Schopfheim Uehlin-Areal: „Alles erledigt“

Markgräfler Tagblatt

Verkauf: Investor BPD unterschreibt Vertrag / Baubeginn im Frühjahr 2017 / Nitz: „Eine Zangengeburt“

„Alles erledigt“. Zwei kleine Worte genügten Bürgermeister Christof Nitz gester, um im Rathaus eine fast schon stadthistorische Nachricht zu verkünden: Der Verkauf des Uehlin-Areals ist in trockenen Tüchern – und damit sind auch die städtebaulichen Weichen für einen Einkaufsmagneten in der Innenstadt gestellt.

Schopfheim . Am Freitag unterschrieb der Investor, die BPD Immobilienentwicklung GmbH, den Kaufvertrag für das Areal, nachdem zuvor auch alle rechtlichen Fragen mit den Angrenzern geklärt waren.

„Totgeglaubte leben länger“, frohlockte das Stadtoberhaupt über den glücklichen Abschluss eines langjährigen Ringens um die Zukunft des innerstädtischen Filetstücks, das die Stadt im Jahr 2007 für rund eine Million Euro gekauft hatte mit dem Ziel, dort großflächigen Einzelhandel anzusiedeln.

Dem steht jetzt nichts mehr im Wege. Der Investor wird nach Angaben des Bürgermeisters den preisgekrönten, wenngleich modifizierten Entwurf von Dietrich Bangert in die Tat umsetzen. In den Neubau zieht als Hauptmieter der Müller-Markt mit rund 1600 Quadratmeter Bruttoverkaufsfläche ein. Außerdem eröffnet Ernstings Family (Bedarf rund ums Kind) eine Filiale mit 200 Quadratmetern. Im neuen Uehlin-Komplex finden zudem eine Zahnarztpraxis sowie 15 Wohnungen platz. Die Tiefgarage bietet knapp 90 Autos Platz.

Die beiden historischen Uehlin-Häuser an der Hauptstraße bleiben erhalten. Die Stadt will sie gesondert zum Verkauf ausschreiben.

Der Abriss der restlichen alten Gemäuer und der Baubeginn werden im Frühjahr 2017 über die Bühne gehen, wie Gudula Nieke-Mast von der BPD-Niederlassung in Freiburg, gestern bei einem Pressegespräch im Rathaus ankündigte. Schon in Kürze wird der Investor nach ihren Worten indes den Baugrund untersuchen (Altlastenerkundung) und vorbereitende Arbeiten in Angriff nehmen. „Wenn wir durchbauen können, soll die Eröffnung zum Weihnachtsgeschäft 2018 stattfinden“, kündigte sie an.

Die Firma BPD will das Projekt in zwei Etappen verwirklichen und mit dem Gebäude an der Scheffelstraße beginnen. BPD selbst baut den Komplex bis zur Schlüsselübergabe. Den Wohnungsteil möchte das Unternehmen selbst vermarkten, den kompletten gewerblichen Teil erwirbt ein ungenannt bleiben wollender Investor aus Baden-Württemberg.

BPD entwickelt nach Angaben von Gudula Nieke-Mast Stadtquartiere. Der Konzern mit holländischen Wurzeln errichtet jährlich im Schnitt europaweit etwa 5500 Wohneinheiten, in Deutschland rund 1500. In der Region engagierte sich das Unternehmen unter anderem in Rheinfelden, Waldshut-Tiengen und in Freiburg. In Schopfheim investiert das Unternehmen nach ihren Angaben zwölf Millionen Euro.

„Es war eine Zangengeburt“, räumte ein erleichterter Bürgermeister gestern ein. Man dürfe bei alledem aber nicht vergessen, dass es sich beim Uehlin-Areal nicht um einen „Bau auf der grünen Wiese“ handele und dass es viele Abhängigkeiten gegeben habe. Für den Einzelhandel in Schopfheim sei das Projekt ein Gewinn. „Der Einkaufsmagnet stellt eine deutliche Aufwertung der Innenstadt dar“, so Christof Nitz.

Der Bürgermeister kündigte an, dass die Stadt nach Abschluss der ersten Bauphase mit der Umgestaltung der Scheffelstraße zur Fußgängerzone beginnen werden. Nach Inbetriebnahme der Tiefgarage werde man die Entwicklung in der Adolf-Müller-Straße etwa ein Jahr beobachten, um dann nötigenfalls verkehrslenkende Maßnahmen zu ergreifen.

Über den Verkaufspreis des knapp 2300 Quadratemeter großen Areals hüllten sich beide Seiten gestern in Schweigen. Der Bürgermeister ließ aber durchblicken, dass sich die Stadt an dem innerstädtischen Filetstück keine goldene Nase verdiene. Das sei in Anbetracht der bisher aufgelaufenen Kosten zum einen nicht mehr realistisch und zum anderen städtebaulich auch nicht Sinn der Sache. Unterm Strich sei das finanzielle Engagement der Stadt als Investition in die „nachhaltige Stärkung“ der Innenstadt zu verstehen.

Die unendliche Geschichte des Uehlin-Areals (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

2007 Stadt kauft das Areal für rund eine Million Euro.

2008 Bürgermeister präsentiert ersten Investor und Müller-Markt als Hauptmieter.

2009 Unabhängige warnen vor „Schnellschüssen.

2010 Zweiter Investor aus St. Blasien im Gespräch.

2010 Gemeinderat stimmt dem Abriss der historischen Gebäude zu.

2010 Dietrich Bangert schlägt Neubau mit Erhalt der beiden alten Häuser vor.

2010 Bürgerinitiative setzt sich für den Erhalt der beiden Häuser ein.

2011 Dietrich Bangert gewinnt Architekten-Wettbewerb.

2011 Der Investor aus St. Blasdien springt ab.

2013 Stadt will die beiden Häuser an der Hauptstraße doch nicht abreißen, sondern zum Verkauf ausschreiben.

2016 Die SPD hat die Faxen dicke, den Gewerbeverein nervt das Warten...

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