Schopfheim „Gutes Zeichen“ in dramatischer Lage

Markgräfler Tagblatt

Notunterkunft für Flüchtlinge im Oberfeld: 300 Bürger informieren sich / „Positive Grundstimmung“

Von Werner Müller

Schopfheim. Ein Abend voller Überraschungen: Die Bürgerinfo zur geplanten Notunterkunft für Flüchtlinge im Oberfeld machte die Organisatoren von Landratsamt und Stadt gleich in mehrfacher Hinsicht sprachlos - das Interesse war riesig und die Stimmung weder von Feindseligkeit oder Ablehnung geprägt, sondern von breiter Hilfsbereitschaft.

Neben der Information über Flüchtlingszahlen und die Notunterkunft im Oberfeld standen während der rund einstündigen Veranstaltung das Betreuungs- und Sicherheitskonzept für die 100 Menschen im Mittelpunkt.

Breiten Raum nahm überdies auch das Thema ein, wie sich ehrenamtliche Helfer für die Flüchtlinge engagieren können (siehe gesonderten Bericht).

Als „ein gutes Zeichen“ hatte Bürgermeister Christof Nitz gleich zu Beginn den enormen Andrang gewertet. Er sollte Recht behalten. Auch die Vertreter des Landratsamtes waren mehr als angetan von der „positiven Grundstimmung“ und lobten die Schopfheimer überschwänglich für ihre Haltung (siehe gesonderten Bericht).

Gut 300 Besucher wollten sich aus erster Hand über die Notunterkunftspläne informieren lassen. Die Stühle im evangelischen Gemeindesaal reichten bei weitem nicht aus, viele Bürger mussten stehend, auf dem Boden sitzend und teilweise vom Foyer und von der Bühne aus die Informationsveranstaltung verfolgen.

„Mit so vielen Besuchern hat keiner von uns gerechnet“, räumte Christof Nitz ein. Er betonte, dass die Stadt mit dem Kreis für die Notunterkunft im Oberfeld einen „klaren Vertrag“ abgeschlossen habe, der besage, dass die provisorische Messehalle bis maximal Januar 2016 belegt sein dürfe. Dann sei die Gemeinschaftsunterkunft in Fahrnau mit Platz für 200 Flüchtlinge zu nutzen. „Darauf können wir uns verlassen“, so das Stadtoberhaupt.

Es gehe jetzt darum, den „Menschen unter die Arme zu greifen, die es nötig haben“. Natürlich gebe es unter den Asylbewerbern auch solche, die aus rein wirtschaftlichen Gründen hierher kämen, vom Balkan beispielsweise. Diese müsse man so schnell wie möglich wieder in ihre sicheren Herkunftsländer zurückschicken. „Wir sind bereit, den Menschen zu helfen“, betonte der Bürgermeister.

Von einer „dramatischen Lage“ sprach Elke Zimmermann-Fiscella vom Landratsamt. Dieses Jahr müsse der Landkreis mindestens 2300 Personen aufnehmen – 30 mal so viel wie 2011. Pro Monat kämen 375 Flüchtling an, allein von September bis Dezember müsse der Kreis rund 1300 zusätzlich Unterbringungsplätze schaffen. 100 davon solle die Notunterkunft im Oberfeld abdecken.

Diese besteht aus einer „Messehalle mit angedockten Schlaf- und Sanitärcontainern“, wie Gerhard Blattmann vom Landratsamt erläuterte. Die 45 auf zehn Meter große Halle sei beheizbar, winterfest und mit einem Holzboden ausgestattet.

Der Zeitplan sehe vor, dass der Aufbau der Halle am 8. September beginnt, am 18. September sollen die ersten Flüchtlinge einziehen. Blattmann berichtete außerdem, dass derzeit die Ausschreibung für die Container in Fahrnau läuft, die im Januar bezugsfertig sein sollen. Danach werde der Kreis die Notunterkunft im Oberfeld abbauen und den Platz wieder herrichten.

Die Menschen in der Notunterkunft könnten nicht selber kochen, gab Elke Zimmermann-Fiscella bekannt. Dafür habe der Kreis eine professionelle Vollverpflegung durch einen privaten Anbieter organisiert.

Klare Worte fand die Dezernentin des Landratsamtes in Zusammenhang mit dem Sicherheitskonzept. „Eine Notunterkunft ist konfliktträchtiger als andere Einrichtungen“, sagte sie. Da wolle man den Bürgern nichts vormachen. Als verantwortlicher Betreiber habe der Landkreis indes Vorsorge getroffen. So gebe es für die Notunterkunft jeweils eine feste Stelle für einen Heimleiter und einen Hausmeister. Mit Herwig Popken habe man einen erfahrenen Heimleiter aus dem Ruhestand reaktivieren können. Er war insgesamt 16 Jahre lang für die Asylbewerberunterkunft in Rheinfelden verantwortlich.

Um die soziale Betreuung der Flüchtlinge kümmern sich laut Zimmermann-Fiscella die Caritas und die Diakonie, mit Unterstützung durch zwei zusätzliche Betreuer (Moevi Ahue und Taufik Alhamoud).

Mit der „sehr wichtigen“ Sicherheitsaufgabe hat der Landkreis eine Fachfirma beauftragt, deren Mitarbeiter „24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche“ vor Ort seien, so Zimmermann-Fiscella weiter. Diese sollen nicht nur für Ruhe und Ordnung in der Notunterkunft sorgen, sondern auch „Gefahren von außen“ abwehren.

Von Werner Müller

Ohne Schmus: Das Bild, das die Stadt und ihre Bürger derzeit in Anbetracht der Flüchtlingsproblematik abgeben, ist einfach klasse. Keine Spur von Fremdenfeindlichkeit, statt dessen die Einsicht und die Bereitschaft, den Menschen in ihrer Not zu helfen. Das ist in diesen Tagen in unserem Land leider nicht selbstverständlich. Schön, dass Schopfheim auch diesbezüglich etwas anders ist.

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