Schopfheim Irrwitzige Jagd mit Yetis und Nixen

Markgräfler Tagblatt

THG: Kurzfilm mit über 1000 Schülern und Lehrern als Darstellern

Trainierte Jungskörper sind in einer Kulisse altrömischer Dekadenz in einen Ringkampf verschlungen. Einhörner und Yetis tanzen durchs Bild, und in Poseidons Unterwasserwelt räkeln sich Nixen und Clownfische.

Von Anja Bertsch

Schopfheim . Im ersten offiziellen Musikvideo des THG lauern buchstäblich hinter jeder Ecke des Schulgebäudes witzige, skurrile und coole Szenen, die sich alle zum zehnminütigen Kreativwerk zusammenfügen. Beim Tag der offenen Tür am heutigen Samstag ist der Kurzfilm erstmals öffentlich zu sehen.

„Lipdub“ heißt das Genre, das sich die Organisatoren um Lehrer Lukas Engelke und das junge Filmteam Carmona mit den beiden Ex-THG-Schülern Marius Kast und Lorenzo Oschwald für das Großprojekt ausgewählt haben.

Im Prinzip eine Art Playbackvideo, bei dem die Akteure die Lippen synchron zu den eingespielten Musikstücken bewegen (lip-dubbing). Buchstäblich Fahrt nimmt das Ganze dadurch auf, dass die Kamera sich unablässig durchs Geschehen – in diesem Fall also das Schulhaus - bewegt und mit jedem Schritt eine neue Szenerie mit lip-dubbenden Akteuren ins Visier nimmt.

So kommt′es denn auch, dass sich in dem Streifen die komplette Schulmannschaft aus über 1000 Schülern und Lehrern als musikalische Schauspieltruppe ins rechte Bild rückt.

In einem Parforceritt führt das THG-Video die Zuschauer über Gänge und Treppen, Höfe und Klassenzimmer, Mensa und Sporthalle durch die drei Etagen der Schule, steigt ihr buchstäblich aufs Dach und dreht schließlich in einer Drohnenszenen in die Vogelperspektive ab, während sich unten im Schulhof die komplette Schauspielmannschaft zur furiosen Schlusschoreographie versammelt.

Hinter dem rasanten Kurzfilm steckt ein „unendlicher Organisationsaufwand“, bekennt Lukas Engelke, unter dessen Regie der gymnasiale Lipdub vor einigen Monaten schon seinen Lauf nahm. Mit einer Menge Engagement und Einfallsreichtum entwickelte die über 40 Klassen und Oberstufenkurse eine filmreife Idee für den eigenen Kurzauftritt – jede Menge origineller Details, witzige Requisiten und abgedrehte Kostümierungen inklusive.

Für das Organisationsteam hieß es, die Ideen einerseits über die gesamte Kulisse des Schulgebäudes zu verteilen und sie zugleich in einen sekundengenauen Zeitplan zusammenzupferchen. Clou eines Lipdub ist nämlich, dass der ganze Film buchstäblich im Vorbeigehen aufgenommen wird – in einem einzigen Take und ohne Schnitt.

Heißt: Alles muss laufen wie am Schnürchen, jedes kleine Detail an den 42 Stationen – vom synchronen Überschlagen der Beine am THG-Strand übers Zünden der Konfettipistole bis zum Auftritt der Schwarzlicht-Skelette im stockdunklen Backstagebereich. Und zwar in atemberaubender Geschwindigkeit: Takt, Tempo und Rhythmus geben erbarmungslos die Musikstücke vor; jeder Station sind zehn, fünfzehn Filmsekunden und zwei, drei Textzeilen zugeordnet, dann geht es schon weiter zur nächsten.

Am Drehort freilich durfte bis zum Aufnahmetag Ende Mai davon nichts zu sehen sein: Für das Projekt galt höchste Geheimhaltungsstufe, schließlich sollte der Film das große Abschiedsgeschenk für den scheidenden Direktor Wolfgang Stocker werden.

Sämtliche Bühnenbilder und Requisiten von der bunten Strandszenerie im Hinterhof über die WM-Fanmeile am Sportplatz bis zum (Papp)Flügel auf dem Schuldach kamen erst am Aufnahmetag zum Vorschein (der Schulchef ward für diesen Tag kurzerhand der Schule verwiesen), und fügten sich an einem langen schul(freien) Vormittag unterm Kommando von Lukas Engelke über mehrere Probedurchläufe zum großen Ganzen.

Vier Stunden nach Beginn des Drehtages schließlich hechtete Kameramann Marius Kast für den finalen Take mit der Steadycam auf dem Rücken im gestreckten Galopp den Schulparcours entlang, dicht gefolgt von Lorenzo Oschwald, der die Szenerien mit der Box im ausgestreckten Arm beschallte.

In seinem Charakter als große Gemeinschaftswerk sieht Initiator Lukas Engelke denn auch den bleibenden Wert des Filmes: Initialzündung war natürlich, dem scheidenden Direktor Wolfgang Stocker ein würdiges Abschiedsständchen zu kreieren. Als bislang einmalige Gemeinschaftsaktion aller Schüler und aller Lehrer aber trägt der Lipdub auch darüber hinaus: „Das ist ein weiteres Mosaiksteinchen im Gesamtbild unserer Schule“, so Engelke - „und es hat Riesenspaß gemacht.“

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