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Schopfheim „Mobbingopfer kann jeder werden“

Markgräfler Tagblatt
An drei Tischen gingen Eltern auf Fragen zum Thema Mobbing ein, anschließend wurden die Ergebnisse diskutiert. Foto: zVg Foto: Markgräfler Tagblatt

Präventionsberatung für Eltern / Am THG wird ein Ansatz ohne Schuldzuweisung eingesetzt

Schopfheim. Szenen aus einem Film: Ein Schüler – isoliert auf dem Pausenhof. Derselbe Schüler wird später von seiner Deutschlehrerin bei Rückgabe einer Arbeit vor der teils schweigenden, teils kichernden Klasse kritisiert und bloßgestellt. „Ist das schon Mobbing?“

Mit dieser Frage an die Eltern stieg der Präventionsberater Krämer direkt in das Thema des „ApfEL-Elternabends“ (Aktive, positive und faire Eltern-Lehrer-Kommunikation) am Theodor-Heuss-Gymnasium ein.

Die unterschiedlichen Antworten der Eltern auf die eingangs gestellte Frage zeigten, wie wichtig das Ziel dieses Abends war, nämlich zu klären, was Mobbing ist und was man dagegen tun kann. So hat der langjährige Pädagoge Horst Kasper fünf Merkmale für Mobbing festgehalten: Mobbing ist ein geplantes Verhaltensmuster, bei dem in einem verfestigten Konflikt eine unterlegene Person häufig und über einen längeren Zeitraum hinweg angegriffen oder drangsaliert wird.

Man könne, so Präventionsberater Asal, bei der Entstehung von Mobbing von drei Phasen sprechen. Komme die Hilfe zu spät, bleibe einem drangsalierten Schüler oft nur noch ein Klassen- oder Schulwechsel, um aus der Rolle herauszukommen. Mobbing beschädige alle Beteiligten, und es höre nie von selbst auf. (Asal). Um Fragen rund um das Thema Mobbing zu vertiefen, luden die Präventionsberater Krämer, Isak und Asal zusammen mit Borkowski-Junge (Beratungslehrerin am THG), Melanie Vahl und Ingeborg Pallaske (Suchtpräventionslehrerin am THG) die Eltern zu einem „World-Café“ ein, bei dem diese an drei verschiedenen Tischen diskutieren und die gewonnenen Erkenntnisse auf der Papiertischdecke notieren sollten.

Es tauchte die Frage auf, inwieweit „Mobbing-Prävention“ im Unterricht möglich sei. Borkowski-Junge und Melanie Vahl führten aus, dass dieses Thema Teil der „Lions-Quest-Einheiten“ sei, die in den Klassenlehrer- und Vitastunden besprochen und erarbeitet würden. Als Beratungslehrerin ist Borkowski-Junge darauf angewiesen, dass betroffene Schüler (mit Genehmigung der Eltern) zu ihr kommen. Melanie Vahl dagegen benötigt die Erlaubnis der Eltern nicht, da sie keine Lehrkraft ist. Vertrauliche Gespräche (unter Schweigepflicht) in ihrem Beratungszimmer könnten zu festen Zeiten oder nach Vereinbarung geführt werden, auch in den großen Pausen sei sie immer für die Schüler präsent.

Melanie Vahl plant für die fünften und sechsten Klassen das Präventionsprojekt „Mobbing / Cybermobbing“. Unter Einbeziehung einiger Eltern in den Rollen als Schüler führte Melanie Vahl sehr anschaulich die am THG im Umgang mit Mobbing eingesetzte „No Blame Approach“-Methode (von Barbara Maines und George Robinson in England entwickelt) vor, die „ohne Strafe auskommt und die Gruppe der Kinder und Jugendlichen, auch die Mobber, in die Lösung des Mobbingproblems einbindet. Oberstes Ziel ist die Beendigung des Mobbings und damit die Garantie dafür, dass die betroffenen Kinder und Jugendlichen sich wieder sicher fühlen können.“ (Carmen Trenz, 2010). Wichtig sei vor allem: „reden, reden, reden“. Außerdem solle man die „Kinder nicht unterschätzen; sie müssen selber lernen, Konflikte auszutragen und Reaktionen einzuüben, so Vahl. Die Mobbing-Prävention ist Teil eines umfangreichen Präventionskonzeptes am THG.

Ingeborg Pallaskes Tipps für Eltern: „Werden Sie hellhörig, wenn Ihr Kind oft Bauchschmerzen oder andere Beschwerden hat, um nicht in die Schule gehen zu müssen, wenn immer öfter Gegenstände Ihres Kindes verloren gehen, wenn Ihr Kind nichts mehr von der Schule erzählen möchte. Suchen Sie das Gespräch mit den Lehrern, vor allem das des Klassenlehrers “

Literatur zum Thema Mobbing: Horst Kasper - „Schülermobbing - tun wir was dagegen!“; über die „No Blame Approach“-Methode findet man im Internet zahlreiche Veröffentlichungen.

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