Schopfheim Zentralklinik: Nitz zieht gegen die „Rote Karte“ ein Ass aus dem Ärmel

Markgräfler Tagblatt

Standort: Schopfheim landet auf Platz zwei hinter Lörrach /Problem: Wasserschutzzone II

Böses Erwachen für die Markgrafenstadt: Im Poker um den Standort des neuen Zentralklinikums bekam sie im Bewertungsverfahren für ihr Grundstück in Gündenhausen eine „Rote Karte“ verpasst. Sie wäre somit schon aus dem Rennen – hätte Bürgermeister Christof Nitz bei der Klausurtagung des Kreistages am Samstag nicht noch ein Ass aus dem Ärmel gezogen.

Schopfheim . Als „Orientierungshilfe“ für die Kreisräte hatten das Landratsamt und die Kreiskliniken in Zusammenarbeit mit einer Beratungsfirma eine so genannte „Bewertungsmatrix“ erstellt, die die drei Standortvorschläge (Lörrach, Rheinfelden und Schopfheim) nach sechs prozentual gewichteten Kriterien prüft. Dies sind: Grundstücksgröße und -zuschnitt (Gewichtung in der Gesamtbewertung: 7,5 Prozent); bauplanungsrechtliche Eckdaten (20 Prozent); Grundstücksbeschaffenheit (17,5 Prozent); Lage, Regionalität, Wohnortnähe, Anbindung an städtisches Umfeld als wichtigstes Kriterium (27,5 Prozent); öffentliche Erschließung (15 Prozent) und Beschaffungskosten (12,5 Prozent). Jeder einzelne Punkt ist noch einmal in Unterpunkte gegliedert. Je besser ein Grundstück eines der Kriterien erfüllt, desto mehr Prozentpunkte gibt es dafür.

Die „Rote Karte“ kassierte Schopfheim bei den „bauplanungsrechtlichen Eckdaten“. Der Grund: Das Areal in Gündenhausen liegt derzeit in Wasserschutzzone II, in dem bauliche Anlagen nicht erlaubt sind. Das Landratsamt argumentiert, das Grundwasser von dort speise drei Tiefbrunnen des Zweckverbandes Dinkelberg, die ein möglicher Klinikneubau gefährden könnte. Deshalb gebe es keine Möglichkeit für eine Befreiung.

Allerdings, so räumte der Erste Landesbeamte Ulrich Hoehler gestern bei einer Pressekonferenz im Kreiskrankenhaus Lörrach ein, gebe es seit der Klausurtagung „Bewegung in dieser Sache“.

Tatsächlich konnte Christof Nitz ein hydrologisches Gutachten ins Feld führen, das seit mehreren Jahren in Arbeit sei und kurz vor der Vollendung stehe. Daraus ergebe sich, dass sich die Grundwasserströme westlich von Gündenhausen verändert hätten. Folge: Das Grundstück fürs Zentralklinikum würde komplett aus der Schutzzone herausfallen.

Landrätin Marion Dammann erklärte dazu, die Stadt habe jetzt Gelegenheit, das besagte Gutachten nachzureichen. Dann werde zu prüfen sein, ob man den Ausschlussgrund beseitigen könne. Sie gab allerdings zu bedenken, dass die „zeitliche Dimension“ auch eine Rolle spiele. Die Änderung einer Trinkwasserverordnung dauere in der Regel mehrere Jahre.

Ein weiteres Minus kassierte die Stadt bei den baurechtlichen Eckdaten zudem, weil das besagte Grundstück in einer Grünzäsur liegt. Um den Eingriff durch den Bau eines Zentralklinikums dagegen abzuwägen, bedürfe es eines Regionalplanverfahrens, dessen Ergebnis „ungewiss“ sei, so Ulrich Hoehler.

Unterm Strich bekam Schopfheim in diesem Bereich des Bewertungskatalogs deshalb nur 3,5 von 20 möglichen Punkten - deutlich weniger als die beiden Konkurrenten aus Lörrach und Rheinfelden.

Mit Kopfschütteln quittierte nicht nur Christof Nitz die Rechenkünste hinsichtlich der Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr. Obwohl der Standort Schopfheim auf eine neue S-Bahnhaltestelle in unmittelbarer Nähe vorweisen kann, gab es dafür in der Matrix nur ein „befriedigend“ und 12 von 20 möglichen Punkten. Andererseits kassierte der Standort Lörrach, der keinen eigenen Haltepunkt hat, indes nicht null, sondern immerhin noch vier Punkte, und zwar allein dafür, dass er „in der Nähe der Bahntrasse“ liegt.

Als Begründung für den Punktabzug in Schopfheim erklärte Ulrich Hoehler, dies sei vor allem wegen des 30-Minuten-Taktes, der dafür sorge, dass die S-Bahn in den Stoßzeiten nicht genügend Mitarbeiter und Besucher nach Gündenhausen bringen könnte. Nötig dafür wäre ein 15-Minuten-Takt, Doppelstockwaggons oder ein zweites Gleis.

Abzüge gab es für Schopfheim außerdem, weil die Verbandskläranlage in Steinen „weder quantitativ noch qualitativ“ in der Lage sei, die anfallenden Abwässer zu reinigen. Dazu wäre vielmehr eine zusätzliche Vorklärung vonnöten.

In der Gesamtabrechnung belegt Schopfheim derzeit mit 75,5 Prozentpunkten den zweiten Platz hinter Lörrach, das auf 84,3 Punkte kommt. Rheinfelden landete bei 74,7 Punkten. Damit ist das letzte Wort aber noch nicht gesprochen (siehe gesonderten Artikel).

Weitere Informationen: Zum Stand des Bewertungsverfahrens findet in Schopfheim am Montag, 6. Februar, um 19.30 Uhr in der Stadthalle ein Bürgerinformationsgespräch statt.

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