Schwörstadt In Dossenbach war „Endstation“

Die Oberbadische
In Dossenbach werden am 18. Juni die Freischärler aufmarschieren. Unser Foto entstand bei den „Hecker“-Festspielen vor fünf Jahren in Schopfheim. Archivfoto: Harald Pflüger Foto: Die Oberbadische

Jubiläum: Feier am 18. Juni zum 200. Geburtstag der 1848er-Revolutionäre Emma und Georg Herwegh

Unter dem Titel „Endstation Dossenbach“ findet am Sonntag, 18. Juni, auf dem Festplatz eine große historische Feier statt. Anlass ist der 200. Geburtstag der beiden 1848er-Revolutionäre Emma und Georg Herwegh, für die in Dossenbach einst „Schluss“ war.

Von Tim Nagengast

Schwörstadt-Dossenbach. Der Freiheitsdichter Georg Herwegh („Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will.“) und seine Frau Emma haben im Dorf ihre Spuren hinterlassen. Eine Straße ist nach ihnen benannt, und auf dem Friedhof erinnert ein Grab- und Gedenkstein an die im Gefecht zwischen Dossenbach und Niederdossenbach gefallenen Freischärler.

Historischer Hintergrund

Dieses Gefecht fand am 27. April 1848 im Zuge der Badischen Revolution statt. Die von Georg Herwegh angeführte Deutsche Demokratische Legion traf dabei auf dem Rückzug in die Schweiz auf eine Kompanie württembergischer Infanteristen. Diese waren zwar zahlenmäßig unterlegen, hielten dem Angriff der Freischärler jedoch stand. Als württembergische Verstärkungen eintrafen, zogen sich die Revolutionäre zurück und flohen in Richtung Schweiz. Georg Herwegh und seine Frau konnten dabei auf die Hilfe des Bauern Jacob Bannwarth aus Karsau setzen.

Nachdem bereits andere Freischärlerzüge in Gefechten auf der Scheideck bei Kandern und bei Günterstal unterlegen waren, markierte das Gefecht bei Dossenbach das Ende der bewaffneten Aprilunruhen in Baden.

Die 650 Männer starke Freischar deutscher Handwerker im französischen Exil wurde im Gefecht von Dossenbach am 27. April 1848 von einer Kompanie württembergischer Soldaten zerschlagen.

Georg Herwegh

Georg Herwegh wurde am 31. Mai 1817 in Stuttgart als Sohn des Gastwirts Ludwig Herwegh und seiner Frau Rosine Catharina geboren. Nach dem Gymnasium studierte er in Tübingen Theologie und Rechtswissenschaften und floh vor dem Militärdienst in die Schweiz. Trotz Zensur wurde er 1842 einer der bekanntesten deutschen Freiheitsliteraten mit Bestsellerauflagen. In Berlin lernte Herwegh 1842 seine künftige Frau Emma, geborene Siegmund, kennen.

Emma Herwegh

Emma Herwegh wurde am 10. Mai 1817 in Berlin als Tochter des Bekleidungshändlers und Hoflieferanten Gottfried Siegmund in wohlhabende Verhältnisse hineingeboren. Die hochgebildete, zu Pferd und beim Pistolenschießen sichere junge Frau suchte sich anstatt eines adeligen Bewerbers bewusst den Freiheitsdichter als Ehemann aus. Schon nach wenigen Tagen Bekanntschaft verlobte sich das Paar. Der König von Preußen verwies den Dichter nach einer Audienz außer Landes. Die Herweghs heirateten im März 1843 im Kanton Aargau, der Kanton Basel-Land gewährte ihnen das Bürgerrecht. Nach der Hochzeit lebte das Paar in Paris.

Während Georg anno 1875 verarmt in Baden-Baden starb, überlebte Emma ihren Mann fast 30 Jahre. Sie starb im Jahr 1904 in Paris. Begraben ist das Revolutionäre-Paar in Liestal.

Historische Feier

Zur Erinnerung an die beiden Revolutionäre veranstaltet die Freiwillige Feuerwehr-Abteilung Dossenbach am Sonntag, 18. Juni, ein großes historisches Fest. Maßgeblich an der Organisation beteiligt sind zudem Heinz Siebold, Jeannot Weißenberger und die „Heckersänger“ aus Schopfheim. Die Idee für das Fest stammt vom früheren Dossenbacher Ortsvorsteher Kurt Vollmer und dessen Nachfolger Arndt Schönauer.

Festprogramm

Das Fest beginnt um 10 Uhr mit einer Kranzniederlegung auf dem Dossenbacher Friedhof am Grab der gefallenen Freischärler. Eine Matinee auf dem Festplatz schließt sich ab 11 Uhr an. Dort hält Heinz Siebold den Festvortrag unter der Überschrift „Der Freiheit eine Gasse“. Des Weiteren gibt es ein „unglaublich historisches Interview“ mit dem Titel „Emma und Georg Herwegh in Dossenbach“. Auftritte der Schopfheimer „Heckersänger“ und des Gesangvereins Dossenbach runden das Festgeschehen ab. Zudem gibt es eine historische Führung mit Kurt Vollmer. Jeannot und Christian Weißenberger alias „D’Knaschtbrüeder“ sorgen beim anschließenden Hock für Unterhaltung. Wer schon früher feiern will: Ab 9 Uhr gibt es ein „Freischärler-Z’Morge“ am Festplatz.

Die gesamte Veranstaltung kostet keinen Eintritt. Für die Bewirtung sorgt die Feuerwehr Dossenbach.

Jeder kann mitmachen

Die Veranstalter hoffen auf eine rege Beteiligung der Bevölkerung. Jedermann – ob jung, alt, groß oder klein – wird aufgefordert, die Szenerie historisch kostümiert zu bereichern. Ein Stück Brot und ein „Chrüsli“ Most im Korb sind gerne gesehen.

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