Schopfheim Weg frei für starke Schmerzmittel

Markgräfler Tagblatt

20-Millionen-Euro-Investition von Develco: Am 10. Juni ist Grundsteinlegung für den neuen Standort

Von Petra Martin

Schopfheim-Fahrnau. Da stehen die Chancen gut: Wer schon einmal ein starkes Schmerzmittel einnehmen musste, hat möglicherweise eines erhalten, das von Develco stammt beziehungsweise von der Develco Pharma GmbH entwickelt wurde.

Das Unternehmen, vor neun Jahren gegründet, hat in Schopfheim Fuß gefasst, rasant Fahrt aufgenommen und steht nun mit dem geplanten neuen Produktions- und Verwaltungsstandort vor einer 20-Millionen-Euro-Investition in der Grienmatt: Am 10. Juni ist Grundsteinlegung für das ambitionierte Vorhaben, das für Laien beachtliche Dimensionen umfasst.

Beinhaltet der jetzige Standort in der Grienmatt 42 einen fast unscheinbaren, gemieteten Gebäudeteil an der Wiese, so ist nun auf einem Areal von rund 11 000 Quadratmetern der neue Standort in Arbeit. Sind bei dem Betrieb derzeit rund zehn Mitarbeiter am Standort in dem Fahrnauer Gewerbegebiet im Einsatz, so entstehen durch die Erweiterung und den neuen Produktionsstandort etwa 50 bis 60 neue Arbeitsplätze, wenn das erste Gebäude ausgelastet sein wird; im Drei-Schicht-Betrieb könnten es sogar 300 bis 400 werden.

Develco ist auf dem Markt für starke Schmerzmittel mit besonderer Wirkstoff-Freisetzung bekannt: Die retardierende Wirkung des Arzneistoffs sorgt dafür, dass der Patient durch die verzögerte Abgabe nur eine Tablette innerhalb von 24 Stunden einnehmen muss statt zum Beispiel zwei. Krebspatienten oder Patienten mit Gelenk- beziehungsweise Rückenschmerzen profitieren davon.

„Da haben wir uns einen Namen gemacht“, unterstrich Mathias Scheer, Executive Director und Mitbegründer des Unternehmens, gestern bei einem Pressegespräch. 2014 verzeichnete das Unternehmen einen Jahresumsatz von rund 60 Millionen Schweizer Franken. Seit ihrer Gründung 2006 wuchs die Firma nach eigenen Angaben jedes Jahr zweistellig.

Bislang wurden die Produkte von Develco entwickelt, die Vermarktung aber hätten andere Firmen übernommen, erläutert Scheer. Zu den Kunden gehören renommierte Unternehmen wie Hexal, Ratiopharm oder Stada, unter deren Namen die von Develco entwickelten Arzneimittel in der Apotheke verkauft werden.

„Wir haben mit der generischen Entwicklung begonnen“, so Scheer. Mittlerweile verfüge man indes über ein ganzes Portfolio mit nicht-generischen Produkten, betonte der technische Direktor Thomas Koy. In der Vorbereitung aller Erzeugnisse habe man sich - auch nach einer Abstimmung unter allen Mitarbeitern - entschieden, in Schopfheim den neuen Produktionsstandort aufzubauen.

Denn während Develco die Produkte bislang bei einem Lohnhersteller in der Schweiz produzieren ließ, sollen künftig die von Develco entwickelten Arzneimittel in der Grienmatt hergestellt werden. Der Lohnhersteller soll zwar in Diensten bleiben, aber Develco will künftig selbst die pharmazeutische Bulk-Produktion, also das Herstellen in großen Massen, übernehmen.

Damit man sich eine ungefähre Vorstellung machen kann, um welche Dimensionen es hier geht: Allein nach dem ersten Bauabschnitt wäre Develco in der Lage, 500 Millionen Tabletten in einem Jahr herzustellen; wenn alles fertiggestellt ist, rund eine Milliarde.

Zum Vergleich: Nach eigenen Schätzungen von Mathias Scheer beträgt der Markt der starken Schmerzmittel in Deutschland etwa 500 Millionen Tabletten - Develco könnte also mit der anvisierten Jahresproduktion den deutschen Markt decken. Das Geschäftsmodell mit seiner anspruchsvollen Entwicklung wird so um neue Wege erweitert. „Wir haben hier eine gute Nische besetzt“, sagt Mathias Scheer.

Um den Neubau anzugehen, hat das Unternehmen zahlreiche Hürden zu meistern, genehmigungspflichtiger-, behördlicher und administrativer Art, aber es gilt auch, die baulichen Voraussetzungen zu schultern.

So bedeutet allein die kostenträchtige Entsorgung der belasteten Erde (Brandabfälle, Blei) einen enormen Aufwand. Das Gelände wurde immer wieder beprobt, analysiert und klassifiziert, „gestern kam die Baufreigabe für die Bodenplatte“, freuten sich Mathias Scheer und Thomas Koy. Die Zusammenarbeit mit den Behörden und der Stadt indes funktioniere gut.

Für den neuen Standort beauftragte Develco, sich an ökologischen Standards orientierend, eine Firma mit der Erstellung eines Gesamt-Energiekonzepts: So ist ein Blockheizkraftwerk und Fotovoltaik vorgesehen.

Geplant ist, dass das neue Produktionsgebäude zum Jahresende im Rohbau steht; im vierten Quartal 2016 soll es produktionsbereit sein, zum zehnjährigen Bestehen, und die volle Produktion soll von 2017 an laufen.

Develco wurde im August 2006 an zwei Standorten gegründet: in Binningen / Schweiz und in Schopfheim. Mittlerweile befindet sich der Schweizer Standort in Pratteln. Der Hauptsitz wurde wegen der speziellen Mezzanine-Finanzierungsmöglichkeiten in der Schweiz angelegt; um auch einen Standort in der EU zu haben, kam Schopfheim ins Spiel. Rund 50 Mitarbeiter sind insgesamt in der Develco-Gruppe beschäftigt.

Das Unternehmen wurde von Mathias Scheer und Dirk Kramer (verstorben) sowie den Juniorpartnern Marc Fischer und Hélène Rey gegründet. Mitanteilseigner wurde zwischenzeitlich Olaf Mundszinger.

Technischer Direktor Thomas Koy, der im April dazustieß, wird die Geschäftsführerfunktion übernehmen.

Executive Director Mathias Scheer, der in der Hebelmusik Hausen spielt, will den Schwerpunkt seiner Arbeit auf die strategische Weiterentwicklung des Unternehmens, das auch einen Kunden in den USA hat, auf den Standort Schopfheim und auf neue Entwicklungsfelder legen.

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