Schopfheim Öko-Strom für 15 000 Haushalte

Markgräfler Tagblatt

Windpark Rohrenkopf: Einweihung mit Minister Franz Untersteller / Gersbacher feiern nicht mit

Schlussakt nach einem jahrelangen Kampf mit den Windmühlen: Mit der offiziellen Einweihung am heutigen Samstag geht der Windpark am Rohrenkopf offiziell in Betrieb.

Von Werner Müller

Schopfheim-Gersbach. Und selbst an der feierlichen Zeremonie am Fuße der Windenergieanlage (WEA) 3 wird deutlich, wie umstritten das Projekt der EWS von Anfang an war: Auf der einen Seite geben sich Vertreter von Politik, Verwaltung und Behörden mit dem baden-württembergischen Umweltminister Franz Untersteller an der Spitze auf dem Rohrenkopf bei Blasmusik und kirchlichem Segen ein Stelldichein und feiern das Megaprojekt im Sinne der regenerativen Energiegewinnung.

Auf der anderen Seite bleiben die unmittelbar Betroffnen, die vielen Gersbacher nämlich, die gegen die fünf großen Windräder von Anfang an Sturm liefen, der Veranstaltung fern – oder feiern eine Gegenparty.

2013 bekam das Konsortium aus EWS (Elektrizitätswerke Schönau) und Enerkraft von der Stadt Schopfheim den Zuschlag für den Bau des Windparks. Das war der Startschuss für ein langwieriges Planungs- und Genehmigungsverfahren mit Windmessungen, biologischen, hydrogeologischen und artenschutzrechtlichen Gutachten, die schließlich in die immissionsschutzrechtliche Genehmigung des Projektes durch das Landratsamt Lörrach mündeten.

Von der ersten Stunde an formierte sich indes auch der Widerstand in Gestalt der Winkraftgegner, die ihrerseits Gutachter einschalteten (wegen der Rotmilan-Problematik zum Beispiel), vor möglichen Gefährdungen durch Lärmemissionen, Eisbruch und Infraschall warnten, letztlich aber mit ihren Einsprüchen auf taube Ohren stießen. Statt dessen setzte es in Zusammenhang mit einer ungenehmigten Trillerpfeifen-Demo vor dem Rathaus sogar noch eine Strafanzeige durch die Stadt.

Im Mai 2016 begannen trotz aller Scharmützel die Bauarbeiten – nach nur acht Monaten gingen die fünf Windräder vom Typ Enercon bereits an Netz. „Das war vor allem in logistischer Hinsicht ein echtes Meisterstück“, blickt Tobias Tusch, Geschäftsführer der EWS Windpark GmbH, auf die Bauphase inklusive der spektakulären Schwertransporte zurück.

Die fünf WEA mit einer Nabenhöhe von 149 Metern erbringen gemeinsam bis zu 15 000 Kilowattsunden an Leistung und können damit laut EWS bis zu 15 000 Haushalte mit klimafreundlichem Strom versorgen. Der Windpark auf über 1000 Meter Höhe sei der am südlichsten und zugleich am höchsten gelegene in Deutschland und „von großer Bedeutung für die Energiewende im Schwarzwald“, so Tobias Tusch.

Die Betreiber haben denn auch allen Grund zum Feiern. Für den Festakt um 13 Uhr an der WEA 3 haben heute unter anderem Umweltminister Franz Untersteller und Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer ihr Kommen zugesagt. Ausdrücklich eingeladen sind laut EWS auch „alle interessierten Bürger der Region“.

Für die Gäste haben die Veranstalter einen Zubringerdienst ab Parkplatz Schlechtbach und Parkplatz am Infopavillon eingerichtet. Die Busse bringen die Gäste ab 12 Uhr zum Festgelände und nach Ende der Veranstaltung wieder zurück. Die Straße „Am Hörnle“ ist für den Verkehr gesperrt. Außerdem gilt dort beidseitig ein absolutes Halteverbot, das nach Angaben der EWS überwacht wird.

Für die Stadt nehmen Bürgermeister Christof Nitz und Beigeordneter Ruthard Hirschner an der Feier teil. Der Gersbacher Ortsvorsteher und die Mehrheit des Ortschaftsrates verzichten hingegen aufs Dabeisein. „Wir wurden mit unseren Anliegen nicht wahrgenommen und von einigen sogar belächelt“, begründet Ortsvorsteher Christian Walter sein Fernbleiben. Besonders von einem Repräsentanten der Stadt hätten sich die Gersbacher nach seinen Worten etwas „mehr Nähe“ zu ihren Anliegen erwartet.

Er persönlich versuche jetzt, das Kapitel Realisierung Rohrenkopf mit dem Tag der Eröffnung zu schließen sowie dem Windpark und dessen Potenzial „positiv gegenüberzustehen“. Die derzeit laufenden Rückbaumaßnahmen und deren Einhaltung werde er jedoch weiter „kritisch begleiten“. Er wünsche sich auch seitens des Windpark-Betreibers „einen Neuanfang im Umgang mit dem Ortschaftsrat.“

Der Windpark Rohrenkopf in Zahlen:

Fünf WEA Typ Enercon E 115 mit 149 Meter Nabenhöhe.

Investitionssumme: rund 29 Millionen Euro.

Windertrag: bis zu 45 Millionen Kilowattstunden pro Jahr.

Entspricht dem Stromverbrauch von etwa 15 000 Haushalten.

CO2-Ersparnis: 23 000 Tonnen pro Jahr.

www.ews-schoenau.de/ews/energieerzeugung/projektvorstellung/windpark-rohrenkopf/

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