Schopfheim Radikaler Pazifist und Kapitalismus-Kritiker

Markgräfler Tagblatt
Erst die in Schopfheim konzipierte Wanderausstellung „über den Frieden der Welt und die Einheit der Kirche“ rückte Leben und Werk Max Josef Metzgers ins breite Bewusstein nicht nur der katholischen Kirche. Foto: aq Foto: Markgräfler Tagblatt

Am heutigen 17. April jährt sich der Todestag von Max Josef Metzger

Schopfheim (aq). Priester und Pazifist: Heute vor genau 71 Jahren wurde der in Schopfheim geborene katholische Pfarrer und Friedenskämpfer Max Josef Metzger von den Nazis hingerichtet. Die katholische Friedensorganisation Pax Christi veranstaltet aus diesem Anlass Gedenkfeiern und Gottesdienste.

„Der katholische Priester und Pazifist Max Josef Metzger wurde am 3. Februar 1887 in Schopfheim bei Lörrach geboren. Er wurde Priester, ging in die Seelsorge und übernahm das Amt eines Divisionspfarrers im Ersten Weltkrieg. Hier wurde er zum radikalen Pazifisten.

Er gründete schließlich verschiedene pazifistische Organisationen, darunter den Friedensbund deutscher Katholiken und die überkonfessionelle Una-Sancta-Bewegung, weswegen er schon bald nach der Machtergreifung der Nationalsozialistischen ins Visier der Gestapo geriet. Nach kürzeren Haftaufenthalten wurde er endgültig im Juni 1943 infolge Verrats verhaftet und in einem nur 70 Minuten langen Schauverfahren von Roland Freisler zum Tode verurteilt. Er wurde am 17. April 1944 im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet.“

Was der liturgische Wegbereiter durch das Jahr „Tag für Tag“ des Katholisch-Sozialen Instituts der Erzdiözese Köln in einer knappen Übersicht darstellt, wäre vor Jahren noch unvorstellbar gewesen. Der Schopfheimer Seelsorger war außer in Kreisen der Friedensorganisation Pax Christi, in Hochschulen und Zirkeln der katholisch-sozialen Bewegung innerhalb des deutschen Katholizismus kaum bekannt.

Erst die aus Anlass des 100. Geburtstags von Max Josef Metzgers 1987 entstandene Wanderausstellung und die begleitenden Veranstaltungen in Schopfheim sorgten diesbezüglich für einen durchgreifenden Wandel.

Ausgehend von Metzgers Credo „Für den Frieden der Welt und die Einheit der Kirche“ konzipierten die Mitglieder des Initiativkreises damals ein Gesamtbild des Lebens und Wirkens des Theologen. Diese Schau, die mit einem zwischenzeitlich vergriffenen Katalog eine Vertiefung fand, enthielt auch seine gesellschaftspolitischen Entwürfe wie die Kritik am „skrupellosen, kriegsfördernden Wirtschaftssystem.“

Dass diese „beileibe keine Marginalie“ waren, betonte unlängst Heiner Baur in einer Vorstellung über den religiösen Sozialismus im Dreiländereck und dessen Bezüge zu dem Schopfheimer Seelsorger. Max Metzger, „parteipolitisch nicht festgelegt“, habe mit seiner wirtschaftspolitischen Analyse nicht nur linke Zentrumsmitglieder, sondern auch Kreise, die sich aufgrund ihres „klaren Pazifismus und entschlossenen Antikapitalismus“ von der katholischen Volkspartei, dem Zentrum, lossagten, stark beeinflusst, so Baur.

Diesen politischen Impetus von Max Josef Metzger im Rahmen seines friedenspolitischen Engagements greife auch der Historiker Otto Weiss in seinem kürzlich erschienen Werk „Kulturkatholizismus“ mehrmals auf.

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