^ Schopfheim: „Mit offenen Armen empfangen“ - Schopfheim - Verlagshaus Jaumann

Schopfheim „Mit offenen Armen empfangen“

Markgräfler Tagblatt

Bürgerinformation zur geplanten Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge beim Friedhof in Fahrnau

Von Werner Müller

Schopfheim. „Lassen Sie uns die Menschen mit offenen Armen aufnehmen“. Mit diesem eindringlichen Appell warb Bürgermeister Christof Nitz in der voll besetzten Festhalle um Akzeptanz für die geplante Gemeinschaftsunterkunft (GU) des Landkreises für rund 200 Flüchtlinge in der Nähe des Friedhofs Fahrnau.

Rund 350 Bürger nutzten den Informationsabend, um sich von Vertretern des Landkreises aus erster Hand über die „temporäre“ Unterbringung in mobilen Raumeinheiten (sprich: Containern) unterrichten zu lassen.

In wohltuend sachlicher Atmosphäre meldeten sich zahlreiche Bürger mit kritischen Fragen und Bedenken zu Wort, die sich vor allem am Standort neben dem Friedhof entzündeten. Nicht wenige riefen jedoch auch dazu auf, die Flüchtlinge ohne Vorbehalte in Empfang zu nehmen (siehe Artikel auf dieser Seite).

Der Landkreis müsse derzeit pro Monat rund 150 Asyl suchende Menschen aufnehmen, schilderte Landrätin Marion Dammann die Lage. Die Erfahrung zeige, dass sich deren Betreuung am besten in GU bis zu einer Größenordnung von 200 Person organisieren lasse. Die Flüchtlinge seien durch die Kriege in ihren Heimatländern zum Teil „schwer traumatisiert“. Der Kreis statte jede GU mit einer eigenen Heimleitung sowie Sozialbetreuung vor Ort aus. Dazu zähle immer auch ein Netz von ehrenamtlichen Helfern.

Die wichtigste Aufgabe sei, die Menschen möglichst schnell zu integrieren – über Sprachkurse, Freizeitangebote und soziale Kontakte. Etwa ein Drittel der ankommenden Flüchtlinge seien Kinder bis zum Alter von 18 Jahren, die nach einer ersten Eingewöhnungszeit Schulen und Kindergärten besuchen sollten. Die Erwachsenen dürften nach drei Monaten bereits eine Arbeit annehmen.

Sie sei stolz, sagte die Landrätin, dass der Kreis die Aufgabe der Unterbringung bisher „ohne Turnhallen und Festzelten“ gemeistert habe – dank Gemeinschaftsunterkünften wie der jetzt in Fahrnau geplanten. Marion Dammann hob in diesem Zusammenhang hervor, dass die GU beim Friedhof „zeitlich begrenzt“ sei auf drei „bis maximal fünf Jahre“. Danach gebe der Kreis der Stadt das Grundstück im Ursprungszustand wieder zurück. Spätestens 2019 wolle der Kreis die Flüchtlinge dann im frei gewordenen Markus-Pflüger-Heim in Wiechs unterbringen, wo geeignete Räumlichkeiten zur Verfügung stünden.

Bedenken hinsichtlich des Standortes in der Nähe des Friedhofes könne sie zwar nachvollziehen, so die Landrätin. In diesem Zusammenhang aber von „pietätlos“ zu sprechen, wie einige Redner dies taten, gefalle ihr gar nicht. Sie versprach, der Kreis werde die Hinweise auf mögliche Ruhestörungen ernst nehmen und gegebenenfalls Vorsorge treffen, die „Übergriffe“ solcher Art verhindern. Im Übrigen hätten Menschen aus allen Kulturen „Respekt vor der Totenruhe“.

Dies bestätigte auch Susanne Kraft, Heimleiterin der GU in Efringen-Kirchen. Die Heimleiter seien „jeden Tag vor Ort“ und könnten Probleme, „die vielleicht auftauchen“, beheben.

Gerhard Blattmann vom Fachbereich Planung und Bau im Landratsamt erklärte, bei der Anordnung der Wohncontainer werde der Kreis selbstverständlich darauf achten, dass die eher ruhigen Elemente (Verwaltung, Küche) zum Friedhof hin platziert werden, die eher lebhafteren mitsamt Spielplatz hingegen zur Kreisstraße hin. Nach seinen Worten soll die GU Anfang 2016 die ersten Flüchtlinge aufnehmen.

„Wir sind aus gesetzlichen und humanitären Gründen zur Aufnahme der Flüchtlinge verpflichtet“, betonte Marion Dammann abschließend. Sie versprach den Bürgern zugleich, eine erneute Informationsveranstaltung einzuberufen, sobald die Pläne für die GU in Fahrnau konkrete Formen annehmen.

Umfrage

2adaf948-0d33-11ef-8d09-186c8841fdbe.jpg

Die Kommunal- und Europawahl werfen Ihre Schatten voraus. Werden Sie von Ihrem Wahlrecht Gebrauch machen?

Ergebnis anzeigen
loading