Schwörstadt Baden hinterm Maschendrahtzaun

Die Oberbadische

Der Rhein fließt ruhig, Absperrung schlägt Wellen / In Schwörstadt herrscht regelrecht zornige Stimmung

Von Rolf Reißmann

Schwörstadt. Dass am vergangen Sonntag bis Mittag relativ wenige Gäste in das Schwörstädter Freibad kamen, lag zu einem Gutteil am kühlen Wetter der Vortage. Dass aber einige Gäste nach nur wenigen Minuten das Bad wieder verließen, lag am neuen Zaun, der den Zugang zum Rhein verhindert.

Sehr viele Badegäste kommen seit Jahren aus Schopfheim, Lörrach, Basel, sogar aus Waldshut und Kandern nach Schwörstadt, weil sie hier im Rhein schwimmen konnten. Vor allem jene haben nicht mitbekommen, dass dies aus Sicherheits- und Haftungsgründen unterbunden wurde. Regelrecht zornige Stimmung herrschte auf der Liegewiese, durchweg war die gleiche Meinung zu hören.

Roland Issner aus Zell ist verärgert, denn an anderen Gewässern werden auch Warnschilder aufgestellt und die Schwimmer können dort ins Wasser. „Dies ist eine Entmündigung der Bürger, mit dem Zaun wird das Schwimmbad zum Knast“, sagte er. Ein anderer Badegast fragte, warum man auf dem Rhein keine Begrenzung durch Bojen angebracht habe, der Bodensee werde doch auch nicht eingezäunt.

Auch Jürgen Laule sieht sich eingesperrt. „Warum musste diese schlechte Lösung so überhastet durchgesetzt werden, statt gemeinsam mit dem Förderverein nach einem Kompromiss zu suchen“, fragte er. Etliche Badegäste meinten, dass die Situation jetzt viel gefährlicher sei, denn wenn nun im Rhein ein Schwimmer in Not kommt, könne vom Bad aus niemand schnell zu Hilfe eilen.

Ingelore Dietsche aus Schopfheim zeigte wie viele andere Besucher Verständnis dafür, dass die Haftung klar geregelt sein müsse, aber mit dieser „brutalen“ Lösung sei eine Idylle zerstört worden „Warum setzt man den Zaun nicht 15 Meter vom Ufer entfernt, dann hätten die Rheinbader draußen noch Platz zum Liegen,“ schlug sie vor. Durchweg besteht die Auffassung, dass Bürgermeister Artur Bugger das Ziel habe, das Bad so bald wie möglich zu schließen. Etliche hatten die Gemeinderatsitzung besucht, in der die Abzäunung beschlossen wurde. Alle störten sie sich daran, dass der Bürgermeister rigoros den sofortigen Zaunbau durchsetzte.

Auch war vielfach zu hören, dass der Gutachter keineswegs neutral gewesen sei, er habe sich dem Bürgermeister regelrecht angebiedert, aber nie Gesetze und Paragraphen zur Begründung genannt. Sogar der Verdacht auf ein „Gefälligkeitsgutachten“ war zu hören. Zudem habe der Bürgermeister die ihm überreichten 500 Unterschriften gegen die Abzäunung regelrecht unterschlagen und auf den offenen Brief dazu bisher nicht geantwortet. Verärgert sind etliche Badegäste darüber, dass die von Stephan Frank und Doris Schütz in der Sitzung vorgeschlagene Suche nach anderen Lösungen nicht sofort weiter verfolgt wurde. So wollen einige Bürger den Rechtsweg gegen das nach ihrem Empfinden rechtlich unkorrekte und nicht neutrale Gutachten beschreiten, andererseits sollen Fernsehanstalten auf diese bürgerunfreundlich genannte Entscheidung hingewiesen werden.

Kritik wurde an den Gemeinderäten laut, die ohne zwingenden Grund diesem Vorschlag des Bürgermeisters gefolgt seien. Wenn nur andere Entscheidungen auch so schnell getroffen würden, meinte eine Einwohnerin, und nannte die Regenwasserableitung in Niederdossenbach. Ein Badegast sah den Zaun als durchaus berechtigt, damit niemand unabsichtlich in den Fluss gelange, aber die Tür sollte zu öffnen sein und ein Schild eindeutig darauf hinweisen, dass hier die Haftung der Gemeinde endet und dahinter jeder auf eigene Gefahr handele. Immer wieder wurde die Frage gestellt, wieso hier so rigoros abgegrenzt werde, aber nur wenige Kilometer flussabwärts im Schweizer Rheinfelden und in Basel sogar neben dem Frachtschiffverkehr gebadet werden darf.

Keiner der Badegäste wollte Bn ürgermeister oder die Gemeinderäte mit persönlicher Haftung belegen, aber die Art empfanden sie als „Durchpeitschen“.

Jetzt solle schnell eine Lösung gefunden werden, den Rhein wieder zugängig zu machen, sonst verliere Schwörstadt die einzige Attraktion, die es bisher hatte, waren sich die Gäste einig. Auch der Förderverein befürchtet durch die Abzäunung einen schweren Schlag gegen das Bad. Etliche Mitglieder wollen sich nicht mehr engagieren. Vorsitzender Gerhard Wenk erwartet einen deutlichen Rückgang der Besucherzahlen. Inwieweit dann der Verein noch helfen könne, werde sich zeigen.

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