Schopfheim „Lasst die Metaller in Schopfheim“

Markgräfler Tagblatt

Infoveranstaltung zur Neuausrichtung der beruflichen Schulen / Verlegungspläne sorgen für Diskussionsstoff

Schopfheim (sat). Nachdem der Kreistag sich im Sommer 2014 auf ein Szenario für eine mögliche Neuausrichtung der beruflichen Schulen im Landkreis Lörrach festgelegt und dazu Prüfaufträge erteilt hatte, stellten Landrätin Marion Dammann und Thomas Heß (Stabsstelle Schulentwicklung) am Montag in der Gewerbeschule die Ergebnisse dieser Prüfaufträge vor.

Reizthema war die Verlegung des gesamten Metallbereichs nach Lörrach, wogegen sich die Schopfheimer Interessenvertreter vehement wehrten.

Beim Thema berufliche Schulen geht es meist um Aushängeschilder einer Stadt und um die Zukunftsentwicklung, weil sich das Angebot an junge Leute richtet. Das Thema habe in den vergangenen Monaten zu Unsicherheit und Angst geführtt, so Ralf Dierenbach, Leiter der Gewerbeschule Schopfheim.

Viele Kreisräte, Bürgermeister, Firmeninhaber, Ausbilder und Schulleiter waren erschienen, um einen Einblick in den Entscheidungsprozess des Kreistages zu bekommen. Der Kreistag hat die beruflichen Schulen in Rheinfelden, Lörrach und Schopfheim bereist und dabei Mängel und künftige Herausforderungen festgehalten.

„Trotz sinkender Schülerzahlen ist es unser Ziel, alle drei Standorte zu sichern“, versicherte Marion Dammann. Dennoch seien an allen drei Standorten „erhebliche Investitionen“ erforderlich, weshalb logische Kooperationen und Verlegungen von Fachbereichen notwendig seien. Der Landkreis wolle auf die kommenden Jahre verteilt 20 Millionen Euro für die Neuausrichtung der beruflichen Schulen in die Hand nehmen.

Aufgrund verschiedener Faktoren wie etwa dem demografischen Wandel und verändertem Schülerwahlverhalten rechnet man damit, dass die Zahl der Berufsschüler insgesamt im Kreis von 6800 auf 5600 sinken wird, erklärte Heß. „Wir müssen um junge Leute kämpfen“, verdeutlichte der Stabsstellenleiter. Thomas Heß zeigte verschiedene Szenarien auf, wie eine „zeitgemäße Beschulung mit technischer Ausstattung“ künftig im Landkreis aussehen könnte.

Für die meisten Diskussionen sorgte die geplante Aufhebung der Parallelstrukturen im Metallbereich (bisher Schopfheim und Lörrach). Ein Prüfauftrag an das Regierungspräsidium Freiburg – das übrigens auch das letzte Wort in diesem Entscheidungsprozess hat – habe ergeben, dass an beiden Standorten Investitionsbedarf herrsche und dass vieles für eine Verlegung nach Lörrach spreche.

Wenn der Metallbereich in Lörrach zusammengeführt werde, wäre es denkbar, im Gegenzug den KfZ-Bereich nach Schopfheim zu verlegen. Dieser Bereich müsste an allen Standorten an die neuen technischen Anforderungen des Berufs angepasst werden. So müssten 20 Fahrzeuge untergebracht und eine Tankstelle errichtet werden, erklärte Heß. In Lörrach sei ein Ausbau nur eingeschränkt möglich, in Rheinfelden oder Schopfheim nur dann, wenn man ein passendes Grundstück finde.

Mit der Verlagerung des Metallbereichs würde der Standort Schopfheim etwa 300 Schüler verlieren. „Das kann nicht Ziel dieser Umstrukturierung sein“, so Bürgermeister Christof Nitz. Auch wenn über den KfZ-Bereich wieder 190 Schüler hinzukommen würden, sprach sich Nitz deutlich für die Erhaltung der Parallelstruktur aus: „Lasst die Metaller in Schopfheim.“

Dem pflichtete Arno Baumann, Leiter der Gewerbe Akademie Schopfheim, bei. Er betonte, dass Schopfheim im Bereich Metall auf dem modernsten technischen Stand sei.

„Hier sorgt man sich nicht um die Schüler, sondern es sind lediglich Kostenrechner am Werk“, machte Waldemar Lutz, DGB-Kreisvorsitzender, seinem Ärger Luft. Es gebe zahlreiche Metallbetriebe im mittleren und oberen Wiesental, weshalb der Metallbereich bewusst in Schopfheim angesiedelt wurde.

„Der Metallbereich ist das Herzstück der Gewerbeschule Schopfheim“, so Michael Schneider (Initiativkreis oberes Wiesental), der ebenfalls das gut funktionierende Konstrukt mit den hiesigen Industrieunternehmen betonte. Zudem seien noch längere Wege für Schüler aus dem Kleinen und oberen Wiesental nicht zumutbar. Eine Wohnortbestimmung der derzeitigen Berufsschüler aus dem Landkreis habe ergeben, dass die Fahrtwege zumutbar seien, entgegnete Thomas Heß.

Nach reger Diskussion bedankte sich Landrätin Dammann für das Stimmungsbild, das der Kreistag nun zur Abwägung hinzuziehe. Am 22. Juli soll eine Entscheidung fallen und der Antrag beim Regierungspräsidium Freiburg gestellt werden.

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