Die betroffene Anlage wurde auf Antrag der Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen beschlagnahmt und wird zu einem späteren Zeitpunkt durch Experten begutachtet.
Messungen
Messtrupps der Feuerwehr nahmen an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet Messungen vor, die negativ waren. „Alle Werte lagen im Normbereich“, so Kreisbrandmeister Christoph Glaisner. Gemessen wurde im ganzen Stadtgebiet, auch an Schulen, Kindergärten und beim Kreiskrankenhaus. Die Aufforderung, Fenster und Türen geschlossen zu halten, sei eine reine Vorsichtsmaßnahme gewesen, betonte Glaisner.
Von den 150 Mitarbeitern der Firma hätten 71 von den Folgen der Leckage betroffen sein können, sie hätten die Dämpfe also einatmen können, hieß es gestern. Die Betroffenen seien allesamt zur Sichtungsstelle für Patienten in die Stadthalle gebracht worden, wo das DRK eine Verletztensammelstelle eingerichtet hatte. Zunächst hieß es, 13 Personen würden über Atemwegsreizungen klagen, doch am Nachmittag stellte sich nach Polizeiangaben heraus, dass von den 71 untersuchten Personen niemand verletzt wurde.
Reizgas
Bei dem Gefahrgutstoff handele sich um einen flüssigen Stoff, der mit Feuchtigkeit reagiert. Es entstünden Salzsäuredämpfe, erläuterte Manfred Dörner, Fachberater Chemie von der Feuerwehr Kandern, der auch für den Landkreis zuständig ist. Da es sich dabei um ein Reizgas handele, könne dies zu Verätzungen der Schleimhäute in den Atemwegsorganen und auf der Haut führen.
Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst waren gestern mit einem Großaufgebot im Einsatz. Über Stunden war in der Stadt Sirenenalarm der Einsatzfahrzeuge zu hören. Die Hauptstraße war wegen des DRK-Einsatzorts in Höhe der Stadthalle gesperrt. Die Haltestelle 6 der Regio-S-Bahn wurde während des Einsatzes geschlossen.
Der Bezirksbrandmeister des Regierungspräsidiums Freiburg, Adrian Wibel - zweithöchste Ebene der Feuerwehren in Baden-Württemberg - machte sich vor Ort ein Bild von der Lage ebenso wie Beigeordneter Ruthard Hirschner, der das „besonnene Verhalten“ der Einsatzkräfte lobte.
Wichtig sei gewesen, so Hirschner, ein Auge darauf zu haben, dass der Gefahrgutstoff nicht in die Kanalisation gelange. Deshalb seien „Absperrblasen“ eingerichtet worden. Alle Einsatzkräfte der verschiedenen Organisationen hätten Hand in Hand gearbeitet, war auch Gesamtfeuerwehrkommandant Lutz Hofer zufrieden. Erst kürzlich hatten die Jugendfeuerwehren eine Großübung bei Oerlikon absolviert - jetzt folgte der Ernstfall.
Die Feuerwehr war mit 69 Einsatzkräften und 17 Fahrzeugen in der Hohe-Flum-Straße vor Ort.
Das DRK stand mit 60 Kräften unter Leitung von Einsatzführer Simon Redling am Unfallort bereit und bei der Stadthalle mit Ärzten (sowie mit Rettungsmitteln im Katastrophenschutzeinsatz). Die Polizei war mit 15 Einsatzkräften vor Ort. Die Führungsgruppe Oberes Wiesental der Feuerwehr richtete ein Lagezentrum in der Hohe-Flum-Straße ein.
Messgruppen aus Lörrach und Rheinfelden wurden alarmiert und nahmen ständig Messungen vor. Gerätewagen des Landkreises Lörrach für Atemschutz und Gefahrgut waren im Einsatz. Die Werksfeuerwehr Evonik unterstützte die Feuerwehr mit Lüftung und Löschsand.
Titan-Tetrachlorid ist eine chemische Verbindung aus Chlor und Titan.