Schopfheim Keine Scheu vor Liebesliedern

Markgräfler Tagblatt

Wolfgang Niedecken und BAP zogen den Stecker: „Sommersound“-Konzert mit wunderbar leisen Liedern

Schopfheim (os). Da sitzt BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken neben einem Beistelltisch mit Wohnzimmerlampe, umgeben von akkustischen Instrumenten, mehrheitlich solchen mit Saiten. Niedecken bewegt sich kaum von seinem Stuhl weg- außer in der Pause und zum Konzertende -, spielt aber mit einer starken Begleitband über drei Stunden lang die „BAP zieht den Stecker“-Tour - zur Begeisterung des Publikums, das erwartungsgemäß der Kategorie von mindestens Ü40 angehört.

Gleich zu Beginn klärt der Kölner auf, dass die Konzertreihe so heiße, weil ein großer Musiksender die Bezeichnung „unplugged“ für sich reklamiert und ein Verbot dieses Wortes im Titel der Tour durchgesetzt hatte. Aber natürlich, so Niedecken, sei immer elektrische Verstärkung im Spiel, „sonst würdet ihr ab der vierten Reihe nichts hören“.

Mit akustischer Gerätschaft, eben mit elektrischer Verstärkung des Sounds, spielt Niedeckens Band aus dem gewaltigen Repertoire des Kölsch-Rock-Barden -17 BAP- und vier Solo-Alben in 37 Jahren - eine bewusst so gewählte Auswahl, erklärt Niedecken in den Pausen zwischen den Songs.

Durchaus persönliche Einlassungen finden sich da, natürlich der Hinweis auf seinen Schlaganfall vor knapp drei Jahren, den er nur dank seines Schutzengels - seiner Ehefrau - überlebte und der ihn, zwischenzeitlich 63 Jahre alt, ruhiger gemacht hat. Ruhiger auch für Songs und Themen des „Zieht den Stecker-“Repertoires in Schopfheim. Lieder oder Einlassungen Niedeckens mit politischen Botschaften sind eher selten, vielleicht noch im Kinder-Soldaten-Lied „Gulu“ oder im unvermeidlichen „Kristallnaach“. Ansonsten spielt sich Niedecken mit Band durch des Bandleaders Beziehungsbefindlichkeiten.

„Man kann nicht behaupten, wir hätten uns bei dieser Tournee vor Liebesliedern gedrückt“, sagt Niedecken gegen Ende, nachdem er bereits einige seiner Beziehungen besungen hatte. Die Klassiker sind darunter: die „Noh all dänne Johre“, „Lisa“, „Do kanns zaubre“, „Anna“ und natürlich „Verdamp lang her“.

Zusammengehalten wird die Setlist von der aktuellen Solo-CD „Zosamme alt“, die Niedecken im Spätjahr 2012 in Woodstock mit US-Musikern aus der Band von Bob Dylan und den „Eagles“ einspielte. „Zosamme alt“, „Bahndamm“. „Nöher zu mir“, „ich wünsch mir“, „Lena“ und „Paar Daach“, „Für Maria“ und „Magdalena“ sind von diesem Album und werden von der neuen BAP, die sich Niedecken für die Tournee zusammengestellt hat, bestens umgesetzt. Ebenso wie die älteren BAP-Songs.

Höhepunkte sind dabei, wenn Werner Kopal am Kontrabass jazzig „Verdamp lang her“ einleitet, oder wenn Niedecken Ulrich Rode, dem Mann für wohl mindestens ein halbes Dutzend Saiteninstrumente, und dessen Ehefrau Anne de Wolff mit Geige, Cello, Posaune und noch einigen anderen, exotischen Instrumenten, Raum für Soli lässt.

Jürgen Zöller, seit fast 30 Jahren bei BAP und Niedecken, bedient sein Schlagzeug mit bemerkenswerter Präzision – und beeindruckend in mehreren Soli mit dem marokkanischen Percussionisten Rhani Krija. Beeindruckend auch die Länge des Konzerts. Nach 80 Minuten und elf Songs gibt es eine Pause.

Im zweiten Durchgang folgen weitere elf Songs, dann im Zugabe-Block noch fünf Songs, darunter die wunderbar leisen „Paar Daach früher“ und vor allem „Du kannst zaubre“, dann verabschieden sich Niedecken und seine Band mit dem 30 Jahre alten „Sendeschluss“ in akustischer Version vom Schopfheimer Publikum.

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