Schopfheim Zukunftsmodell mit Leben erfüllt

Markgräfler Tagblatt

Feier zum zehnjährigen Bestehen des Hofs Dinkelberg / Ökologischer Betrieb mit Sozialtherapie

Schopfheim-Wiechs (os). Als ein „Musterbeispiel für landwirtschaftliche Direktvermarktung in biologisch-dynamischer Ausrichtung“ und vor allem aufgrund der Kombination mit Sozialtherapie bezeichneten Landrätin Marion Dammann und Bürgermeister Christof Nitz den Hof Dinkelberg, der seit zehn Jahren besteht.

Die Feier und die anerkennenden Worte, so sagte Hofbetreiber Markus Hurter, verdeutlichten auch, dass man mit der Kombination aus biologisch-dynamischer, ökologisch ausgerichteter und gleichzeitig sozialtherapeutischer Landwirtschaft ein Zukunftsmodell mit Leben erfülle.

Nach der Begrüßung der Gäste, unter ihnen auch zahlreiche Kreis- und Stadträte, durch die Vertreter des Vereins Kambium, Christine Arncken und Georg Freidel, war es an Landrätin Marion Dammann, die Verdienste des Hofs zu würdigen. Vor zehn Jahren und damals im Zuge des vom Landkreis mit auf den Weg gebrachten Projekts „Mensch werden in der Landwirtschaft“ habe der Kreis Lörrach dem Verein „Kambium“ die Verantwortung nicht nur für den Hof Dinkelberg, die Gebäude und Ländereien überlassen, sondern bewusst auch die soziale Komponente gefördert - der Hofbetreiber arbeitet mit Behinderten.

Bis der Hof Dinkelberg als Landbauwirtschaft so dastand wie heute, seien viel Engagement und Kreativität nötig gewesen. Die Landrätin bescheinigte Markus Hurter und seinem Team Konsequenz in der Verfolgung ihres Weges, ökologische Landwirtschaft mit Sozialtherapie zu verbinden.

Rund 100 ökologisch wirtschaftende landwirtschaftliche Betriebe gebe es im Kreis Lörrach; der Hof Dinkelberg sei durch die Kombination Landwirtschaft und Sozialtherapie herausragend, lobte die Landrätin.

In den Genuss der Produkte kämen nicht nur die Bezieher der so genannten „Dreiland-Biokiste“, immerhin fast 600 Familien in der Region, sondern auch die Wochenmarkt-Kunden und die Küche - und damit die Bewohner - des Markus-Pflüger Heims. Insgesamt rund 30 gehandicapte Bewohner arbeiten auf dem Hof Dinkelberg. Diese Inklusion sei zusätzlich zur Landwirtschaft eine Herausforderung, die das Team von Markus Hurter bestens bewältige.

Auch Bürgermeister Christof Nitz erinnerte an die Anfänge vor zehn Jahren, lobte die damalige Risikobereitschaft und die Position, die sich der Hof Dinkelberg zwischenzeitlich erworben habe. Nitz freute sich darüber, dass Schopfheim einen solchen Hof hat in einer Zeit, die vom großflächigen Ausstieg vieler landwirtschaftlicher Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe gekennzeichnet sei, so Nitz.So habe man in den vergangenen 15 Jahren einen Rückgang von 100 Haupt- und Nebenerwerbsbetrieben auf 70 erleben müssen.

Nitz lobte das Modell Landwirtschaft und Inklusion, das man auf dem Hof Dinkelberg angegangen sei, lange bevor Inklusion ein Schlagwort war. Abschließend betonte der Bürgermeister, dass man seitens der Stadt den Hof Dinkelberg nach Kräften unterstützen werde. Als aktuelles Beispiel nannte er die Absage des Stadtrates an die so genannte „Sengelen-Trasse“, die im Falle ihrer Realisierung weitreichende Auswirkungen auf den Hof Dinkelberg und seine Acker- und Wiesenflächen gehabt hätte.

Thomas Schmid als Vertreter des Verbandes „demeter“ schlug in seinem Festvortrag die Brücke zwischen zehn Jahren Hof Dinkelberg und 90 Jahren Rudolf Steiner und dessen Philosophie. Marianne Rutschmanns Vortrag erlaubte Einblicke in die sozialtherapeutische Arbeit. Umrahmt wurde der kleine Festakt von den Mitarbeitern des Hofes, die auf besondere (musikalische) Art vorstellten, wie auf dem Hof mit betreuten Menschen im Sinne des Inklusionsgedankens gearbeitet wird, bevor die Geburtstagsfeier mit Markus Hurters Blick voraus „Wem gehört die Landwirtschaft – Fragen und Impulse zur Zukunft unseres Hofes“ ausklang.

Am Abend gab es dann noch das Bauernkabarett „Bure zum Alange“ mit Nikolaus König und Wolfgang Winterhalder aus Titisee-Neustadt. Am Sonntag lud das Hofteam zum Einsäen eines Getreidefeldes ein.

Schopfheim (os). Nach zehn Jahren auf dem Hof Dinkelberg seien Zukunftsinvestitionen vor allem in die bauliche Infrastruktur und damit die betriebliche Leistungsfähigkeit nötig, sagte Hofbetreiber Markus Hurter in seinem Vortrag beim Festakt. Den Investitionsbedarf für neue beziehungsweise modernisierte Gewächshäuser, Ställe und Scheunen bezifferte er auf rund 1,5 Millionen Euro. Selbst finanzieren könne der Hof dies nicht, sagte Hurter und zeigte eine Zukunftsvision auf. Da im Falle der Investitionen ein Eigentum an den bewirtschafteten Flächen und am Betriebskapital Sinn mache, schwebt dem Hof-Dinkelberg-Bauer vor, das Grundeigentum von einer Bürgerstiftung übernehmen zu lassen. Das Betriebskapital könnte über Kunden- und Verbraucher-Beteiligung, etwa über eine Genossenschaft oder eine Aktiengesellschaft, übernommen werden. Eine Bürgerstiftung könnte, so die Vision von Markus Hurter, nicht nur die aktuellen Flächen des Hof Dinkelberg unter ihre Fittiche nehmen und sie dann weiterverpachten, sondern auch weitreichende, andere landwirtschaftliche Nutzflächen auf Schopfheimer Gemarkung. Der Hof Dinkelberg bewirtschaftet aktuell rund 100 Hektar. 20 davon und die Hofstelle sind im Besitz des Kreises Lörrach, von diesem an den Hof Dinkelberg verpachtet. Die weiteren 80 Hektar hat der Hof Dinkelberg von 80 Verpächtern angemietet, so Markus Hurter. Das Team des Hofs Dinkelberg umfasst aktuell 25 Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit. Dazu kommen die 30 gehandicapten Bewohner des Markus-Pflüger-Heimes. Die genannten Zukunftsvisionen habe er in den zehn Jahren Tätigkeit auf dem Hof Dinkelberg entwickelt, so Hurter. Kommendes Jahr wolle man an die konkrete Realisierung gehen, nannte Hurter unter dem Beifall der Gäste sein Zukunftsziel.

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