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Schopfheim Konzert ein richtiger Kracher

Markgräfler Tagblatt
Christoph Bogon mit den Noten der berühmten Toccata von Charles-Marie Widor, die er beim Silvesterkonzert in der Stadtkirche imponierend virtuos darbot. Foto: Jürgen Scharf Foto: Markgräfler Tagblatt

„Glockengeläut“ und Böller zum dynamischen Orgelfeuerwerk von Christoph Bogon

Schopfheim. Die beiden Konzerte seiner Chöre, der Kantorei Schopfheim und des Pop- und Gospelchors Resonance of Life, hat Kirchenmusikdirektor Christoph Bogon im Jahresrückblick unserer Zeitung als seine kulturellen Höhepunkte 2014 bezeichnet. Mit dem Silvesterkonzert, das er an den beiden Orgeln der evangelischen Stadtkirche wieder allein bestritt, kann er ein weiteres Highlight hinzufügen.

Das Orgelkonzert zum Jahresende in der Markgrafenstadt scheint für Orgel-Liebhaber ein Muss. So viele Orgelfreunde sieht man sonst höchstens bei der Orgelnacht während des Festivals „Orgelsommer“. Es ist an Silvester offensichtlich ein Bedürfnis, sich festlich auf den Jahreswechsel einstimmen zu lassen. Und sei es nicht mit Theateraufführungen, Operette oder strahlenden Trompetentönen, sondern mit prächtigen Orgelklängen. Da passt sogar dazu, dass dieses Mal zeitweise die Orgelmusik von verfrühten Böllern „begleitet“ wurde.

Die Stadtkirche erwies sich heuer als eine Pflegestätte für französische Orgelromantik. Gleich mehrere Große aus der Traditionslinie Franck – Widor - Guilmant stellte Bogon auf sein teils norddeutsch, doch überwiegend französisch ausgerichtetes Programm, das perfekt auf die Klangcharaktere, Disposition und Stilistik der beiden Orgeln zugeschnitten war.

Die berühmtesten und populärsten Werke durften, wie sich das für einen solchen Anlass geziemt, nicht fehlen: Louis Viernes „Carillon de Westminster“ mit dem bekannten Glockenmotiv von Big Ben. Hier gelang es Bogon, die Schwingungen des Glockengeläuts mit dynamischen Steigerungen schön darzustellen. Auch die Toccata schlechthin (neben der berühmten von Bach, die dieses Mal nicht anstand), Widors Finale aus der fünften Sinfonie, kam angemessen klanggewaltig, aber durchsichtig und mit packendem Schwung gestaltet auf der Schuke-Orgel zur Geltung.

Überhaupt schöpfte Bogon die Klangmöglichkeiten seiner beiden „Hausorgeln“ voll aus. Nach dem Beginn mit Werken von Buxtehude, darunter zwei differenziert artikulierten Choralvorspielen, und dem meisterhaft virtuos und formstreng interpretierten Präludium und Fuge von Johann Sebastian Bach, dem „Spielmann Gottes“, eilt der Organist mit schnellen Schritten durch den Mittelgang auf die Empore zur romantischen Voit-Orgel, auf der er zwei französische Werke intoniert, darunter eine sehr behände und geschwind gespielte Toccata von Dubois, bei der seine flinken Finger auffielen.

Sehr fantasievoll, farbig und feinsinnig registriert lässt Bogon auf der Emporenorgel Choral und Variationen über „Was Gott tut, das ist wohlgetan“ von Guilmant folgen, eingebettet in warmtönigen Klang, einer für diesen Komponisten typischen Atmosphäre. An die Schuke-Orgel im Chorraum zurückkehrt, stellt der Schopfheimer Orgelvirtuose die beiden großen Werke der Orgelsinfoniker Vierne und Widor in den Klangraum Kirche, wobei er auf das imposante Schwellwerk zurückgreifen kann. Dabei war nicht nur der überraschende Wechsel der Klangperspektive auffallend, sondern auch die Klangfarben der beiden so unterschiedlichen Orgeln. Es war ein „seriöses“ Silvesterkonzert mit der von Christoph Bogon gewohnten Souveränität und Stilsicherheit, seiner einfühlsamen Registrierkunst, und - gerade in den orgelsinfonischen Brocken - mit spieltechnischer Übersicht und Kondition. Aber keines, das einmal auf der Orgel neue Töne wagte.

Man muss ja nicht gleich Cameron Carpenter heißen und wie jener junge Shootingstar auf der Orgel „ausflippen“ - aber da Bogon nach eigenen Worten den „Spagat zwischen Klassik und Pop“ in seinen Chören genießt und gute Musik für ihn keine Frage des Stils, sondern der Qualität ist, könnte er vielleicht bei seinem nächsten Silvesterkonzert auch mal unterhaltsame Bearbeitungen nicht ganz so ernster Musik auf die Manuale und Pedale legen.

                               JÜRGEN SCHARF

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