Schopfheim „Gumpet mol abe vom hohe Ross“

Markgräfler Tagblatt

Heringessen: Fasnächtliches Fazit: Kritik  an Zunftabend-Absage/ Appell des Bürgermeisters

Von Hans-Jürgen Hege

Von „einer der besten Zeiten meines Lebens“ schwärmte der scheidende Statthalter „Mark I“ an Aschermittwoch im Narrenkeller.

Schopfheim . Das Heringsessen, mit dem die Narrenzunft „die etwas andere Fasnacht 2015/2016“ abhakte, gehörte allerdings nicht unbedingt dazu. Er mag die sauren Fische nicht. Trotzdem würgte er das Stück, das Ingo Ganter vom Auma-Zinken zum traditionellen Wettessen mit dem Bürgermeister serviert hatte, mit Todesverachtung hinunter. Denn schließlich wollte er „auf jeden Fall gewinnen.“

Irgendwie schien er seinem Gegner leid zu tun. Denn das Stadtoberhaupt setzte mehrmals ab, weil er zuvor schon das reguläre Heringsessen mit Pellkartoffeln genossen habe. Somit ging der letzte Kraftakt vor der Rückgabe des Rathausschlüssels an den Ex-Statthalter, der nun einfach nur wieder Mark Leimgruber ist.

Oberzunftmeister Jürgen Wisniewski ließ die Fasnacht 2015/2016 Revue passieren. Er bedankte sich bei treuen Weggefährten, die das ab und an ein wenig schlingernde Narrenschiff auf Kurs hielten.

Den Rest des Fazits überließ er dem Statthalter, der Zunft und Zinken für ihren enormen Einsatz über den grünen Klee lobte. Trotz einiger Pannen gebe es für die Zunftmitglieder „keinen Grund, mit gesenktem Haupt durch die Gegend zu laufen“, meinte er. Es wäre schade, wenn es nicht gelänge, die Querelen aus der Welt zu schaffen, sagte Leimgruber und forderte: „Alle sollten zusammen rücken und weiter buckeln für die Fasnacht.“

Bürgermeister Christof Nitz stieß ins gleiche Horn. Die Fasnacht in der Markgrafenstadt habe „riesiges Potenzial und große Tradition“, sagte er und forderte wie Leimgruber „alle Verantwortlichen“ dazu auf, sich bald zusammenzusetzen und für nächstes Jahr eine Fasnacht zu organisieren, die dafür sorge, dass man die Schopfheimer nicht mehr kreisweit belächelt, weil sie keinen Zunftabend auf die Beine stellen können. Nitz empfahl den Narren, sich „zünftig die Meinung zu sagen und danach wieder an einem Strang zu ziehen.“

Den Rathausschlüssel nahm der Bürgermeister mit Freuden wieder in Empfang und stichelte, nichts von dem, was der Statthalter bei der Machtübernahme am 11.11. vollmundig versprochen habe, sei eingetreten.

Nach den mahnenden Worten des Bürgermeisters stieg Ex-Statthalter Klaus Ziegler in die Bütt. Mit humorvollen Versen gab er zunächst ein paar Schmankerl aus der abgelaufenen Kampagne zum Besten, ehe er den Fasnachtsoberen wegen der abgesagten Zunftabende ins Gewissen redete. Als das beschlossene Sache war, habe er sich gedacht: „Isch denn dene Bosse ihr Blut ganz ins Hirni g’schosse? D’Führungselite – unverdrosse, het ihr beschtes Ross verschosse!“

Als sie später versuchten, das Steuer noch einmal herumzureißen, sei es zu spät gewesen. Und es habe auch nichts mehr genützt, dass Zunftabendmeister Jeannot Weißenberger einzulenken bereit war. „Die andere hän alli gsait nei. De Jeannot hätt alles mache müsse allei. Und anstatt mir e usverkaufte Zunftobend bestritte, sin mir über die leere Ponderosa-Halle g’ritte.“

Sauer aufgestoßem scheinen Ziegler die „Sprüchli us Fahrnau“, die natürlich nicht ausbleiben konnten. „Doch wenn d’Stadthalle verlege uff Fahrnau stoht uff em Plan, dann isch des für mich scho Größewahn.“

Sein Herz habe jedenfalls geblutet bei dem, was in dieser Fasnacht geschah. „Drum zum Schluss noch mi Appell: Krieget jetz de Boge schnell. Dass mir s’nächst Johr wieder über d’Bühni duen springe, un dört vo rote und nit vo schwarze Rose düen singe. Ihr blaue Jockeys, euch mein ich jetz bloß, gumpet mol abe vo eurem hohe Ross. Ich sag euch, denket au mol dra: Wer höcher sitzt, blöd fliege cha.“

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