Ein Hauch von Frühling und äußerst ruhig: Die Markgrafenstadt hat sehr beschauliche Feiertage hinter sich, die mit dem Klischeebild von weißer Weihnacht allerdings nicht im entferntesten in Einklang zu bringen waren. Schopfheim (ma/wm). Bei Temperaturen von weit über zehn Grad nutzten viele Menschen die stillen Stunden denn auch nicht für eine Schlittenpartie oder Skivergnügen im Schnee, sondern für ausgedehnte Spaziergänge in sonnenüberfluteter Natur, wo hie und da schon die ersten Blumen blühten. Eher geruhsame Tage verlebten auch die Polizisten, die über die Feiertage im Schopfheimer Revier Dienst schieben mussten. Vorkommnisse, die einen Polizeibericht gerechtfertigt hätten, gab es jedenfalls nicht zu vermelden. Eine Bescherung gab es an Heiligabend für die Flüchtlinge in der Notunterkunft im Oberfeld. Eine große Schar aus den Helfergruppen von „Schopfheim hilft“ erschien am Vormittag in der Halle und verteilte gespendetes Naschwerk wie Süßigkeiten und Weihnachtsplätzchen beziehungsweise Becher mit schwarzem Tee. Besonders die Frauen und Kinder freuten sich riesig über die Aufmerksamkeiten. Die Helfer übergaben nicht nur Geschenke, sondern sangen auch einige Weihnachtslieder, „um ein Stück unserer Kultur“ zu vermitteln. Auch die Flüchtlinge in Wiechs erhielten kleine Geschenke. Wie immer herrschte in den Schopfheimer Kirchen über Weihnachten guter Besuch. In den Predigten an Heilig Abend und an den Feiertagen schlugen die Pfarrer beider Konfessionen mit Blick auf die biblische Weihnachtsgeschichte auch den Bogen zu aktuellen Ereignissen. Pfarrer Michael Latzel fühlte sich in der katholischen Kirche beim Evangelium über den beschwerliche Weg von Maria und Josef und die Geburt im Stall an die „Situation der Flüchtlinge erinnert“, die alle längst auch noch keine Unterkunft gefunden hätten, teilweise in Zelten leben müssten oder von einer in die andere Notunterkunft gebracht werden. Während das biblische Paar aufgrund des Machtbefehls des römischen Kaisers unterwegs nach Bethlehem war, seien die Asylsuchenden von heute jedoch „vor Krieg, Terror oder Verfolgung“ auf der Flucht und hätten oft schon „Monate der Ungewissheit und vielfach auch lebensbedrohlicher“ Erfahrungen hinter sich. „Wie gehen wir mit dieser Geburt zu Betlehem um"“, fragte Latzel. Gehe es um Solidarisches Handeln „rührselige Stimmung unterm Weihnachtsbaum mit vielen Lichtern und Kerzen“ oder darum, sich von Gottes Menschwerdung und dem solidarischen Handeln von Jesu berühren zu lassen. Die Frage sei auch, ob die Menschen heute sich von Gottes demütiger Liebe anstecken lassen und sich immer wieder zu jenen begeben, „die am Rande unserer Gesellschaft leben“. In der evangelischen Stadtkirche erinnerte Pfarrer Martin Schmitthenner daran, dass im berühmten Weihnachtsoratorium von Bach inmitten aller Festlichkeit die Menschen sogleich auch die Realität einhole. Keine Pracht, kein Jubel, vielmehr Trübsal und eine „beinahe irre Hoffnung auf Trost“. „Die undenkbarste aller Varianten für das Kommen Gottes“, so Schmitthenner, sei die Geburt in einem dreckigen Stall, vielleicht auch in einer Höhle. Dabei müsse er an die vielen Flüchtlinge denken, die ebenfalls keinen Raum in einer Herberge finden. Und er müsse an Maria und Josef denken, die nach der Geburt des Kindes vor Herodes nach Ägypten fliehen mussten.