Schopfheim Mit donnerndem Klang

Markgräfler Tagblatt
Technisch brillant: Bogdan Vaida Foto: Gottfried Driesch Foto: Markgräfler Tagblatt

Klavierkonzert: Musik ist mehr als nur Technik

Von Gottfried Driesch

Schopfheim-Fahrnau. Die Konzertreihe „Klassik mittendrin“ machte am Samstag Station in der ehemaligen evangelischen Kirche St. Agathe in Fahrnau. Künstlerischer Mittelpunkt dieser Reihe ist der rumänische Pianist Bogdan Vaida. Zusammen mit der Klavierbauerin aus Wittnau, Ireen Hammes, und deren Ehemann Dirk Hammes veranstaltet er die Konzertreihe, die im ersten Halbjahr 2016 sechs Termine an oftmals ungewöhnlichen Orten umfasst.

Der Gedanke hinter „Klassik mittendrin“ ist, die klassische Musik zu den Menschen zu bringen, die sonst nicht so auf solche Klänge geprägt sind. Den ersten Anstoß, Konzerte außerhalb von üblichen Konzertsälen zu geben, habe ein Konzert in einer Motorradwerkstatt gegeben, erzählte Bogdan Vaida während des Konzerts. Jetzt stünden noch zwei Termine in einem Therapiezentrum in Oberried und in einer Oldtimerwerkstatt in Waldkirch auf dem Programm.

So kamen also an die 50 Besucher aller Altersstufen nach Fahrnau. Um besonders Menschen anzusprechen, die sich bisher weniger für die so genannte „E-Musik“ („E“ steht für ernste) interessiert haben, hätte man sich zumindest ein populäres Klavierwerk im Programm gewünscht. Aber Vaida bevorzugte besonders sehr virtuose Werke, was seinem technischen Können entgegen kam. Technisch ist Bogdan Vaida nicht zu schlagen. Seine Fingertechnik meistert wirklich jede Schwierigkeit bravourös. Gewissermaßen „zum warm werden“ erklang zunächst das Intermezzo in E-Dur von Johannes Brahms. Bereits hier zeigte sich der sehr kräftige Anschlag des Pianisten. Die Töne klangen hart, fast möchte man sagen „nackt“. Und es gab nur zwei Lautstärken: laut und sehr laut.

Ludwig van Beethoven schrieb die Klaviersonate Nr. 30 op. 109 in E-Dur im Jahr 1820, als er bereits völlig taub war. Er bezeichnet den dritten Satz mit dem Titel „Gesangvoll, mit innigster Empfindung“. Hier hätte Bogdan Vaida die Tiefen der Musik mehr ausloten müssen, blieb aber zu sehr an der Oberfläche.

Auch die drei Teile aus „7 Charakterstücke, op. 32“ von Max Reger waren geprägt von einem kräftigen Anschlag.

Besser gestaltet und variantenreicher erklang zum Abschluss die Klaviersonate Nr. 3 in h-moll, op. 58, von Frédéric Chopin. Es ist die letzte Sonate, die Chopin geschrieben hat. Aber selbst das Largo, das gewöhnlich dem Musiker die Möglichkeit zu innigem Ausdruck gibt, beschränkte sich mehr auf das technische Können, das er im schnellen Schlusssatz noch einmal unter Beweis stellte.

Einen großen Anteil an dem harten Klangeindruck dürfte auch der Flügel gehabt haben. Allem Anschein nach war dies auch dem Pianisten bewusst, denn der Deckel des Flügels war für das Konzert nur leicht geöffnet.

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