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Schopfheim Plätzchen für die, die Frieden suchen

Markgräfler Tagblatt

Flüchtlingsunterkunft: An Heiligabend geht es dort - fast - wie im Alltag zu / Bescherung vom Helferkreis

Von Petra Martin

Wenn heute bei den Schopfheimern Heiligabend in den Kirchen und zuhause gefeiert wird, dann geht es in der Notunterkunft für Flüchtlinge zu wie jeden Tag auch - fast. Denn ein bisschen Weihnachten wird auch in die Einrichtung im Oberfeld getragen.

Schopfheim . „Wir fragen nicht nach der Religionszugehörigkeit“, sagt Heimleiter Herwig Popken, „deshalb weiß ich nicht, ob es in der Unterkunft auch Christen gibt“. Vermutlich aber eher nicht, so Popken. Trotzdem schmückt ein Weihnachtsbaum den Aufenthaltsbereich der Halle. „Flüchtlinge haben beim Holzfällen geholfen und durften sich einen Baum für die Unterkunft schlagen“, berichtet Hausmeister Edgar Mink. Die Asylsuchenden hätten auch die Weihnachtssterne selbst gebastelt, die am Baum hängen.

Muslime sind mit christlichen Bräuchen vertraut - auch in der muslimischen Welt sind die Innenstädte und Geschäfte voll mit entsprechender Beleuchtung, gibt es Werbung und Shoppingaktionen. „Viele muslimische Familien in Deutschland haben einen Weihnachtsbaum zuhause“, sagt Herwig Popken, „und es gibt Geschenke“.

Auch in der Unterkunft im Oberfeld sowie in der in Wiechs wird es welche geben. Die Gruppe „schopfheim hilft“ hat kleine Spenden gesammelt und will die Präsente heute übergeben. Dabei handelt es sich um Naschwerk wie Süßigkeiten und Weihnachtsplätzchen sowie schwarzen Tee und Becher oder Tassen. „Wir möchten unseren friedensuchenden Gästen ein kleines weihnachtliches Präsent überbringen“, heißt es seitens des Helferkreises, „damit vermitteln wir auch gleichzeitig ein Stück unserer Kultur“.

Die Mädchen, die sich gerade bei Hausmeister Mink einen Bonbon abholen, freuen sich schon jetzt darauf. „Die fragen, wann ist das denn?“, berichtet Herwig Popken, der daran erinnert, dass Muslime Jesus als Propheten schätzen. „Das ist vielen Christen gar nicht bekannt“, so Popken. „Und wir haben den einen Gott. So weit liegen die Religionen nicht auseinander.“

26 Kinder gibt es in der Unterkunft, die durch ihre Schulbesuche mitbekommen, welche Bedeutung Weihnachten für Christen hat - so wichtig ist das Fest, dass es sogar Ferien gibt. Auch die älteren Gewerbeschüler haben schulfrei.

Obwohl die Schule Pause hat, wird es über die Feiertage etwas ruhiger in der Unterkunft zugehen, denn es seien doch einige Flüchtlinge, die die Ferien dazu nutzten, Familienangehörige zu besuchen, die zum Beispiel schon in Wohnungen leben. Eine Familie etwa fahre über die Feiertage zum Bruder des Vaters nach Stuttgart, berichtet Herwig Popken.

Ein besonderes Essen, wie es über die Weihnachtsfeiertage oder bei Muslimen zum Beispiel beim Zuckerfest nach Ende des Fastenmonats Ramadan üblich ist, werde es in der Notunterkunft an Heiligabend aber nicht geben, teilt Heimleiter Popken mit, der sich für diese Auskunft beim Caterer rückversichert hat. In dieser Woche gibt es Gerichte wie zum Beispiel Rinderfrikadelle, Cannelloni mit Rindfleischfüllung, Hähnchenbrust mit Cremesuppe oder Rindergulasch. Die muslimische Gemeinde versorgt die Flüchtlinge darüber hinaus mit Mahlzeiten.

Heimleiter Popken hofft, dass es auch über den Jahreswechsel ruhig bleibt. „Wir haben viel Glück mit den netten Menschen hier.“ Kurz vor Silvester gebe es Taschengeld für die Flüchtlinge. Womöglich werde auch der eine oder andere kleine Knaller gekauft; auf dem Gelände sei das Abschießen von Feuerwerkskörpern aber strengstens verboten.

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