Schopfheim Meister von 80 000 Haarschnitten

Markgräfler Tagblatt
Tochter und Vater: Die Friseurmeister Jasmin Schöne und Dieter Zimmermann im Salon, der seit 40 Jahren in der Entegaststraße seinen Sitz hat. Foto: Petra Martin Foto: Markgräfler Tagblatt

50 Jahre Friseur, davon 40 in Schopfheim: Dieter Zimmermann übergibt seinen Salon seiner Tochter

Schopfheim (ma). Generationen von Schopfheimern haben diesen Friseursalon besucht, und Generationen von Meistern sind es auch, die die Köpfe der Menschen verschönert haben. Nach 50 Jahren als Friseur, davon seit 40 Jahren in Schopfheim tätig, übergibt Dieter Zimmermann im Januar seinen Betrieb an seine Tochter Jasmin Schöne .

„Eine neue Zeit beginnt“, kündigt Dieter Zimmermann an, der selbst aus einem elterlichen Friseurbetrieb stammt und nun stolz ist, sein Schopfheimer Geschäft in der Entegaststraße an seine 37-jährige Tochter übergeben zu können.

Für den gebürtigen Zeller stand früh fest, dass er auch einmal in die Fußstapfen seiner Eltern, beide Friseure mit einem Geschäft in Zell, treten würde. Sein Vater habe es ganz geschickt angestellt, erinnert sich schmunzelnd Dieter Zimmermann, der zwar auch mit dem Gedanken spielte, Bauingenieur zu werden, dann aber doch lieber sein Talent für den Friseurberuf ausbaute. Als Filius hatte Zimmermann zwar noch die mangelnde

„Das war wie Hochleistungssport“.

Freizeit beklagt, wenn er samstags im elterlichen Geschäft anpacken musste, doch schnell wuchs er in das Handwerk hinein, konnte nach einem Jahr schon Haare schneiden. Und mit enormem Fleiß wurde aus dem „Praktikum“ - ein Wort, das es in diesem Zusammenhang damals noch nicht gab - ein Friseurmeister aus Leidenschaft, dessen Begabung schnell erkannt wurde.

Dieter Zimmermann wurde noch als Lehrling Innungsbester, Kammersieger und baden-württembergischer Landessieger, stellte sich in zahlreichen Ländern bei Wettbewerben der Konkurrenz, lernte „totale Exaktheit und „Schnelligkeit bei gleichbleibender Qualität“ - und holte sich als Jungfriseur in Paris den Weltpokal. „Das war wie Hochleistungssport“, beschreibt Zimmermann diese Zeit.

Ein großer Förderer war der vielfach ausgezeichnete Friseur-Weltmeister Günter Amann, in dessen Friseurschule Dieter Zimmermann später 13 Jahre als Lehrkraft wirkte.

Wie sehr Zimmermann das Friseurhandwerk und dessen Bestand auf hoher qualitativer Ebene am Herzen liegt, zeigt besonders sein Einsatz für die Nachwuchskräfte in den Salons. 15 Jahre war er als freier Mitarbeiter bei der Firma Wella tätig, schulte Personal, hielt betriebswirtschaftliche Vortrage („Vom Friseur zum Unternehmer“, „Die Kundin 50+“), half tatkräftig bei der Weiterentwicklung des Könnens von Salonmitarbeitern, denn immer stand für Dieter Zimmermann fest: „Es kommt auf die Qualität an.“ Dann kämen die Kunden, dann stimme auch der Verdienst.

Dieses Credo begleitete Zimmermann durch sein gesamtes Berufsleben. So ist er seit 1977 per Auswahlverfahren Mitglied im freiwilligen Zusammenschluss der Intercoiffure, der größten friseurhandwerklichen Fachvereinigung der Welt - von rund 80 000 Friseuren in Deutschland seien hier lediglich 300 Top-Friseure dabei, berichtet Zimmermann. „Fachlich hochwertig, gute Mitarbeiter, ein gutes Preisniveau“ - das ist auch Zimmermanns persönliches Erfolgsrezept, das er - bedingt durch seine Mitgliedschaft - dann auch gerne durch Testkundinnen überprüfen lässt.

Seit er 1974 den Salon in Schopfheim bezog, wurde dreimal umgebaut. Im Betrieb arbeiten vier Meister und eine Gesellin, stets langjährige Mitarbeiter; in Verbindung mit dem Geschäft in Zell, das seine Schwester betreibt, und in Hausen wurden insgesamt 80 Lehrlinge ausgebildet, und in den 50 Jahren als Friseur hat Dieter Zimmermann etwa 80 000 Haarschnitte ausgeführt.

Viele seiner heutigen Mitbewerber hätten in seinem Salon gearbeitet, würden seine Handschrift tragen; einer sei sogar durch seinen ersten Lehrling ausgebildet worden, berichtet Dieter Zimmermann. Der Mindestlohn sei bei ihm nie ein Thema gewesen; wer eine gute Leistung fordere, müsse auch gut zahlen, so Zimmermann, der bei sich ein Prämiensystem eingeführt hat.

In dem halben Jahrhundert als Friseur habe es indes „dramatische Veränderungen“ in seinem Handwerk gegeben, sagt der Meisterfigaro, für den das Wort „ondulieren“ kein Fremdwort ist. Die Zeit der Brennscheren, Dauerwellen und Trockenhauben ist indes passé oder zumindest fast vergangen. „Früher gingen die Leute zum Friseur zum Haare kurz schneiden“, weiß Zimmermann zu berichten.

Dann war das erledigt, und es habe wieder für eine Zeit lang reichen müssen. Auch die Zeiten, in denen es hieß, erst 14 Tage nach dem Schnitt sitze die Frisur richtig, seien vorbei. „Heute muss die Friseur sofort sitzen - der Schnitt ist die Friseur“, betont Zimmermann. „Die Wertigkeit ist eine andere“: Ein Friseurbesuch diene - anders als vor 50 Jahren - auch der Erholung der Kundin, die im Salon mal eine Stunde nichts tun müsse und relaxen könne. Ambiente und Freundlichkeit der Mitarbeiter hätten heute einen ganz anderen Stellenwert als früher.

Wenn der 67-Jährige den Betrieb an seine Tochter übergibt, die mit neuem Schwung an die Sache geht, wird es indes ein „weicher Übergang“ sein: Um die dreifache Mutter, die seit 19 Jahren im Betrieb ist, etwas zu entlasten, wird Dieter Zimmermann nach der Übergabe noch an drei Tagen im Geschäft stehen. Und Zimmermann, lange im Gewerbeverein engagiert, begeisterter Sportler, vielseitig interessiert, kann sich sanft an seinen Ruhestand gewöhnen, in dem auch Musik und Malen vermehrt Raum einnehmen werden.

Am 2. Januar übergibt Dieter Zimmermann seinen Meisterbetrieb Intercoiffure Zimmermann in der Entegaststraße 1 seiner Tochter Jasmin Schöne. Aus diesem Anlass findet am Samstag, 10. Januar, von 10 bis 16 Uhr ein „Tag der offenen Tür“ statt.

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