier-Matinee am Sonntag war ein schöner Hörgenuss.

Schopfheim. Das Originalinstrument von 1799 ist viel zu schade, um nur als Museumsstück zur Anschauung dazustehen. Das Tasteninstrument klingt volltönend, hat einen kernigen Bass und klaren Diskant, ist gut gestimmt und wartete nur darauf, wieder gespielt zu werden.

Mit dem belgischen Fortepiano-Spieler Ludovic Van Hellemont, der sich mit der historischen Aufführungspraxis an der Schola Cantorum Basiliensis beschäftigt hat, wurde der richtige Tastenkünstler gefunden, der eine ganze Konzertreihe um das Instrument herum gestalten will. Das Auftaktkonzert war eine klingende Instrumentenkunde.

Van Hellemont bediente nicht nur das Instrument, sondern gab auch Tastengeschichten zum Besten. Die Musikbeispiele waren angetan, sich mit der Entstehungszeit des Instruments zu beschäftigen. Wie man hören konnte, eignet sich das Tafelklavier mit seinen fünf Oktaven Tonumfang hervorragend zu Demonstrationszwecken.

Aber das ist nur eine Seite der Medaille, denn auch musikalisch war das erste Konzert ein überzeugendes Plädoyer für dieses vergessene Hammerklavier, dem direkten Vorläufer des heutigen Klaviers.

Als Solowerke erklangen die zwölf Variationen über die Romanze „Je suis Lindor“ von Mozart, das Divertimento Nr. 6 von Joseph Anton Steffan, dem anderen Wiener Klassiker, und die zweite Bagatelle von Beethoven. Der junge Pianist stellte sogleich seine Fingerfertigkeit und Feinfühligkeit für diese Tastatur unter Beweis.

Für das Spiel dieses Hammerklaviers braucht es schon eine gewisse kraftvolle Körperlichkeit, und Hellemont zeigte neben authentischer Erfahrung und pianistischer Kompetenz auch hohe Musikalität. Die drei Kniehebel an der Unterseite des Instruments (Dämpfer) kamen allerdings noch nicht zum Einsatz.

Der Hammerklavier-Spezialist hatte noch einen Sänger mitgebracht und bot zusammen mit ihm einen bunten Streifzug durch das 18. Jahrhundert. Der belgische Tenor Nicolas Bauchau bringt in vier heiteren Mozart-Liedern wie „Als Luise die Briefe ihres ungetreuen Liebhabers verbrannte“ oder dem schwärmerischen „An Chloe“ deutlich dosierten Gefühlsausdruck, Charakter und Stimmung der einzelnen Lieder zur Geltung.

Bauchau trifft auch den schlichten, volksliedhaften Ton in drei Volksliedern zum Wald, passend zur Sonderausstellung des Museums. Den Höhepunkt hatten sich die beiden Interpreten für den Schluss aufgespart: drei Beethoven-Lieder bis hin zu dem humorvollen „Der Kuss“, einem Lied, bei dem die philosophische Frage nicht ist, ob Chloe geküsst werden will oder nicht, sondern ob sie dabei schreien wird oder nicht...

Laufender Tenor

Bei diesem Liedprogramm konnte der Tenor seine gute Palette stimmlicher Mittel vorstellen und voller Emphase singen. Nicht nur das, er experimentierte auch mit verschiedenen Positionen, lief durch die Roggenbach-Stube, setzte sich mal neben den Klavierspieler, ganz wie es wohl damals üblich war, was der Musik mehr einen familiäreren Hausmusik-Charakter gab. Die Lieder waren eine Bereicherung, vor allem durch den intelligenten Vortrag, so dass diese Matinee ein großer Genuss war. „Das nächste Mal bitte wieder mit Gesang“, wünschte sich das sehr angetane Publikum.

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