Schopfheim Katastrophen-Komödie voller Wortwitz

Markgräfler Tagblatt
Einen unterhaltsamen Theaterabend erlebte das Publikum in der Schopfheimer Stadthalle mit der Komödie „Der Vorname“. Foto: Jürgen Scharf Foto: Markgräfler Tagblatt

Kulturkooperation: Theaterpublikum in der Stadthalle amüsiert sich mit dem Stück „Der Vorname“

Von Jürgen Scharf

Was ein zynischer Scherz so alles anrichten kann! Das konnte jetzt das Theaterpublikum in dem Boulevardstück „Der Vorname“ des erfolgreichen französischen Autorenduos Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière in der Stadthalle erleben.

Schopfheim. Nach dem durchwachsenen vorigen Theaterabend war diese Inszenierung endlich mal wieder ein Lichtblick in der städtischen Theaterreihe.

Es ist eine amüsante Gesellschaftskomödie, die sich glücklicherweise nicht nur um diesen Vornamen dreht, sondern zwischenmenschliche Beziehungsmuster durchdekliniert und den sozialen Umgang miteinander diagnostiziert.

Die Grundkonstellation: Freunde treffen sich zum marokkanischen Abendessen, aber das Ganze gipfelt in einer Generalabrechnung. „Heute Abend haben wir echt Spaß“, sagt Vincent und geht mit diesem Satz in die Pause. Man kann ihm nur zustimmen.

Auch wenn das gut gebaute Stück insgesamt ein bisschen inhaltsarm ist, so hat es doch viel Dialog-Power und Wortwitz.

Im ersten Teil dreht sich alles um einen Vornamen, der heute nicht mehr politisch korrekt ist: Adolf.

„Der Adolf“ suggeriert den „Führer“, auch wenn der französische Name nicht mit f, sondern Adolphe, geschrieben wird und eine literarische Anspielung an einen französischen Romanhelden des 19. Jahrhunderts ist.

Um diesen Vornamen gibt es eine richtige Wort-Schlacht, die am Schluss für alle verloren ist. Im zweiten Teil ist der Streit um den Vornamen dann nur noch Vorwand für Bloßstellungen, Entgleisungen, Anspielungen, Geheimniskrämerei, Animositäten und innerfamiliäre Konflikte.

Die Produktion des Eurostudios Landgraf gibt dieser Katastrophen-Komödie den richtigen Dreh, indem Regisseur Ulrich Stark aufs Tempo drückt, einen Schlagabtausch mit sehr schnell gesprochenen Dialogen forciert.

Die Darsteller machen gut mit, angefangen vom Spielmacher, Spaßvogel und Pointenjäger Vincent, dem werdenden Vater, den TV-Fahnder Martin Lindow angemessen giftig und schnauzig als echtes Ekel spielt.

Vielleicht wird die Figur etwas überzeichnet, aber das schadet der Stringenz nicht, im Gegenteil. Christian Kaiser als sein Gegenspieler Pierre passt in die Rolle des besserwisserischen Akademikers: Da stehen Betonkopf gegen Siegertyp.

Auch die anderen Schauspieler in diesem gut aufgestellten, witzig agierenden Ensemble gehen miteinander recht ruppig um: Anne Weinknecht als Lehrerin Elisabeth, die viel in der Küche tun hat, Benjamin Kernen als Musiker-Freund Claude und Julia Hansen als Karrierefrau Anna. Vincent wird sogar handgreiflich und poliert Claude die Fresse, der macht ein Geständnis. Die biedere Elisabeth kriegt einen Tobsuchtsanfall und rechnet mit allen ab.

Alle flippen aus, jeder outet sich, und das familiäre Treffen im Freundeskreis eskaliert.

Und so hat das Publikum etwas zum Lachen bei dieser reinsten Zimmerschlacht am kalten Buffet.

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