Schopfheim Mit „Ammenmärchen“ aufräumen

Markgräfler Tagblatt

Kindergarten Hintermatt: Umluftheizung nicht schuld an kalten Räumen, sondern falsches Lüften

Von Werner Müller

Schopfheim. Kühler Konter: Mit einer geballten Ladung an Diagrammen und Zahlen weisen Bürgermeister und Planer die Kritik an angeblich viel zu kalten Raumtemperaturen im Kindergarten Hintermatt zurück.

„Es ist Zeit, ein paar Ammenmärchen aus der Welt zu schaffen und die Diskussion zu versachlichen“, erklärte Christof Nitz anlässlich eines Pressegespräches, an dem auch Architekt Thomas Kuri und Kybernetiker Siegfried Delzer teilnahmen.

Auslöser dafür waren mehrere öffentliche Klagen über ein angeblich nicht funktionierende Heizung im Kindergarten. Zuletzt hatte dessen scheidende Leiterin sogar mit vorübergehender Schließung gedroht, weil es in den Gruppenräumen, wo sich unter anderem auch Kinder unter drei Jahren aufhalten, zum Teil nicht einmal 18 Grad warm sei (wir berichteten).

Die Diskussionen um den Kindergarten Hintermatt reißen seit dessen Erweiterung und kompletter Umgestaltung vor drei Jahren nicht ab. Die Stadt entschied sich seinerzeit dafür, das Gebäude nicht auf herkömmliche Art zu beheizen, sondern energetisch neue Wege zu beschreiten. Erdwärme liefert die Energie, die Beheizung und die Belüftung der Räume erfolgt über ein Umluftsystem. Eine vorgehängte Fassade aus Kunststoff sorgt für effiziente Dämmung.

Und dieses System funktioniert, wie Bürgermeister und Planer jetzt erneut betonten. Während Christof Nitz nunmehr von „vielen unrichtigen Äußerungen“ sprach, verwiesen Architekt und Kybernetiker die Behauptungen über angebliche Mängel der Heizanlage in den Bereich der Fabel und unterfütterten dies mit Schaubildern und konkreten Zahlen.

Und diese gibt es zuhauf, denn sowohl die Stadt als auch das Fachbüro von Siegfried Denzler überwachen das Energiesystem des Kindergartens Hintermatt permanent – über Monitoring und Fernwartung, die unter anderem eine lückenlose Dokumentation über die Temperatur in allen Räumen erlaubt.

Und siehe da: Nach den Weihnachtsferien meldete das Überwachungssystem zu niedrige Temperaturen in zwei Räumen im Obergeschoss - davon ist einer ausgerechnet jener, der unter anderem auch als Ruheraum dient.

Das Büro Delzer alarmierte daraufhin die Stadtverwaltung und die Firma, die für die Wartung der Heizanlage zuständig ist.

Dennoch dauerte es sechs Wochen, bis der Fehler gefunden war: In den beiden OG-Räumen waren die Filter der Umluft-Heizanlage verstopft. Wie sich herausstellte, hatte die zuständige Wartungsfirma die Filter drei Jahre lang nicht gereinigt, obwohl dies mindestens einmal jährlich erfolgen sollte.

Trotz dieses technischen Mangels, so betonen Thomas Kuri und Siegfried Delzer, sei es den beiden betroffenen Gruppenräumen dauerhaft nie so kalt gewesen wie behauptet, in den Räumen im Erdgeschoss, wo zusätzlich zur Umluftheizung auch noch die alten Heizkörper installiert sind, schon gleich gar nicht.

Allerdings registrierte auch die Fernwartung in allen Gruppenräumen immer wieder abrupteTemperaturstürze – um bis zu drei Grad Celsius. Und dies auch, nachdem die verstopften Filter bereits gereinigt waren. Die Ursache dafür waren denn auch nicht technischer Natur, sondern menschlicher – exzessives Lüften durch Öffnen der Fenster in allen Räumen, an einem kalten Wintermorgen sogar 20 Minuten lang.

Dabei wäre solch klassisches Lüften über offene Fenster im Kindergarten gar nicht nötig, da die eingebaute Umluftanlage diese Aufgabe übernimmt. Darauf seien Kindergartenleiterin und Erzieherinnen mehrfach hingewiesen worden, betonen sowohl Bürgermeister als auch Planer. „Man muss nicht lüften“, bekräftigte Siegfried Delzer.

Da solche „Nutzungsempfehlungen“ bisher allerdings wohl auf taube Ohren stießen, verlieh der Bürgermeister ihnen jetzt mehr Durchschlagskraft: „Ich habe das Lüften per Dienstanweisung untersagt“, erklärte er und betonte in diesem Zusammenhang mit Nachdruck, seit der Reinigung der Luftfilter seien die Temperaturen im Kindergarten wieder „absolut in Ordnung“.

Auch die – mehrfach bemängelte – Luftqualität habe sich verbessert. Nur in einem Gruppenraum müsse man noch etwas nachbessern, mit minimalem technischem und finanziellem Aufwand.

Die Stadt habe über auch den Elternbeirat über all diese Sachverhalte informiert und sei auf großes Verständnis gestoßen, so der Bürgermeister unter Verweis auf „objektive Nachweise“ durch das Monitoring.

Für Thomas Kuri und Siegfried Delzer ist die Richtigstellung von hohem Interesse. Denn die Vorwürfe gelten einem Projekt, für das die Planer weit über die Region hinaus nach eigenen Angaben dickes Lob und jüngst sogar eine Auszeichnung ernteten. „Was wir gemacht haben“, so Kuri, „ist kein Murks“.

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